Licht und Helligkeit: Symbole für Hoffnung und neues Leben

Für die ersten Christen war die Kerze sowohl ein Symbol des Lichts als auch ein Abbild Gottes.

In der dunklen Jahreszeit rund um Weihnachten gilt heute das flackernde Licht echter Kerzen als besonders stimmungsvoll. In früheren Zeiten ging die Bedeutung des Lichtes jedoch weit über den «Wohlfühlfaktor» hinaus.

Vor allem in der Mittwinterzeit war Licht ein Hoffnungsträger: Als Abbild der Sonne, deren Rückkehr man um diese Jahreszeit sehnsüchtig erwartete, wies der Schein des Lichtes auf das baldige Wiedererwachen der Natur hin. Darüber hinaus boten Licht und Feuer stets Schutz und Wärme.

Lebenslicht

Die sich selbst verzehrende Kerze mit ihrem flackernden Schein wurde auch zum Abbild des menschlichen Lebens. Im alten Volksglauben symbolisierten Kerzen das «Lebenslicht» des Menschen. Ihrem aufsteigenden Rauch sagte man nach, er trüge die Gebete und Wünsche der Gläubigen zum Himmel, ihr Duft sei Gott wohlgefällig und erfreue die Heiligen.

Zeichen für das Wirken der Gnade

Während Kerzen im antiken Rom als Symbol der wiederkehrenden Sonne und des Lebens interpretiert wurden, standen Feuer und Licht im alten Israel für die Gegenwart Gottes. Die brennenden Kerzen der Menorah - der siebenarmige Leuchter ist eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums - galten zudem als Zeichen für das Wirken der göttlichen Gnade.

Für die ersten Christen war die Kerze sowohl ein Symbol des Lichts als auch ein Abbild Gottes, der sich in der Gestalt seines Sohnes Jesu Christi für die Menschen verzehrt wie das Wachs der Kerzen durch die Flamme. Darüber hinaus repräsentierten Kerzen als «Licht, das in der Finsternis leuchtet» oder als «Licht, das in die Welt gekommen» ist, auch die Hoffnung der Menschen auf die kommende Welt, das Reich Gottes.

Jesus das Licht der Welt

Im Laufe der Jahrhunderte gewannen das Kerzenlicht und seine Symbolik zunehmend an Bedeutung. Wohlriechende Kerzen galten im kirchlichen Leben fortan als unverzichtbar. Jetzt wurde Christus als das «Licht der Welt» verkündigt und die Gläubigen ermahnt, «vor Liebe zu brennen» und sich für die Sache Jesu Christi «in Liebe zu verzehren».

Allerdings waren hochwertige Kerzen für einfache Leute nahezu unerschwinglich und wurden daher nur zu ganz besonderen Anlässen verschenkt, gestiftet oder angezündet. So erleuchteten üppig bestückte Christbäume zunächst nur die Weihnachtstafeln der Adelshäuser bis ihr festlicher Glanz, etwas später, auch in bürgerlichen Wohnstuben erstrahlte.

Lange galt der Weihnachtsbaum als Requisit protestantischer Weihnacht. Aller frommen Überlieferung zum Trotz scheint es jedoch keineswegs der Reformator Martin Luther (1483-1546) gewesen zu sein, der dem in die Stube geholten Tannenbaum die erste Kerze aufsteckte. Das Anzünden eines Weihnachtslichtes war schon in vorreformatorischer Zeit Brauch.

Dem Christuskind den Weg weisen

Mit ihm hat man - lange bevor der geschmückte Weihnachtsbaum salonfähig wurde - selbst in ärmlichen Stuben der Geburt Jesu gedacht und an die Ankunft des «Lichts der Welt» erinnert. Zudem war es üblich, im Schein der Weihnachtskerze der Verstorbenen des vergangenen Jahres zu gedenken und mit einem lichtbesteckten grünen Zweig oder Apfel als Zeichen der Freundschaft und Symbol des Friedens seinen Mitmenschen ein gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen.

Um das göttliche Licht der Weihnacht auch nach aussen hin sichtbar zu machen, war es zudem vielerorts üblich, Kerzen oder einfache, mit Öl gespeiste Lichter in die Fenster zu stellen. Sie sollten den Gläubigen, die sich am Heiligen Abend auf den Weg zur Christmette machten oder vom Weihnachtsgottesdienst zurückkehrten, leuchten. In Irland, wo dieser Brauch noch immer geübt wird, heisst es, die Lichter würden entzündet, um dem Christuskind den Weg zu weisen und die Heilige Familie nicht ein zweites Mal in der Christnacht ohne Unterkunft zu lassen.

Lichtträger der Weihnachtszeit

Obwohl die Geschichte des kerzenbesteckten Weihnachtsbaums im Gegensatz zu den alten Lichtbräuchen erst vergleichsweise kurz ist, konnte er sich Land auf und Land ab als unverzichtbares Weihnachtsattribut etablieren. Ja, er ist zum eigentlichen «Lichtträger» der Weihnachtszeit geworden. Erst wenn «am Weihnachtsbaum die Lichter brennen» öffnet sich - so ist es Brauch - die Tür zum Weihnachtszimmer - Lichterglanz und Kerzenduft sind für viele noch immer Kindheitserinnerung und Nostalgie pur.

Datum: 25.12.2007
Quelle: Epd

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