Kommentar

Märtyrer-Verwirrung

Märtyrer waren friedfertige Zeugen, Zeugen für die Auferstehung von Jesus Christus und die ewige Bedeutung seines Todes. Das Bezeugen des im Himmel inthronisierten Herrn begann mit der Pfingstpredigt des Petrus in Jerusalem. Es kostete in der Folge - und kostet immer noch - einzelne Zeuginnen und Zeugen das Leben. Denn es geht nicht ab ohne Konfrontationen mit irdischen Mächtigen und dämonischen Mächten.
Stefanus war der erste Märtyrer - er wurde in Jerusalem gesteinigt. (Bild: Darstellung der Steinigung im Kölner Dom)

Der Jerusalemer Diakon Stefanus war der erste Märtyrer. Der erste von vielen tausend Bekennern, die in den folgenden Jahrhunderten ihr Leben gaben. Dies hat zu einer Verengung des Begriffs geführt: Märtyrer sind Blutzeugen.

Begriff pervertiert

Dass islamistische Extremisten den positiven christlichen Begriff an sich rissen und für hinterhältige, selbstmörderische Gewalt missbrauchen, ist tragisch. Die Medien machen das ebenso traurige wie unsinnige Spiel mit, indem sie Selbstmordattentäter als Märtyrer bezeichnen. Sie sind es nicht.

Gewalttäter haben nichts gemein mit Christen, die sich aus Liebe zu Jesus, der sein Leben für alle Menschen gab, exponieren und in gefährlichen Gebieten dienen. Die beiden Deutschen, die Kinderkrankenschwester und die Krankenkassenangestellte, wollten bei ihrem Einsatz im Jemen als Pflegehelferinnen Bedürftigen wohl tun. Rita Stumpp hatte an einem humanitären Einsatz in Kasachstan teilgenommen, Anita Grünwald dreimal im südafrikanischen Armenhaus Malawi mitgeholfen.

Unvorsichtig

Doch Nordjemen hat Aufständische, denen die Regierung (mit viel Gewalt gegen die eigene Bevölkerung) nicht beikommt, Kaida-Extremisten und wohl auch Kriminelle, die sich im Grenzgebiet zu Saudi-Arabien herumtreiben. Der fatale Gruppenausflug der Ausländer aus der Stadt Saada, in der Christen seit den 1970er Jahren medizinisch tätig sind, war riskant. Dass aber der ZDF-Beitrag solche "radikale Christen" in die Nähe von Extremisten rückt, ist ein Skandal.

Protest: ZDF vergleicht Missionare mit Attentätern 

Hätten Christen nicht vor Jahrzehnten den Mut besessen, im Nordjemen eine Klinik mit Geburtsstation aufzubauen (eine Klinik, die seither von der Regierung übernommen wurde!) - viele der Menschen dort wären gar nicht am Leben.

Leider haben die Kirchen zugelassen, dass ihnen der Begriff Märtyrer entrissen wurde - und nun mit der Assoziation menschenverachtender islamistischer Gewalt auf Bekenner zurückfällt.

Geht auch ‚Mission‘ verloren?

Geschieht Ähnliches mit dem Begriff Mission? Zu ihrem eigenen Schaden wehren sich manche Kirchenverantwortliche nicht für Mission - als gäbe es eine Alternative dazu in der globalisierten Welt, mit Konkurrenz der Religionen. Man duckt sich unter antichristlicher und antireligiöser Polemik, welche den monotheistischen Religionen insgesamt ein Gewaltpotenzial unterstellt. Was wesentlich zur Verwirrung beiträgt.

Es gibt zu Mission keine Alternative - wenn wir als Christen leben und frei bleiben wollen. Hinduistische und islamische Bewegungen kopieren seit langem Strategien christlicher Mission und wenden sie an, auch im Westen.

Regierungen in der islamischen Welt, die sich formell auf die Achtung der Menschenrechte verpflichtet haben, drangsalieren ihre Bevölkerungen und verweigern Religionsfreiheit. Sollten Christen da, wo Menschen dieses Grundrecht vorenthalten wird (mit wachsendem Fanatismus im Gefolge), auf Mission verzichten? „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen", sagten die ersten Zeugen des Auferstandenen im Verhör. Das gilt auch im 21. Jahrhundert.

Datum: 08.08.2009
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung