Schaumwaffel mit Migrationshintergrund

Wie gefährlich ist der M*****kopf?

Ein Erdbeben erschüttert die Schweiz. Sind die «Mohrenköpfe» harmloses Kulturgut oder Ausdruck von latentem Rassismus? Dahinter die Frage: Was dürfen wir noch denken und sagen?
Dubler-Mohrenköpfe
Kolumne von Pfr. Geisler im «Wiesbadener Tagblatt»
Redaktor Reinhold Scharnowski
Protest

Man könnte es unter «Sommerloch-Stopfer» verbuchen, wenn wir nicht gleichzeitig von allen Seiten «Black Lives Matter» eingehämmert bekämen. Und plötzlich wird eine Marketing-Entscheidung der Migros zu einem heiss diskutierten Politikum. Der Grossverteiler verbannt die Dubler-Mohrenköpfe wegen «Diskriminierung» und «Rassismus» aus seinem Sortiment.

Ein Sklave oder ein Heiliger?

Doch wofür der Mohrenkopf steht, ist umstritten. So schreibt etwa der evangelische Pfarrer Eberhard Geisler aus Bärstadt, dass ein «Mohrenkopf» das Porträt des Heiligen Mauritius darstelle – den Schweizern mit St. Maurice im Wallis wohlbekannt. Seine Kolumne im «Wiesbadener Tagblatt» ging viral. Pfarrer Geisler schreibt weiter, Mauritius habe sich als Anführer der Thebäischen Legion Roms geweigert, Christen ihres Glaubens wegen zu töten. Wegen dieser Befehlsverweigerung sei er vom Kaiser hingerichtet worden. «Mauritius war Afrikaner. Sein dunkles Konterfei ziert als Standbild den Magdeburger Dom, im Wappen des Bistums München und in Freising ist er als Schutzheiliger abgebildet, als solcher ist er auch in das Wappen Papst Benedikt XVI. gewandert», erklärt Eberhard Geisler. Mauritius sei auch Schutzheiliger des Kantons Appenzell Innerrhoden und einer der meistverehrten Heiligen im deutschsprachigen Raum. Demnach sei «Mauritius – Maurus – Mohr» eigentlich ein Ehrentitel, so die Quintessenz der Aussagen von Pfr. Geissler. Aber viele wüssten nicht um diesen Namenshintergrund. Statt des Mohrenkopfs sei ihm darum einmal bereits eine «Schaumwaffel mit Migrationshintergrund» angeboten worden, fügt er – wohl scherzhaft - hinzu.

Gegen diese Deutung gibt es Gegenmeinungen, die Geisslers Ausführungen als «Fake News» klassifizieren.

Hat die Migros richtig gehandelt?

«CH Media» wollte in einer Live-Umfrage letzte Woche wissen: «Hat die Migros richtig reagiert?». Von 4'943 Online-Teilnehmern gaben 87 Prozent an: «Nein, 'Mohrenköpfe' haben nichts mit Rassismus zu tun». Ein ähnliches Ergebnis ergab die TED-Umfrage von Tele Züri: «Finden Sie die Dubler-'Mohrenköpfe' rassistisch?»: 5 Prozent antworteten mit Ja, 95 Prozent mit Nein. «Zahlreiche Voten zeigen, dass ein grosser Teil der Bevölkerung den Begriff 'Mohrenkopf' in keiner Weise mit dunkelhäutigen Menschen assoziiert, sondern traditionellerweise ausschliesslich mit Schokolade», kommentiert «Moneytoday.ch».

Kommentar: «Beinahe religiöser Bekenntniszwang»

Wichtiger als die Waffel aus weissem Schaum mit dunkelbraun-schwarzem Überzug scheint der Hintergrund zu sein, von dem Exponenten jeweils argumentieren. «Es sind die Mechanismen der globalen Kommunikation, die in der Schweiz auch zur absurden Diskussion über die 'Mohrenköpfe' geführt haben», schreibt die NZZ am Sonntag in der Ausgabe vom 14. Juni 2020. «Ein Hashtag wie #Blacklivesmatter wird geschaffen und verbreitet sich über soziale Netzwerke millionenfach über den Erdball, dominiert die Diskussionen. Und führt zu beinahe religiösem Bekenntniszwang», so die NZZ weiter. «Wer den Hashtag nicht weiterverbreitet, macht sich in seinem Umfeld verdächtig. Wer eine Süssigkeit verkauft, die den falschen Namen trägt, muss einen Shitstorm befürchten.» – Etwas, was die Migros offenbar vermeiden will.

Rassismus ist auch in der Schweiz nicht unbekannt, das muss festgehalten werden. Aber genauso richtig ist, dass weder in der Schweiz noch in den USA die ganze Gesellschaft oder das «System» rassistisch ist, wie uns viele glauben machen wollen. Darum verlangt das Thema «Rassismus» eine vertiefte und eine differenzierende Diskussion – und das ist, was uns im Moment abhanden zu kommen droht. «Schwarz-Weiss-Denken» war in Europa lange Zeit verpönt, jetzt kommt es im grossen Stil zurück.

Tödlicher Hass

Die Twitterin @MereSirrTeh, die die Migros-Schaumkopfentscheidung am 8. Juni losgetreten hat, zeigt exemplarisch, welche Geisteshaltung hinter dem militanten Eintreten für Rassengerechtigkeit stecken kann. Auf die Aussage von @femue «Ich bin nun bald 55 Jahre alt, und ich bin mit #Mohrenköpfen in Schoggiform aufgewachsen. Habe deswegen aber nie Rassismus betrieben», antwortet sie lapidar: «55 Jahre sind gnueg auf dere Welt. Chasch ga jetz.»

Eine andere sachliche Rückfrage kontert sie mit «NOBODY CARES WAS DU DENKST KOLLEG???? Du bist weiss und deswegen auch nicht betroffen ERGO ist DEINE meinung IRRELEVANT! Akzeptier doch einfach, dass du ein privilegierter, ignoranter Rassist bist, welcher immer noch eine sehr eurozentrische Mentalität hat.»

Wenn man die Diskussion weltweit verfolgt, entsteht hier eine neue Meinungs-Orthodoxie, die mit den besten Instrumenten religiöser Inquisition operiert. «Wir leben in einer Welt, wo das Bekenntnis zu einer bestimmten Ideologie obligatorisch ist», warnt darum Andrew Sullivan in einem lesenswerten Artikel im «Intelligencer». Diese neue Orthodoxie sieht nur «eine Wahrheit» - in diesem Fall «Amerika ist grundsätzlich rassistisch und kein Land der Freiheit, sondern der Unterdrückung – und lässt keine Diskussion darüber zu. «In dieser Ideologie steckt mehr Dogmatismus als im modernen amerikanischen Katholizismus. Und mehr Intoleranz. Stell nur etwas in Frage, und deine Integrität als menschliches Wesen wird in Frage gestellt.» Die Folge: Wenn du dich nicht «antirassistisch betätigst, bist du automatisch Rassist». Oder mit den Worten einer (weissen) Demonstrantin: Weisses Schweigen = Gewalt. 

In kommunistischen Ländern kennt man diese orthodoxe Zwangsmeinung zur Genüge. Für unsere westliche – und ja, gerade auch schweizerische – Kultur wäre sie tödlich.

Zum Thema:
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Datum: 18.06.2020
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / facebook / Money Today / Intelligencer

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