Die Brücke zwischen Theologie und Botanik schlagen zwei Ausstellungen an der Universität Hohenheim. Sie rücken Pflanzen und Nahrungsmittel aus der Bibel in den Blick. Die Ausstellung erklärt beispielsweise, was mit den "Lilien auf dem Feld" in der Bergpredigt gemeint ist, oder dass der Apfel von Adam und Eva in der Bibel lediglich als "Frucht" beschrieben wird. Vom Weinstock und vom Ölbaum ist in der Heiligen Schrift häufig die Rede. Und im Hohelied heisst es schwärmerisch: "Dem Riss eines Granatapfels gleicht deine Schläfe hinter dem Schleier". Solche Bibelstellen haben den Theologen Ulrich Mell dazu inspiriert, biblische Pflanzen in der Natur vorzustellen. Der Professor für evangelische Theologie an der Hochschule hat von den rund 110 in der Bibel erwähnten Pflanzen mehr als 30 in den Hohenheimer Gärten identifizieren können. Ergebnis ist der Rundweg "Pflanzen der Bibel". Jede Station ist mit einer Hinweistafel versehen, auf der die passende Bibelstelle vermerkt ist. Dazu beschreibt ein Ausstellungskatalog die Pflanzen und führt in die biblische Bildersprache ein. Mell empfiehlt den Besuchern, sich für den "meditativen Spaziergang" gute drei Stunden Zeit zu nehmen. Der Pfad führt vorbei am Apfelbaum, dessen Frucht als Symbol der Liebe gilt. Eine Zeder aus dem Libanon steht genauso in Hohenheim wie der Weinstock, der in der Bibel am häufigsten von allen Pflanzen erwähnt wird. "Sie pflanzen Weinberge und teilen den Wein, sie legen Gärten an und essen die Früchte", heisst es in der Bibel. Es sei gar nicht so einfach gewesen, die in der Bibel erwähnten Pflanzen eindeutig zu bestimmen, erklärt Mell. Passen musste er zum Beispiel bei den Lilien auf dem Felde. Damit sei ein Feld voller verschiedener Blumen gemeint, erläutert der Theologe. Ähnlich sei es mit dem Dornbusch. Dahinter würden sich 70 Arten von Dornengewächsen verbergen, die in Palästina vorkommen. Ergänzt wird der botanische Rundweg durch die Ausstellung "Im Schweisse Deines Angesichts sollst Du Dein Brot essen - Ernährung in der biblischen Antike". Themen der Schau sind typische Nahrungsmittel, Ernährungsgewohnheiten, aber auch die Allgegenwärtigkeit des Hungers in der antiken biblischen Welt. Die Ausstellung zeigt, dass auf dem Speisezettel der Menschen in der Antike fast ausschliesslich pflanzliche Kost stand, an erster Stelle Getreideprodukte. Im ganzen Mittelmeerraum wird zumeist Weizen angebaut. Dazu kommen Öl, Obst, Hülsenfrüchte, Milch und Käse. Fleisch oder Fisch gab es äusserst selten, weil sie für den Normalbürger unerschwinglich waren. Der Mensch lebte in der Antike fast nur von Brot allein. Geringe Erträge führten immer wieder zu Hungerkrisen, in denen die Menschen sogar Gras, Wurzeln und zum Teil gekochtes Leder gegessen hätten, erklärt Fellmeth. Der Historiker spricht auch von der ersten Globalisierungskrise. Aus Ägypten, der Kornkammer des römischen Reichs, wurden die Überschüsse an die Küsten des Mittelmeers verschifft. Der billige Weizen zerstörte die wirtschaftliche Basis der kleinen Produzenten, die daraufhin verarmten und auf der Suche nach Arbeit in die Städte abwanderten. All das ist in einer Begleitbroschüre beschrieben. Und wer will, kann sich anhand der römischen Kochrezepte darin einen antiken Gaumenkitzel verschaffen, zum Beispiel mit der bei den Römern beliebten Knoblauch-Käse-Creme. Zu sehen sind die Ausstellungen bis Ende September. Die wissenschaftlichen Gärten der Universität Hohenheim können täglich besichtigt werden. Das Museum im Exotischen Garten hat samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Datum: 30.06.2004Ernährung in der biblischen Antike
Fernab von Geboten will eine Ausstellung in Stuttgart einen Blick auf die Pflanzenwelt der Bibel werfen. Rund 110 botanisch bestimmbare Pflanzen sind in der Bibel aufgeführt. Ein Drittel davon wird auf dem Rundweg "Pflanzen der Bibel" in den wissenschaftlichen Gärten der Universität Hohenheim präsentiert.