2000 Jahre altes Grabtuch in Jerusalem gefunden
Israelische, Kanadische und US-amerikanische Archäologen haben in einem Grab in der Altstadt von Jerusalem Grabtuchfragmente aus der Zeit Jesu entdeckt. Aus den auffälligen Unterschieden zum Grabtuch von Turin, das einen auf angeblich wundersame Weise entstandenen Abdruck des Körpers des Gekreuzigten zeigen soll, glauben die Forscher auch neue Erkenntnisse in der kontroverse Diskussion um Echtheit und Ursprung des Turiner Leinens ziehen zu können.
Fundort nahe der Jerusalemer Altstadt
Das nun gefundene Leinen wurde fand man in enem Grabmal, das in einer Höhle untergebracht war. Der Fundort liegt im Hinnom Tal und ist Teil eines Friedhofs, der Akeldama oder «Feld des Blutes» genannt wurde. In unmittelbarer Nähe soll Judas nach dem Verrat an Jesus Selbstmord verübt haben. Das nun entdeckte Grab liegt in der Nähe der letzten Ruhestätte des Hohepriesters Annas, dem Schwiegervater des Hohepriesters Caiaphas, der Jesus an die Römer verraten hat.Der Körper des Mannes, der in Fragmente eines Tuches gehüllt war, war entweder ein Hohepriester oder ein Aristokrat. Das Grab soll direkt auf den jüdischen Tempel ausgerichtet gewesen sein, berichtet Studienautor Shimon Gibson. Die Datierung mit der Radiokarbon-Methode ergab, dass der Mann zwischen 1 und 50 nach Christus begraben wurde und entgegen den damaligen Bräuchen kein zweites Begräbnis bekam.
Mann litt an Tuberkulose und Lepra
Zu dieser Zeit war es üblich, ein Jahr nach dem Begräbnis die Knochen aus dem Leichnam zu entfernen und in einem Ossarium (Im Judentum wurden Knochenkästen aus Stein als Ossarien bezeichnet) beizulegen. In diesem Fall war das Grabmal allerdings komplett mit Mörtel versiegelt. Mark Spiegelman glaubt, dass das damit zu tun hat, dass der Mann an Lepra litt und an Tuberkulose verstarb. Die Forscher fanden DNA von beiden Erregern.Da der Tote in feines Tuch gehüllt war und sauberes Haar hatte, gehen die Forscher davon aus, dass es sich um eine hochgestellte Persönlichkeit der Jerusalemer Society handelte. Das legt auch nahe, dass im ersten nachchristlichen Jahrhundert Tuberkulose und Lepra soziale Barrieren überschritten haben und auch höhere Gesellschaftsschichten davon betroffen waren.
Turiner Grabtuch aus einer anderern Zeit
Die nun gefundenen Fragmente des Grabtuchs sind einfach gewoben und unterscheiden sich sehr von der Machart des Turiner Grabtuchs. Das lege nahe, dass das Turiner Grabtuch nicht aus der Zeit von Jesus stammt. Das gefunde Grabtuch wurde mittels einer einfachen, zweireihigen Webart hergestellt und unterscheidet sich somit deutlich vom Turiner Grabtuch, dessen Webstruktur vergleichsweise komplex ist. Zudem glauben die Forscher, dass es sich bei dem neu gefundenen Leinen um die typische Art von zeitgenössischem Grabtuch handelt. Im Umkehrschluss ziehen die Archäologen von der «Hebrew University» den Schluss, dass das Leinen des Turiner Grabtuchs nicht aus dem 1. Jahrhundert stammt.Artikel zum Thema: Versteckte Botschaft auf dem Grabtuch Jesu
Quelle: pte/LivenetDatum: 21.12.2009