Vom Muttersöhnchen zum Kinderquäler
Mark W. habe nicht nach den Vorgaben des (von ihm angeblich verehrten) Neuoffenbarers Jakob Lorber gelebt. Seine Hinweise auf die Religion dienten wohl vor allem dazu, den Lebenswandel zu rechtfertigen, sagte Hiersemenzel.
Laut dem Experten besteht beim Angeklagten eine hohe Rückfallgefahr, da er keinerlei Krankheitseinsicht und keinen Behandlungswillen zeige. Die Persönlichkeitsstörung beschrieb Hiersemenzel als vierfache: Beim Engländer seien krankhafte Selbstbezogenheit, Mangel an Mitleid und die Lust, Macht auszuüben und wehzutun, das Verlangen, im Mittelpunkt zu stehen, und die Unfähigkeit, Kritik anzunehmen, wahrzunehmen. Der Angeklagte habe seit Jahren auf Kosten anderer gelebt und seinen Alltag nach dem Lustprinzip und ohne klares Konzept gestaltet. Eine psychiatrische Behandlung könnte die manipulativen Fähigkeiten des Angeklagten sogar noch fördern. Die medizinischen Voraussetzungen für eine Verwahrung seien gegeben.
Mark W. ist laut dem Facharzt ohne leiblichen Vater aufgewachsen und von der Mutter verwöhnt worden. Als junger Mann habe er die Lehre abgebrochen und viel Cannabis konsumiert. Dann, so der Zürcher Oberländer, «habe er die Lust am Lügen entdeckt, um andere Menschen zu manipulieren».
Die Quälereien in der Erziehung der jüngeren Tochter Gabriela führten 2006 zu ihrem Tod. Eine Sozialarbeiterin las dem Gericht einen Brief ihrer überlebenden Schwester Salome vor. Darin fragt sie den Vater: «Warum hast du uns geschlagen? Warum hast du uns an die Wand geklebt? Warum hast du uns stundenlang im kleinen dunklen Keller eingesperrt? Warum mussten wir stundenlang Treppen steigen?»
Datum: 10.12.2010
Quelle: Livenet / NZZ, ZO