Neues Leben entsteht

Übersetzung in «sterbende Sprache»

Charmaine Councillor mit dem Buch «Jesus Koorlangweda» (Jesus ist geboren)
Scheinbar sterbende Sprachen können wieder belebt werden. Auch die Bibel spielt dabei eine Rolle. Dies zeigte kürzlich eine Versammlung von Bibelübersetzern im australischen Darwin.

Zu Beginn dieses Jahrhunderts war die Noongar-Sprache im Südwesten von Westaustralien nahezu verschwunden, dies durch massive Eingriffe der australischen Politik. Doch dann wurde bekannt, dass ein Teil der Bibel in diese Sprache übersetzt wird. Das gab der Noongar-Gemeinschaft Hoffnung und weckte ihre Leidenschaft für die eigene Sprache, die ihre Identität ausmacht.

Im Laufe der Versammlung, die vor wenigen Monaten von der australischen Bibelgesellschaft organisiert wurde, gab die Noongarin Charmaine Councillor einen Einblick in das Noongar-Bibelübersetzungs- und Sprachwiederbelebungsprojekt. Sie berichtete, wie eine kleine Gruppe von Gläubigen viele Jahre lang an der Übersetzung des Lukasevangeliums arbeitete; dieses wurde im Jahr 2014 veröffentlicht. Das Buch Ruth folgte im Jahr 2020. Nun werden dadurch die Sprachkenntnisse der Noongar wieder aufgebaut.

«Stigma des weissen Mannes»

Dave Glasgow war der älteste Teilnehmer an der Konferenz. Der 90-Jährige arbeitet bereits seit 60 Jahren als Bibel-Übersetzer. Dave Glasgow: «Auch wenn es sich um eine aussterbende Sprache handelt und die Menschen sie nur teilweise beherrschten, war das bisschen Schrift in der Sprache, mit der sie sich identifizierten, Gottes Wort. Sie verstanden die Bibel auf Englisch, aber für sie war es trotzdem das Buch des weissen Mannes, und es trug das Stigma des weissen Mannes mit sich.»

Diese Erkenntnis bewegte ihn tief. Dave arbeitet seit 1961 bei der Australischen Gesellschaft für indigene Sprachen (AuSIL) als Übersetzer für die Sprachen der Aborigines.

Nicht robust genug?

In den frühen 1970er Jahren gehörte er zu dem Untersuchungsteam, das feststellte, dass die Noongar-Sprache nicht «robust genug» war, um jemanden mit der Arbeit in dieser Sprache zu beauftragen. Damals wurden die Sprachen bevorzugt, die am zukunftsträchtigsten erschienen.

Dave erklärt die damalige Denkweise: «Ich hatte unsere Aufgabe als Wycliffe-Übersetzer immer darin gesehen, die Bibel in robuste Sprachen zu übersetzen und die kleinen und aussterbenden Sprachen zu übergehen.»

Dennoch wurde Daves Mitgefühl für diese bibellosen Gemeinschaften zu einem Teil der Motivation für die Erstellung der «Plain English Version» (PEV) der Bibel. Dave steckte seine Energie in die Entwicklung einer englischsprachigen Bibelübersetzung, die die besonderen Bedürfnisse der australischen Ureinwohner, wie zum Beispiel der Noongar, berücksichtigt.

Mehr Leben als gedacht

Während die Bedürfnisse der starken Sprachen weiterhin im Vordergrund stehen, möchte Dave nun wissen, was für diese kleineren, vernachlässigten Sprachen getan werden kann. Dave appellierte an die ehemaligen und derzeitigen AuSIL-Mitglieder, die Bedürfnisse dieser Sprachgruppen, die so lange übersehen wurden, zu berücksichtigen.

Sogenannte «sterbende Sprachen» hätten vielleicht noch mehr Leben in sich, als man früher dachte. Wie die Tochter des Jairus, die Jesus wieder zum Leben erweckte, seien sie vielleicht «nur schlafend» (Markus, Kapitel 5, Vers 39). Nichts sei wirklich jemals tot, wenn wir dem Gott der Auferstehung dienen.

Auf zu neuen Ufern

Es war beeindruckend zu sehen, wie ein Veteran wie Dave, der dieser Gruppe seit über einem halben Jahrhundert dient, ein neues Verständnis mit solcher Begeisterung annimmt.

Er ist nicht in seinen Gewohnheiten verhaftet, kein bisschen selbstgefällig oder lässt seine glorreichen Tage wieder aufleben, wie man es ihm in seinem Lebensabschnitt verzeihen könnte. Nein, er ruft zu einem radikalen Wandel auf, der die Zukunft der Bibelübersetzung im Kontext der australischen Ureinwohner beeinflussen könnte.

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Datum: 23.05.2023
Autor: Melody Kube / Daniel Gerber
Quelle: Eternity News / gekürzte Übersetzung: Livenet

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