Wie wir das Licht der Welt sein können
«Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Auch zündet niemand eine Lampe an und stellt sie dann unter ein Gefäss. Im Gegenteil: Man stellt sie auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt.» Dieser Text aus Matthäus, Kapitel 5, Verse 14 bis 15 ist nicht neu, er gehört vielleicht zu den Texten, die in der Geschichte am meisten studiert wurden.
Das Licht der Nationen …
Als Jesus diese Worte den jüdischen Zuhörern des ersten Jahrhunderts sagte, dachten sie an einige sehr bekannte Texte, die alle kannten, alle gelesen und in der Synagoge ihr ganzes Leben lang studiert hatten. Es geht um die zwei Paralleltexte aus Jesaja, Kapitel 42, Vers 6 und Kapitel 49, Vers 6. In beiden Versen wird derselbe Ausdruck verwendet, das hebräische «or hago'im», «Licht der Nationen», um sich damit auf den zukünftigen Messias zu beziehen.
Wie oft hatten die Juden diese Texte gelesen! Sie kannten die Eigenschaften des Messias auswendig. Doch jetzt nimmt Jesus diesen bekannten Ausdruck und dreht ihn komplett um. Er verändert nicht nur das «Ich» in «Ihr», sondern auch das «Licht der Nationen» ins «Licht der Welt».
… nicht mehr nur Jesus, sondern wir
Und genau das taten auch Paulus und Barnabas. Apostelgeschichte, Kapitel 13 berichtet, wie die beiden nach Antiochia in Pisidien kommen und in der Synagoge zu den Juden sprechen. Die Juden machen einen Aufstand und wollen sie rausschmeissen. Daraufhin sagen Paulus und Barnabas, dass sie jetzt zu den Nichtjuden gehen werden – und dann zitieren sie genau diesen Text aus Jesaja, Kapitel 49, doch sie wenden ihn auf sich selbst an. Der Text, von dem die Juden wissen, dass er den Messias beschreibt, beziehen sie auf sich selbst. Weil Jesus ihnen (in Matthäus, Kapitel 5, Vers 14) diesen Auftrag und die Autorität dazu gegeben hat.
Das Licht nicht verschwenden
Jesus ist das Licht und wir wiederspiegeln es, so wie der Mond allein nicht scheinen kann, aber das Licht der Sonne treu wiederspiegelt. Und Jesus unterstützt diese Aussage mit zwei Bildern: Zum einen sind wir wie eine Stadt auf einem Hügel. Und dann sind wir ein Licht, dass man nicht unter einem Gefäss oder einem Tisch versteckt. Oder in unserem Kontext: Es ist, wie wenn man in ein Zimmer geht, das Licht anmacht und dann wieder rausgeht und die Tür schliesst. Kaum jemand würde den Strom (und das Licht) so verschwenden.
Nicht frustrieren, sondern strahlen lassen
Wie oft habe ich diese Verse falsch interpretiert: Das «Licht sein» wird zu einer Besessenheit, während ich versuche, mich irgendwie «anzuzünden», um an dem Ort, an dem ich mich befinde, leuchten zu können. Dafür brauche ich Kraft, die ich nicht habe, und suche nach Wegen und Strategien. Was am Ende bleibt, ist Frust und das seltsame Schuldgefühl, dass man immer noch im Dunkeln steht.
Doch dann verstand ich: Jesus sagt nicht, dass wir Licht sein müssen, er sagt, dass wir schon Licht sind. Wir müssen uns nicht anstrengen, um zu leuchten, sondern wir müssen uns darum kümmern, das Licht, das bereits in uns scheint, nicht zu verstecken. Jesus sagt uns auch, dass wir nicht dumm sein sollen, denn die Art von Licht, die er uns gegeben hat, ist so schwer zu verstecken wie eine Stadt auf dem Hügel, die man kilometerweit sehen kann, vor allem in der Nacht. Wenn wir versuchen, all das Gute, das er in uns gesteckt hat, zu verstecken, ist es, als ob wir das Licht im Zimmer anmachen und dann weggehen.
Wenn wir in einer komplizierten Situation stecken, einer Herausforderung für unser Christsein, oder wenn wir unsere Berufung umsetzen wollen und dabei unsicher sind, brauchen wir nicht frustriert werden und uns nicht einschüchtern lassen. Denn Jesus hat uns zugesagt, dass wir bereits ein Licht sind inmitten dieser Situation – unsere einzige Anstrengung muss darin bestehen, uns an den Ort zu begeben, von dem aus wir am besten strahlen.
Dieser Artikel erschien im Mai 2021 auf Livenet.
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Datum: 18.05.2025
Autor:
Noa Alarcón / Rebekka Schmidt
Quelle:
Protestante Digital / Übersetzt und bearbeitet von Livenet