Nun steht es uns Menschen nicht an, Gott Vorwürfe zu machen. Und die Liederdichter Israels hatten das vermutlich auch nicht im Sinn, als sie den 135. Psalm verfasst haben. „Alles, was der Herr will, das tut er“, heißt es da, und zwar tut er es wo? „... im Himmel und auf Erden, im Meer und in allen Tiefen.“ Gott macht, was er will. Das könnte bedrohlich klingen, wenn wir nicht zugleich wüssten, dass Gott gütig ist und barmherzig. Wir wissen, was er will – und was er nicht will. Gott will, dass allen Menschen geholfen wird. Alle sollen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gott will nicht, dass fehlbare, sündige Menschen unerlöst sterben. Keiner und keine soll ahnungslos ins Verderben rennen. Und was Gott will, das tut er auch, und was er nicht will, das verhindert er. Da schiebt er einen Riegel vor. Im Himmel und auf Erden. Im Meer und in allen Tiefen. Die Liederdichter im alten Israel, die wussten freilich auch, dass Gott uns Menschen gerne einspannt, um seinen Willen umzusetzen. Da ist öfter mal von Leuten die Rede, die den Willen Gottes tun (Ps. 40,9; Ps. 103,21). Was Gott will, das tangiert mich also durchaus. Manchmal vielleicht mehr, als mir lieb ist. Aber ich hab es ja so gewollt. Als Christ spreche ich regelmäßig das Gebet, das Jesus seine Jünger gelehrt hat, und darin bitte ich Gott ja ausdrücklich darum: „Dein Wille geschehe – wie im Himmel, so auf Erden.“ Anders ausgedrückt: „Gott, mach doch einfach, was du willst.“ Und ich bin sicher: Gott nimmt mich beim Wort. Er lässt sich nicht daran hindern, seinen Willen durchzusetzen. Am wenigsten von mir. Und das ist gut so.
Datum: 30.05.2006
Autor: Markus Baum
Quelle: ERF Deutschland