Doch was zuweilen vorgelebt wird, ist eine fromme Scheinwelt. Da gibt es eine Fassade, wo nach außen alles stimmen muss. In dieser Art Gemeinde laufen nur perfekte Menschen herum. Die Familien sind super intakt. Und das Gemeindeleben strotzt nur so vor Harmonie. Man könnte dafür auch den Begriff "scheinheilig" verwenden. Heilig also nur zum Schein, heilig, damit die Fassade stimmt. Das Spannende daran: Dieser falsche Perfektionismus, diese Scheinheiligkeit ist nach der Bibel ein großer Fehler. "Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns", so heißt es im ersten Johannesbrief. Wie ist das zu verstehen? Natürlich will Gott nicht, dass wir ständig Fehler machen und gegen seine Gebote verstoßen, weil diese Fehler ja immer irgendwie auf Kosten anderer Menschen gehen, also nicht folgenlos bleiben. Aber der Mensch ist nun einmal ein Wesen, das nicht perfekt ist. Und weil das so ist, hat Jesus unsere Fehler am Kreuz auf sich genommen, die vergangenen und auch die zukünftigen. Jesus die Ehre geben, das heißt also in diesem Zusammenhang, dass Christen zu ihren Fehlern stehen und darauf verweisen, dass sie auf die Gnade Gottes angewiesen sind. Also: In der Gemeinde so tun, als wären Christen perfekte Übermenschen ist falsch, weil dann Christus außen vor bliebe. In der Gemeinde zu sagen und zu leben, dass sich hier Menschen mit Fehlern und Macken unter dem Kreuz Christi versammeln, ist richtig. Das verlangt großes Vertrauen und große Zuverlässigkeit untereinander, weil natürlich jeder versucht ist, auf den Fehlern der anderen herumzureiten. Aber es ist wichtig, so zu handeln und dies einzuüben. Denn im Vordergrund steht immer die Frage, wem hier die Ehre gegeben wird: Den angeblich perfekten Gemeindegliedern oder Jesus Christus, auf den es doch eigentlich ankommt.
Datum: 20.10.2006
Autor: Andreas Odrich
Quelle: ERF Deutschland