Donner und Blitz und Hagel, davor fürchten sich Menschen und Tiere. Denn unge-wiss ist der Ausgang. Das Gewitter kann Verderben bringen. Die Alten verglichen die ent-fesselten Naturgewalten mit dem Arm Gottes. Das Gewitter wurde als die zornige Seite Gottes verstanden, die welche bestraft. Als der Pharao Moses und die Israeliten nicht ziehen lassen wollte, schickte Gott Hagel als Plage auf das Land Ägypten um seine Macht zu zeigen. Gewitter sind unberechenbar. Sie bringen den Einen die ersehnte Frische nach einem schwülen Sommertag, den andern im Nachbardorf zerfetzen sie Salat und Geranien. Sie bringen Bäche zum überlaufen, schwemmen Schlamm in die Keller. Aber hat sich die Spannung entladen, haben die Wolken sich verzogen, lebt Natur und Mensch auf. Die Luft riecht süss und leicht, das Atmen wird zum Vergnügen. Die Pflanzen glänzen mit neuer Kraft. Das Leben entfaltet sich wieder. Die Wissenschaft sagt uns, dass Dank den Blitzen, die sich über der Urflut entladen haben, die ersten Aminosäuren entstanden sind. Aus ihnen konnte sich dann das Leben entwickeln. Im Blitz liegt also auch die schöpferische Seite Gottes. Und ist es nicht erstaunlich zu sehen, wie nach einem Gewitter, das Verderben brachte, die Menschen zusammenstehen. Sie helfen einander, trösten und unterstützen. In der Katastrophe werden auch neue Beziehungen möglich. Es entsteht eine Schicksals-gemeinschaft. Wenn dann wieder Ordnung geschaffen ist, erinnert man sich auch an das Gute, das während dieser Zeit entstanden ist. Donner und Blitz erinnern uns: „Du Mensch beherrschst nicht alles. Du brauchst die an-dern, nur so bist Du stark genug.“ So bringt das Gewitter auch die positive Erfahrung, dass man in der Gemeinschaft der Betroffenen, Vertrauen, Trost und neuen Mut finden kann. Dafür sei er gelobt, der grosse Gott.
Datum: 15.06.2007
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich