Jeremia wurde im Jahr 650 v.Chr. in Anatot geboren. Er war der Sohn des Priesters Hilkia. Gegen seine Berufung als Prophet versuchte er sich zu wehren (Jer. 1,6), musste aber vernehmen, dass er schon vor seiner Geburt als Sprecher Gottes bestimmt worden war (Jer. 1,5). Jeremia wird wegen seiner Predigten mehrfach verfolgt und verhaftet (Jer. 1,18.19) – je nach der politisch-religiösen Einstellung des gerade herrschenden Königs. So kommt er unter Josia wieder frei, wird und Jojakim aber der Gotteslästerung angeklagt (Jer. 26,1-19) und erhält Tempelverbot. Deshalb lässt Jeremia seine Botschaften nun von seinem Mitarbeiter Baruch im Tempel verlesen. Während das Volk sich sehr betroffen zeigt, lässt die Obrigkeit die Schriftrolle verbrennen. Die Botschaft, dass das benachbarte Babel der Vollstrecker des göttlichen Gerichts an Israel sei, ist für ihn unverständlich und ein Affront (Jer. 36,1-32). Aber als im Jahr 597 v. Chr. das babylonische Herr unter Führung Nebukadnezars tatsächlich vor den Toren Jerusalems steht, muss sich König Jojachim bedingungslos unterwerfen. Er und zehntausend Bürger werden nach Babylon zwangsumgesiedelt. Jeremia kann in Jerusalem bleiben. Er verkündigt: Seid Babylon untertan und gehorsam (Jer. 27,1-11; 28,1-17)! Den im Exil Lebenden empfiehlt er, Gottes Führung zu erkennen und aus ihrer Lage das Beste zu machen (Jer. 29,1-24). Doch der schwache König Zedekia von Babylons Gnaden wird von seinen Militärs gedrängt, Babylon den Gehorsam aufzukündigen und sich mit Hoffnung auf Ägyptens Hilfe (der 2. Großmacht zur damaligen Zeit) zu befreien. Jetzt muss Jeremia ein furchtbares Martyrium erleiden (Jer. 37,11-38,28). Doch der politische Plan der Jerusalemer Führung geht nicht auf. Die Stadt fällt. Der befreite Jeremia darf erneut in der Stadt bleiben (Jer. 40,1-6), wird aber nach der Ermordung des babylonischen Statthalters Gedalja gezwungen, mit der übrig gebliebenen Bevölkerung nach Ägypten zu fliehen. Dort starb er vermutlich den Märtyrertod. Jeremia hatte ohne Abstriche den sich in der Geschichte offenbarenden Gott verkündigt: 1. Gott ist der Heilige und Liebende, der Gegenliebe fordert und zürnt, wenn sie ausbleibt (Jer. 2,5-13; 3,1-15). 2. Nicht gereinigter Kult, sondern die Gottesgemeinschaft jedes einzelnen ist der Wille Gottes (Jer. 6,20; 7,1-15). 3. Die Gottesgemeinschaft ist nicht an einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Zeremonie gebunden. Gott ist der andere, der gewaltige, große und ferne Gott (Jer. 14,8), der sich aber vom aufrichtig suchenden Menschen finden lassen will (Jer. 29,13.14). 4. Der Hintergrund der Gerichte Gottes wird Jeremia durch die Arbeit eines Töpfers erschlossen: Völker und Menschen sind wie Ton in der Hand Gottes. Kann Gott wegen des Starrsinns ihrer Herzen keine brauchbaren Gefäße aus ihnen machen, zerschlägt er die Form und macht aus dem Ton ein neues Gefäß (Jer. 18,1-12) 5. Gott muss selbst eingreifen und einen neuen Anfang mit seinem Volk machen (Jer. 30,1-13). Er schließt einen Bund mit Israel auf einer völlig neuen Grundlage. Die Kennzeichen sind: Gott schreibt den Menschen seinen Willen ins Herz. Es werden ihn alle unmittelbar erfahren und erkennen können (Jer. 31,31-34; vgl. Mark. 14,24; Röm. 8,15-17). „Zu ihm geschah das Wort des Herrn“. Gottes Wort ist nicht nur Information oder Meinungsäußerung. Es schafft, was es sagt. Die Kraft dieses Wortes beweist sich zuerst dadurch, dass es sich gegen Jeremia durchsetzt. Es hat ihm oft nicht gefallen, dass er im Auftrag Gottes reden musste und was er sagen musste. Er musste Gericht ankündigen, weniger Gnade, zerstören, nicht bauen. Am Anfang seines Dienstes steht ein Kampf mit Gott. Jeremia wagt Widerspruch. Gnädig berührt Gott seinen Boten und legt ihm sein Wort in den Mund. Des Propheten Autorität ergibt sich weder aus seiner Altersweisheit noch aus seinem Redetalent. Auch wenn der Dienst des Propheten nicht einfach mit dem Zeugendienst jedes Christen gleichzusetzen ist, erleben die Jünger von Jesus doch auch die Durchsetzungskraft des Wortes Gottes in ihrer Berufung und Bevollmächtigung.
Jesus spricht: „Wer euch hört, der hört mich.“ (Lukas 10,16)Einführung in das Buch des Propheten Jeremia
Gott setzt sich durch (Jeremia 1,1-10)
Datum: 25.08.2008