Bibelstudium: Matthäus 5,31-32

Bibelstudium

Ehescheidung

31 "Bisher hiess es: 'Wenn sich jemand von seiner Frau trennen will, soll er ihr eine Scheidungsurkunde geben.'8 32 Ich sage euch aber: Wenn ein Mann sich von seiner Frau trennt, obwohl sie ihn nicht mit einem anderen Mann betrogen hat, so treibt er sie zum Ehebruch. Und wer eine geschiedene Frau heiratet, der begeht auch Ehebruch."

Übersetzung: Hoffnung für Alle

Kommentar

5,31 Unter dem alttestamentlichen Gesetz war Scheidung nach 5. Mose 24,1-4 gestattet. Dieser Abschnitt beschäftigt sich nicht mit dem Fall einer ehebrecherischen Frau (die Strafe für Ehebruch war der Tod, s. 5. Mose 22,22). Es beschäftigt sich statt dessen mit der Scheidung wegen gegenseitiger Abneigung oder weil man nicht "zusammenpasst".

5,32 Im Reich Christi gilt jedoch, "Wer seine Frau entlassen wird, ausser aufgrund von Hurerei, macht, dass sie Ehebruch begeht". Das bedeutet nicht, dass sie durch die Scheidung automatisch zur Ehebrecherin wird, doch wird hier von der Annahme ausgegangen, dass sie, da sie keine Mittel zu ihrem Unterhalt hat, gezwungen ist, mit einem anderen Mann zusammenzuleben. Indem sie das tut, wird sie zur Ehebrecherin. Und nicht nur die ehemalige Ehefrau begeht Ehebruch, auch "wer eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch".

Das Thema Scheidung und Wiederheirat ist eines der kompliziertesten in der Bibel. Es ist beinahe unmöglich, alle Fragen zu beantworten, die damit im Zusammenhang stehen, aber es mag hilfreich sein, zu sichten und zusammenzufassen, was die Bibel unserer Meinung nach zu dem Thema lehrt.

Exkurs über Scheidung und Wiederheirat

Scheidung lag nie in der Absicht Gottes mit dem Menschen. Sein Ideal ist, dass ein Mann und eine Frau verheiratet bleiben, bis ihre Gemeinschaft durch den Tod auseinandergerissen wird (Röm 7,2.3). Jesus machte den Pharisäern das deutlich, indem er auf die göttliche Schöpfungsordnung hinwies (Matth 19, 4-6).

Gott hasst Scheidung (Mal 2,16), d. h. nicht schriftgemässe Scheidung. Er hasst nicht jegliche Form der Scheidung, weil er selbst von sich sagt, dass er sich von Israel geschieden habe (Jer 3,8). Das geschah, weil das Volk ihn vergass und Götzendienst trieb. Israel war untreu geworden.

In Matthäus 5,31.32 und 19,9 lehrte Jesus, dass Scheidung verboten ist, ausser in dem Fall, dass ein Partner sich des Ehebruchs schuldig gemacht hat. In Markus 10,11.12 und Lukas 16,18 ist der Nachsatz mit dieser Ausnahme ausgelassen worden.

Der Widerspruch lässt sich vielleicht am besten dadurch erklären, dass weder Markus noch Lukas den Ausspruch vollständig wiedergeben. Deshalb, auch wenn die Scheidung nie das Ideal sein darf, ist sie in dem Fall erlaubt, wenn ein Partner untreu geworden ist. Jesus erlaubt Trennung in einem solchen Falle, aber er gebietet sie nicht.

Einige Gelehrte sehen 1. Korinther 7,12-16 als eine Lehre, die die Scheidung erlaubt, wenn ein Gläubiger von einem ungläubigen Ehepartner verlassen wird. Paulus sagt, dass der übriggebliebene Partner in diesem Falle "nicht geknechtet" ist, d. h., er oder sie ist frei, eine Scheidung zu erlangen. Die Meinung des Autors dieses Kommentars ist, dass hier der gleiche Fall wie in Matthäus 5 und 19 gemeint ist, dass nämlich der Ungläubige weggeht, um mit jemandem anderen zusammenzuleben. Deshalb kann dem Gläubigen eine Scheidung nur dann gewährt werden, wenn der andere Partner Ehebruch begeht.

Es wird oft behauptet, dass Scheidung im NT zwar erlaubt sei, aber die Wiederheirat nicht erwähnt wird. Dennoch geht das Argument an der Fragestellung vorbei. Wiederheirat des unschuldigen Teiles wird im NT nicht verurteilt - nur für den, der den Anlass zur Scheidung gegeben hat. Ausserdem ist einer der Hauptgründe für schriftgemässe Scheidung die Möglichkeit zur Wiederheirat, sonst würde ja eine einfache Trennung ausreichen.

In jeder Diskussion dieses Themas kommt unausweichlich die Frage auf: "Was ist mit den Menschen, die sich scheiden liessen, ehe sie gläubig wurden?" Es sollte keine Frage sein, dass ungesetzliche Scheidungen und Wiederverheiratungen vor der Bekehrung Sünden sind, die vollständig vergeben worden sind (z. B. 1. Kor 6,11, wo Paulus den Ehebruch unter den Sünden nennt, die die Korinther in ihrem früheren Leben begangen haben). Sünden vor der Bekehrung sollten den Gläubigen nicht von einer vollen Teilnahme am Gemeindeleben ausschliessen.

Eine schwierigere Frage betrifft Christen, die sich aus unschriftgemässen Gründen scheiden lassen und dann wieder heiraten. Können sie wieder in die Gemeinschaft der Gemeinde aufgenommen werden? Die Antwort basiert darauf, ob Ehebruch oder ein anhaltender Zustand der ursprüngliche Anlass zu der neuen Verbindung ist. Wenn dieses Paar im Ehebruch lebt, dann müssten sie nicht nur ihre Sünde bekennen, sondern auch ihren gegenwärtigen Partner verlassen. Aber Gottes Lösung für ein Problem ist nie ein solches, das schwierigere Probleme als vorher aufwirft. Wenn, um einen ehelichen Konflikt zu entwirren, Menschen in Sünde getrieben werden, oder Frau und Kinder ohne Geld und Obdach zurückgelassen würden, dann wäre die Heilung schlimmer als die Krankheit.

Nach der Meinung des Autors können Christen, die sich unschriftgemäss haben scheiden lassen und dann wieder geheiratet haben, echte Busse von ihrer Sünde tun und wieder in die Gemeinschaft des Herrn und der Gemeinde aufgenommen werden. In Scheidungsfragen liegt fast jeder Fall anders. Deshalb müssen die Ältesten einer Gemeinde jeden Fall einzeln untersuchen und ihn gemäss dem Wort Gottes beurteilen. Wenn einmal Gemeindezucht geübt werden muss, dann sollten sich alle Beteiligten der Entscheidung der Ältesten unterordnen.

Datum: 03.02.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald

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