Leseprobe: «Christsein ohne Krampf»

Buch

Frustrierte Christen sind keine Seltenheit. Sie begannen mit viel Begeisterung und Elan, doch inzwischen haben sie das bestimmte Gefühl, dass mit ihrem Glauben etwas nicht stimmt. Sie kämpfen hart, um das erfüllte Leben zu verwirklichen, aber es funktioniert nicht. Was machen sie nur verkehrt? Larry Crabbs Buch «Christsein ohne Krampf» liefert nicht nur die Analyse, sondern zeigt auch mögliche Wege aus der Misere. Hier ein gekürzter und leicht bearbeiteter Auszug aus diesem Buch (Brunnen Verlag, 2004).

Alter und neuer Weg

Jeder von uns ist auf einem der folgenden beiden Wege unterwegs:
- Entweder er glaubt, dass er seines eigenen Glückes Schmied ist. Dann versucht er, aus eigener Kraft zu erreichen, wonach er sich sehnt.
- Oder er hat erkannt, dass seine grösste Hoffnung ausserhalb der eigenen Reichweite liegt. Dann vertraut er darauf, dass Gott seine Sehnsucht stillt. Er sucht Gott, nichts anderes. Auch nicht Gottes Gaben.

Wer auf dem ersten Weg unterwegs ist, setzt sich selbst unter Druck und wird früher oder später resignieren: Offenbar gibt es keine Möglichkeit, dem Alltagstrott zu entrinnen. Aber auch wenn es gut läuft und man halbwegs zufrieden ist: Irgendetwas stimmt nicht, etwas fehlt. Der Druck bleibt.

Auf dem zweiten Weg mögen wir gleichfalls müde werden. In uns toben Kämpfe, von denen niemand etwas weiss. Aber das ist nicht das Aus. Die Hoffnung unseres Herzens ist nicht erloschen. Wir bleiben lebendig, ja wir spüren Freiheit und Freude.

Der erste Weg ist der alte Weg, der Weg des Gesetzes. Ihm liegt eine Abmachung zu Grunde. Sie lautet: du tust, was von dir erwartet wird, dann bekommst du, was du dir wünschst. Unser Gegenüber mag ein guter Gott sein, der richtiges Verhalten belohnt, oder eine Welt, an deren Ordnung wir uns halten, jedenfalls haben wir es selbst in der Hand, was aus unserem Leben wird.

Der alte Weg verheisst das gute Leben voll schöner Dinge, die uns glücklich machen sollen. Doch merkwürdigerweise treffen die schönen Dinge nie ein, auch wenn es in manchen Momenten so scheinen mag. Es gibt dafür einen einfachen Grund: Weil wir selbst unsere Seite der Abmachung nicht einhalten, jedenfalls nie vollständig. Keiner von uns hält sie ein, auch wenn wir es ernsthaft versuchen. Deshalb führt der alte Weg in die Enttäuschung.

Der neue Weg geht von anderen Voraussetzungen aus. Hier weckt Gott zuerst den Wunsch in uns, ihm nahe zu sein. Seine Nähe wird uns wichtiger als seine Gaben. Und dann lädt er uns ein, diesem Wunsch zu folgen, uns ganz Gott hinzugeben. Dabei geben wir alles aus der Hand – und werden frei. Der neue Weg ist eine Hoffnung, die besser ist als alle guten Dinge im Leben. Er verheisst Gottes Nähe, und diese Verheissung geht in Erfüllung, wenn auch nicht sofort und oft nicht ohne Leid und Schmerz.

Das Gesetz der Freiheit

Die meisten Menschen leben nach der alten Weise. Und die meisten Christen sind versucht, sich für eine fromme Version dieses alten Weges zu entscheiden. Sie sieht vielleicht so aus:
- Wenn du willst, dass deine Kinder zu anständigen Menschen werden, dann erziehe sie nach christlichen Grundsätzen.
- Wenn du willst, dass deine Ehe funktioniert, dann frag nach den biblischen Massstäben und halte dich daran. ...
- Wenn du willst, dass es dir seelisch gut geht, dann übe dich in geistlicher Disziplin und vertraue darauf, dass Jesus dir gibt, was du brauchst. ...

Wer nach der alten Weise lebt, der glaubt an das lineare Gesetz von Ursache und Wirkung: Praktiziertes Verhalten A führt zu dem erwünschten Ergebnis B. Das ganze Geheimnis besteht darin, herauszufinden, wie A aussehen muss, damit B dabei herauskommt. Es liegt an dir. Und schon beginnt der Krampf.

Wer nach der neuen Weise lebt, glaubt an das Gesetz der Freiheit. Er muss nicht erst ein Bad nehmen, bevor er Gott unter die Augen tritt. Er kommt, wie er ist. Ja, er kommt zu Gott, weil er schmutzig ist. Er steht nicht unter dem Druck, Bedingungen zu erfüllen, sich ändern zu müssen, um damit etwas zu erreichen. Aber er möchte sich natürlich ändern. Und er ist bereit, alles zu tun, was Änderung möglich macht, auch wenn es bedeutet, sieben Mal in einem schmutzigen Fluss unterzutauchen oder sieben Tage lang um eine feindliche Stadt zu marschieren und dabei Posaune zu blasen, wie uns die Bibel erzählt. Er lebt für seinen tiefsten Herzenswunsch – Gott zu kennen und sich an ihm zu freuen. Er sucht ihn, nicht das gute Leben.

Und wenn das Leben schwer wird, wenn alles zerbricht, gerade dann wird deutlich, was für ein Mensch er ist: Bürger einer anderen Welt, dem diese Welt hier nie bieten kann, was er sich am meisten wünscht. Deshalb hält er klugerweise an seinem tiefsten Wunsch fest und vertraut darauf, dass Gott sich selbst ihm offenbaren wird. Das ist das Gesetz der Freiheit...

Christsein ohne Krampf
Lawrence J. Crabb. – Wie Gott falschen Druck von uns nimmt. Brunnen Verlag, Basel
und Giessen, 2004, 230 Seiten, Paperback, CHF 26.80/ € 14.95
Bestellnummer 111.345, ISBN 3-7655-1345-8
Online-Bestelladresse: www.shop.livenet.ch/index.html?nr=111345&k=2&f=0

Datum: 19.11.2004
Quelle: Chrischona Magazin

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