So unterschiedlich wie die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Glaubensvorstellungen. Hier taucht aber bereits das Problem der Toleranz auf. Wenn jemand meint, über eine bestimmte Sache Gewissheit zu haben, ein anderer aber das Gegenteil behauptet, dann stellt sich die Frage, wie damit umgehen? Insbesondere hat man dann ein Problem, wenn man meint, dass die Auffassung des anderen "völlig falsch" sei. Wenn man dann auf dem eigenen Standpunkt beharrt, ist man schnell "intolerant“. Dieser Vorwurf wird besonders oft Christen gemacht, wenn sie behaupten, dass ihr Glaube der "einzig richtige" sei. Toleranz kommt aus dem Lateinischen „tolerare“ und bedeutet etwas erdulden. Früher bedeutete es, dass man eine Last trägt, in dem man einen anderen toleriert, ihn annimmt, obwohl man unterschiedlicher Meinung ist. Die Bibel fordert uns dazu auf, solch eine Gesinnung zu haben. Der Apostel Paulus sagt, dass die Liebe „alles erduldet (toleriert)“ und an anderer Stelle heisst es „mit aller Demut und Langmut einander in Liebe ertragend (tolerierend)“. Personen gegenüber kann und sollte man tolerant sein. In Wissensfragen ist Toleranz unsinnig. Was heisst Toleranz, wenn jemand sagt: "Ich muss in die Hauptstadt Russlands" und sich ein Ticket nach Madrid kauft? Soll man ihn auf den Irrtum aufmerksam machen? Er wird es ja schliesslich bei der Ankunft schon merken, dass er nicht dort angekommen ist, wo er hin wollte. Um direkt auf die Frage einzugehen: "Ist nicht das Entscheidende an Toleranz, dass man keine Urteile fällt?" Ja und nein. Man sollte sicherlich niemand verurteilen, man darf aber natürlich eine Sache beurteilen. Bedeutet Toleranz, dass ich jeder Meinung zustimme und sowieso alles gut finde? Nein, natürlich nicht. Sonst wären alle Menschen per Definition intolerant, denn irgendwo hat jeder eine unterschiedliche Meinung als der Rest. Und damit wäre das Wort "Toleranz" im Endeffekt bedeutungslos. Toleranz heisst also nicht, dass ich alles toll finden muss, und es heisst auch nicht, dass ich mich rauszuhalten habe. Das ist keine Toleranz, das ist Gleichgültigkeit: "Mach doch, was Du willst." Viele tun Dinge, die objektiv nicht gut sind. Man muss davor warnen. Das kann sehr unangenehm sein, denn wer wird schon gerne kritisiert? Toleranz würde ich so formulieren: Es aushalten, dass der andere Fehler macht. Vielleicht teile ich seine Meinung, vielleicht nicht. Vielleicht verstehe ich sein Handeln nicht mal. Ich kann ihm meine Meinung sagen, und ich muss sein Handeln nicht unterstützen. Aber ich muss akzeptieren, dass er seine eigenen Entscheidungen trifft, egal, was ich davon halte. Wie sieht das aber beim Glauben aus? Oder anders gefragt: Wie tolerant sind Christen denn, wenn es um andere Religionen geht? Nun ja, ganz offensichtlich so tolerant, dass wir andere Religionsgruppen frei ihren Glauben ausüben lassen. Religiöse Toleranz bedeutet weiterhin, dass jeder versuchen darf, andere davon zu überzeugen, dass sein Glauben der Richtige ist. Egal, ob er jetzt Christ, Moslem, Atheist oder sonst was ist. Und so gibt es eine Vielzahl von Glaubensgruppen, die nebeneinander existieren und sich logischerweise auch konkurrenzieren. Welcher Glaubensgruppe sich jemand anschliesst, was er glauben will, muss er selber entscheiden. Die Entscheidung für oder gegen Jesus muss man persönlich treffen. Man darf aber niemand zu dieser Variante zwingen. Natürlich erzählt ein Christ davon, welche Konsequenzen diese Entscheidung hat. In der Bibel wird hervorgehoben, dass Jesus behauptet: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich!“. Das ist alles andere als tolerant. Hier erreicht für den Christen die Toleranz ihre Grenzen, weil durch seine Erfahrung, das die Wahrheit ist.Kommt Toleranz in der Bibel vor?
Alles super?
Alles dulden?
Was ist denn jetzt Toleranz?
Religiöse Toleranz
Ist Jesus tolerant?
Datum: 08.04.2008
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch