Gewiefter Politiker mit polygamen Vorfahren
Brian Schweizer, der Gouverneur des Bundesstaates Montana, hat kürzlich auf Romneys Familiengeschichte hingewiesen. Romney sagte zwar 2007, er könne sich «etwas Ärgeres als Polygamie nicht vorstellen». Doch sein Urgrossvater habe in der Wüste eine Existenz aufzubauen versucht und, wie von der Leitung vorgegeben, weitere Frauen genommen. Im Blick auf die konservative Wählerschaft seiner Partei betont Romney nun, sein Grossvater habe nur eine Frau gehabt; sein Vater sei «in einer Familie mit einer Mutter und einem Vater aufgewachsen».
Siedlermentalität
Laut dem Londoner Daily Telegraph kam der Ururgrossvater Romneys um 1840 aus England in die USA und gehörte zu den ersten Briten, die sich der Sekte anschlossen. Der Urgrossvater Miles Park Romney wurde in der verfolgten Bewegung prominent und mit der Gründung neuer Aussenposten betraut. Dafür sollte er mehr Nachkommen zeugen. Er hatte fünf Frauen und etwa 30 Kinder. Die anhaltende Verfolgung der Polygamisten durch die Behörden veranlasste die Mormonenleitung, Miles Park Romney die Gründung einer Kolonie in Nordmexiko aufzutragen. Dort gab es keine US-Marshals. Gaskell Romney, der Grossvater des Politikers, war mit der Nachfahrin eines Mormonenapostels verheiratet.
Ausserhalb des Christentums
Die Mormonenleitung hatte 1890 unter Druck aus Washington der Polygamie absagen müssen. Erst später, nach der mexikanischen Revolution unter Pancho Villa, kehrten die Romneys in die USA zurück und liessen sich in Utah nieder. Die Mormonen, die sich durch ihren übersteigerten Fortschrittsglauben – Menschen können göttliche Wesen werden – klar ausserhalb des Christentums gestellt haben, räumen den Männern als Priestern Heilsbedeutung für ihre Frauen ein.
Neugründungen auf Befehl von oben
Eine neue Studie zeigt, dass die Mormonen in der Hälfte der US-Bundesstaaten die am schnellsten wachsende Religionsgemeinschaft sind. Im Los Angeles County, dem bevölkerungsstärksten Bezirk der USA, legten die Mormonen in zehn Jahren 55 Prozent zu, während die Katholiken 7 Prozent verloren.
Laut der Washington Post haben die Mormonen in 295 Bezirken, wo sie vor einem Jahrzehnt nicht präsent waren, Gemeinden gegründet; der Mitgliederzuwachs wird mit insgesamt zwei Millionen angegeben. Laut einem von der Zeitung befragten Experten ist dies die Folge des strategischen Entscheids der obersten Mormonen-Leitung, Gemeinden aufzuteilen, um in weitere Bezirke vorzustossen.
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Datum: 04.05.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet