Weltuntergang und Geschäftemacherei

"Ich habe sehr viele Anfragen zum Thema Weltuntergang", sagt Martin Gregori, Leiter der Arbeitsstelle "Neue religiöse Bewegungen und Organisationen". Vor allem Jugendliche seien sehr interessiert an diesem Thema. Denn am 21. Dezember 2012 endet der Maya-Kalender, und das, so orakeln zahlreiche Esoteriker, bedeute den Weltuntergang oder zumindest eine bedeutende Zeitenwende, für die man jetzt schon sein Bewusstsein trainieren müsse.
Apokalyptische Ängste sind nichts Neues.
Geöffnete Siegel

"Die Leute sind sowieso sehr ängstlich momentan", sagt Gregori - wegen der Wirtschaftskrise, der Klimaerwärmung. Hinzu komme der Druck in der heutigen Leistungsgesellschaft, Individualisierungstendenzen, die in den Einzelnen Unruhe und Ängste steigern. "Wir befinden uns heute in einer kollektiven Psychose", sagt Gregori. Damit ist eine psychische Störung gemeint mit einem Verlust des Realitätsbezugs. "Das Ich der Menschen ist geschwächt."

Manches wiederholt sich in Krisenzeiten

Apokalyptische Ängste seien nichts Neues. "Was heute geschieht, muss man im Zusammenhang mit der geschichtlichen Entwicklung interpretieren." So handle es sich bei der Angst vor der angeblichen Zeitenwende von 2012 um eine Fortsetzung des Millenarismus, der Angst vor dem Jahrtausendwechsel.

Ökologische Probleme, Krisen und Krankheiten, eine charismatische, ja messianische Rettergestalt - "manches wiederholt sich einfach, besonders in Krisenzeiten", sagt Gregori und verweist auf solche Phänomene schon in der Antike. "Mich persönlich tangiert das nicht", sagt er denn auch: "Ich weiss, dass der Weltuntergang schon oft angekündigt wurde. Und nie hat er stattgefunden." Die christliche Religion bestehe sowohl aus fides wie aus ratio, also aus Glaube und Vernunft. "Beides soll angewendet werden, um das Wahre vom Falschen zu unterscheiden."

Das Spirituelle und das Finanziell

Hinter der unglaublichen Flut an Publikationen über die angeblich bevorstehenden Ereignisse stehe die Suche einschlägiger Gruppierungen nach Anhängern. "Das Spirituelle geht oft mit dem Finanziellen einher. Während die Menschen in Angst und Schrecken versetzt werden, füllen manche ihre Kassen. Der Weltuntergang als psychologische Methode, um die Menschen für sich zu gewinnen."

Heisst das, dass solche Autoren gar nicht selber glauben, was sie schreiben? Martin Gregori erzählt, es gebe bereits Exponenten, die davon sprechen, dass Maya-Priester derart intensiv beten würden, dass sich die umwälzenden Ereignisse hinauszögern liessen. Die Autoren wüssten eben, dass das alles nicht eintreffen wird, und würden sich bereits absichern.

Die Informationsflut verunsichert

Die Konsumenten solcher Lektüre seien verunsichert. Dies auch wegen der heutigen Informationsflut: "Die Leute können das alles überhaupt nicht mehr einordnen." Sie wüssten nicht mehr, wer die Wahrheit sagt. Die Leute hätten auch keine Zeit nachzudenken. "Wenn man ihnen etwas anbietet, greifen sie zu", sagt Gregori. Das mache sie manipulierbar.

Dies sei denn auch das Risiko: Es gebe esoterische Bewegungen mit sektiererischen Tendenzen, die die Menschen manipulierten, ihnen die Freiheit nehmen. Diese Bewegungen nutzten die Unsicherheit der Menschen aus.

Wo liegt der Unterschied?

Nun redet auch die Bibel von einem Weltuntergang. Wo liegt der Unterschied? Der Apostel Johannes habe darauf hinweisen wollen, dass wir Menschen in ständiger Gefahr leben und dass die Menschheit irgendwann ein Ende habe, so Gregori. Es werde aufgezeigt, dass es ein Gutes und ein Böses gibt, zwischen denen man sich entscheiden müsse. Die frühen Christen hätten schon auf eine baldige Rückkehr Christi gewartet. Der "Weltuntergang" war für sie eine Hoffnungsbotschaft auf das Eingreifen Gottes hin. Doch die Bibel betone auch, dass wir weder den Tag noch die Stunde kennen. Schon deshalb könne ein bestimmtes Datum wie 2012 nicht stimmen.

In der aktuellen esoterischen Weltuntergangsstimmung glaubt man, statt etwas zum Beispiel gegen die Klimaerwärmung zu tun, an seinem Bewusstsein arbeiten zu müssen. Wir seien verantwortlich für die Welt, den Frieden, die Schöpfung, sagt auch Martin Gregori, gerade dazu brauche man eschatologische Orientierung. "Wenn ich keine göttliche Dimension erkenne, bin ich unverantwortlich", sagt Gregori. Das bedeute nicht, dass man Angst haben müsse vor Gott: "Ich gehe davon aus, dass Gott Liebe ist."

Für eine religiöse Identität

Und die Kirchen? Haben sie denn keine Antwort auf die Ängste und Unsicherheiten der Menschen? "Die traditionellen Kirchen sind heute nicht mehr in der Lage, die Frohbotschaft überall in ihrem Einflussbereich zu verkündigen", sagt Martin Gregori. "Die Kirchen tun, was sie können." Aber sie hätten immer weniger Geld. Viele Menschen verliessen die traditionellen Kirchen oder wechselten in andere Religionen, weil sie oft die wahre christliche Lehre verlernt hätten. Oder sie suchten nach neuen spirituellen Erfahrungen, die sie paradoxerweise über Umwege oft zurück zu ihrer ursprünglichen Religion führten.

"Daraus entsteht eine neue Weltreligiosität. Die monoreligiöse Gesellschaft gehört der Vergangenheit an." Doch Gregori fragt sich, "ob wir nicht eine religiöse Identität brauchen". Diese werde durch die Jahrhunderte geprägt und lasse sich nicht so einfach von heute auf morgen ändern. Wer überall zu Hause sei, laufe Gefahr, nirgends mehr daheim zu sein. Religion also als "Stütze, wo es praktisch keine geografischen Grenzen mehr gibt".

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Geöffnete Siegel. Ein Buch welches aufzeigt, was die Bibel zum Weltuntergang sagt. Dieses Buch bietet einen leicht verständlichen und soliden Einstieg ins Studium des letzten Bibelbuches. Die Erklärungen zu allen 22 Kapiteln der Offenbarung zeichnen in knappen Zügen die Hauptlinien des Planes nach, den Gott für die Zukunft entworfen hat. Dabei verzichtete der Autor auf alle Spekulationen.

Als Pdf lesbar im Internet 

Oder als Buch beim CLV-Verlag erhältlich:
Geöffnete Siegel
Auslegung zur Offenbarung
Art.Nr.: 256203
Paperback, 224 Seiten
ISBN: 978-3-86699-203-0



Quelle: Kipa/CLV-Verlag/Livenet

Datum: 28.01.2010

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