„Jesus blieb nicht das niedliche Kindchen in der Krippe“

Michael Kotsch, Buchautor und Dozent.

Michael Kotsch, Buchautor und Dozent an der theologischen Fachschule „Bibelschule Brake“ hat unter anderem auch das Buch: Weihnachten – Herkunft, Sinn und Unsinn von Weihnachtsbräuchen verfasst. Deshalb wohl auch besonders geeignet für ein Interview zu Weihnachten.

Was gefällt Ihnen an Weihnachten?
Für mich ist Weihnachten ein wundervolles Fest. Wie keine andere Jahreszeit hebt sie sich wohltuend vom Einerlei des übrigen Jahres ab. Immer wieder freue ich mich auf den Lichterschmuck in den Strassen, auf leckere Christstollen und Spekulatius und auf die zu Herzen gehenden Weihnachtslieder.

Was nicht?
Die Gedankenlosigkeit und Heuchelei mit der viele Zeitgenossen einen frommen Schein pflegen, Lieder singen ohne deren Inhalt wirklich an sich herankommen zu lassen, christliche Bräuche praktizieren ohne einen inneren Bezug dazu zu entwickeln und sich durch die Werbemaschinerie zu Einkaufsexzessen verleiten lassen.

Was bedeutet Ihnen Weihnachten?
Für mich bedeutet Weihnachten, bzw. das Christfest wie es früher hiess, eine intensive Erinnerung an die Gegenwart Gottes in meinem Leben und in der Welt zu der ich gehöre. Weihnachten ist für mich eine Zeit, um ein persönliches Resümee zu ziehen. Ich denke über das vergangene Jahr nach, was ich alles erlebt und welche Ziele ich erreicht und verpasst habe.

Was würden Sie Jesus zu Weihnachten schenken?
Interessante Frage; vor allem deshalb, weil Jesus sich als Gott doch alles selbst beschaffen kann, was er sich wünscht. Manchmal bin ich versucht, durch eine großzügige Spende in der Weihnachtszeit Jesus ein Geschenk machen zu wollen. Nun, sicher wird er sich darüber freuen, wenn an seinem Geburtstag anderen Menschen durch dieses Geld geholfen wird, schließlich kam er aus Liebe zu uns Menschen in diese Welt, um unsere Probleme mit Gott und untereinander lösen zu helfen. Doch mein eigentliches Geschenk an Jesus ist Zeit, die ich bewusst mit ihm verbringen will, um mit ihm zu sprechen und auf ihn zu hören.

Wo wünschen Sie sich, dass Jesus heute eingreifen würde?
Ich wünsche mir, dass Jesus endlich die schrecklichen Kriege beendet unter denen zahllose Menschen täglich leiden: die politische, religiöse, wirtschaftliche und private Gewalt, die Tötung und Folterung von Menschen, Verfolgungen aufgrund des Glaubens, die menschenunwürdige Ausbeutung chinesischer Fabrikarbeiter, die Abtreibung unschuldiger Kinder, die eigensüchtigen Quälereien in so manchen Beziehungen.

Auf welche Frage möchten Sie gerne eine Antwort finden?
Es gibt zahllose Fragen, auf die ich nach Antworten suche und ständig werden es mehr: Wie groß ist das Universum? Wie ist objektives Denken möglich? Was ist die kleinste Einheit der Materie? Wie kann das Energieproblem der Welt gelöst werden? Wie ist das Leben bei Gott nach dem Tod? Wie schaffe ich es in derselben Zeit noch mehr Bücher zu lesen? Wie bringe ich meine pubertierende Tochter dazu ordentlich für die Schule zu lernen? ...Manchmal finde ich allerdings auch befriedigende Lösungen auf Fragen die mich beschäftigen.

Das Wichtigste, was Menschen über Jesus wissen müssen?
Jesus blieb nicht niedliches Kindchen in der Krippe, er wuchs auf und zeigte uns Menschen wie wir eigentlich sind: eigensinnig, oberflächlich, anerkennungssüchtig usw. Jesus beließ es aber nicht dabei Menschen den Spiegel vorzuhalten, er formulierte Lebensregeln, nach denen es sich zu leben lohnt. Vor allem aber beglich er die Strafe für die Schuld eines jeden Menschen Gott gegenüber. Wer Jesus um Vergebung bittet, wird nach dem Tod nicht mehr für sein ganzes Versagen von Gott zur Rechenschaft gezogen.

Datum: 20.12.2005
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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