Vom Glücklichsein

Ihnen gehört das Himmelreich

Rahel ist seit ihrer Geburt total gelähmt und kann nichts tun, ohne Hilfe von andern zu beanspruchen. Lohnt sich ein solches Leben überhaupt?
Leben mit Behinderung: Mündig oder entmündigt?

Unsere schwerstbehinderte Tochter Rahel ist am 22. Oktober 2002 achtzehn Jahre alt geworden. Mündig und gleichzeitig entmündigt. Aber was heisst schon mündig. Wenn man genau hinschaut, was mündige Menschen auf dieser Welt vom Zaun brechen an: Streit, Scheidung, Krieg, Folterungen, Töten, Schänden, Verleugnen. Dann fragt man sich, wer hier mündiger ist. Und wie ist es einst im Himmel? Gott schafft Gerechtigkeit und verspricht: Diejenigen, die auf Erden leiden, werden einst im Himmel erhöht sei. Sie werden für das verhältnismässig kurze Leiden auf Erden eine Ewigkeit lang im Himmel entschädigt. In der Bergpredigt sprach Jesus: „Selig sind die geistig Armen, denn ihrer ist das Himmelreich.“ Was wäre, wenn es diese Hoffnung nicht gäbe – diese letzte Gerechtigkeit? Das Leben wäre fast nicht auszuhalten. Jeder Mensch braucht Hoffnung, Gerechtigkeit, Frieden und Liebe! Jesus ist alles in einem – die Erfüllung all unserer Hoffnungen.

Zur Liebe erzogen

Kein böses Wort kam je über ihre Lippen. Kein Finger krümmte sich, um zu zuschlagen. Rahel ist praktisch seit ihrer Geburt total gelähmt. Sie kann nicht sprechen, sie kann nicht selber essen oder trinken, sie kann sich nachts nicht selber im Bett wenden. Sie kann nicht spielen, nicht gehen, nichts arbeiten. Sie ist auf jeden Handgriff angewiesen. Andere bestimmen über ihr Schicksal. Ob sie hungrig oder durstig ist, sie kann es nicht sagen. Aber durch ihr Sein hat sie uns und alle, die sie pflegen, zur Verantwortung und Liebe erzogen.

Was ist Glück?

Eigentlich ist es fast ein kleines Wunder, dass sie noch lebt. Nach allem was sie schon durchgemacht hat. Ein Koma, vier schwerste virale Lungenentzündungen, vier Operationen, eine schwere Rückenmarkverkrümmung, Wasser auf dem Herzen.

Trotzdem ist sie glücklich, strahlt und lacht uns am Morgen an. Sie kommuniziert auf ihre Art mit leisen Lauten, freut sich über jeden Spaziergang in der Natur, geniesst die Musik und das Reisen im Wohnwagen. Sie gibt alles, erträgt alles, wenn sie nur dabei sein darf. Ihr stilles Dasein berührt, lässt keinen kalt. Wer sie sieht, muss sich mit ihrem und seinem Schicksal auseinander setzen. Plötzlich wird man sich bewusst, was es heisst, gesund zu sein. Was für ein Geschenk, das man oft als selbstverständlich hin nimmt. Alles wird relativ. Was ist Glück? Wer ist glücklicher?

Jagen wir nicht oft dem Glück vergeblich nach? Wie mühen und plagen wir uns auf dieser Welt, um glücklich zu sein. Wie viele Sorgen machen wir uns! Doch Jesus sagte, den Seinen gibt er es im Schlaf...

Autorin: Antoinette Lüchinger

Datum: 26.10.2002

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