Initiator ist der Rabbiner der 250 Familien zählenden Siedlung, Jehuda Kreuser. Er gilt als Anhänger des ermordeten extremistischen Rabbis Meir Kahane, dessen Organisation «Kach» verboten wurde. Die meisten Mitglieder der Siedlung stehen den Angaben zufolge dem Vorhaben skeptisch gegenüber. Auch aus anderen orthodoxen Kreisen ist Ablehnung zu hören. Kritisiert wird vor allem der geplante Opferkult. Mittelpunkt der jüdischen Religion ist der Opferdienst. Gott gab Israel detaillierte Vorschriften, wie Tiere geschlachtet und verbrannt werden sollen, um diese stellvertretend die Folgen der Sünden der Israelis tragen zu lassen. Es besteht aber die eindeutige Anweisung, dass nur im Tempel, der sich auf dem Berg Moriah befinden muss, geopfert werden darf. Deshalb wollen andere jüdische Kreise dort, und nicht oberhalb von Jericho, einen neuen Tempel bauen. Der ursprüngliche Tempel wurde bis auf eine Mauer, die heutige “Klagemauer”, von den Römern abgerissen. Seinen Platz nahm später der Felsendom, ein Heiligtum der Moslems, ein. Seit der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n.Chr. durch die Römer sind Milliarden Gebete um den Wiederaufbau des Tempels von Juden in aller Welt zum Himmel emporgestiegen, auf Zettelchen geschrieben und in die Ritze der Klagemauer geschoben oder in Kunst und Literatur verarbeitet worden. Orthodoxe Juden beten rituell viermal wöchentlich, dass "die Tage erneuert würden", so, wie sie einst waren, bevor die Juden in die Diaspora rund um den Erdball verteilt wurden. Damals übten sie noch ihren Opferdienst aus. Einige Gruppierungen planen das äussere Erscheinungsbild des Tempels. Dabei weichen die Vorstellungen weit voneinander ab: von einem Cyber-Tempel im Internet (damit alle Welt hineingehen kann) bis hin zu detailliert an den Angaben in Hesekiel 40 angelehnten Gebäuden. Im letzteren Bereich hat sich die “Atarah Lejoshnah”, ein Studienzentrum in unmittelbarer Nähe zur Klagemauer, stark gemacht und stellt schon ein massstabgetreues Modell aus. Das israelische Tempel Institut beherbergt eine grosse Auswahl an Tempelgeräten: eine Ausstellung von Gefässen, eine Reihe von Utensilien und Musikinstrumente, die für den Tempeldienst gebraucht werden. Diese Gegenstände sind keine Modelle, sondern in Übereinstimmung mit der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz, und historischen Berichten hergestellt worden. 60 von 93 Geräten sind für den Einsatz im neuen Tempel vorgesehen. Schon vor einiger Zeit gab das Tempel Institut bekannt, dass eine Menora, ein siebenarmiger Leuchter, fertiggestellt sei. Er entspreche exakt den Leuchtern, die in den ersten Tempeln benutzt wurden. Rabbi Yisrael Ariel, erklärte, dass die Menorah weder für weltlichen noch privaten Gebrauch bestimmt sei, sondern für die “Erfüllung der Vorschriften”. Eine andere Bewegung, die “Getreuen des Tempelberges”, haben schon den Eckstein für den Tempelbau vorbereitet. Mehrfach versuchten sie in jüngster Vergangenheit - vorzugsweise anlässlich des jährlichen Laubhüttenfestes - , diesen vier Tonnen schweren Stein auf dem Tempelberg zu platzieren, scheiterten aber bisher immer an dem Widerstand der Muslime. Zahlreiche Männer werden seit einiger Zeit intensiv auf den aktiven Dienst für den vorgesehenen Tempel vorbereitet. Dabei darf es sich nur um Nachkommen der “Kojhanim” handeln, den alten biblischen Priestern aus dem Stamm Levi. Eine fast unmögliche Aufgabe, die Stammeszugehörigkeit über so viele Generationen und Zeiten hinweg einwandfrei festzustellen - bis 1996. In diesem Jahr meldete das Wissenschaftsmagazin Nature, dass diese Angehörige im Gegensatz zu den anderen jüdischen Stämmen eine ganz spezielle genetische Besonderheit auszeichnet. Inzwischen lässt sich zweifelsfrei feststellen, wer dem Priestergeschlecht zugehört und damit letztlich von Aaron, dem Bruder von Moses, abstammt. Fast ein Zehntel der jüdischen Bevölkerung gehört heute den Priester- und Leviten-Familien an. Quellen: epd/Tempel Institut/Arutz-7/NAI/HaaretzTempelgeräte fertig
Priester und Tempeldiener
Datum: 20.08.2003
Autor: Bruno Graber