Ursprung und Sinn des Weihnachtsfestes

Weihnachten ist nicht das älteste Fest der Christenheit, aber das schönste und volkstümlichste. Nach wie vor sind die Kirchen am Heiligen Abend überflutet, und auch jene Menschen kommen dann zum Gottesdienst, die ihm das Jahr über fern bleiben.
Backen an Weihnachten (Symbolbild)

Zu Weihnachten sind alle da - daran hat sich nichts geändert. Jedes Jahr hören sie die Weihnachtsgeschichte, singen dieselben Lieder, von den Krippenspielen wird wie immer kaum ein Wort verstanden, aber man sieht ja immerhin Maria und Josef und die Hirten und Könige.... Auch der Pastor sagt eigentlich alle Jahre wieder dasselbe: ,,Euch ist heute der Heiland geboren!" ist es das, was so viele Menschen kommen lässt? Ich glaube: Ja.

Wie wurde Jesus geboren?

Ursprünglich freilich hat in der Christenheit gar kein Bedürfnis bestanden, solch ein Fest der Geburt Christi zu feiern. Man wusste gar kein Datum dieser Geburt, es gab keine Überlieferungen dafür. Das spätere Interesse, die Geburt Christi zu datieren, sollte jedoch nicht einfach als illegitim oder ,,historisierend" abgewertet werden, wie

es oft geschieht. Schliesslich wurde zu Weihnachten keine Idee geboren, sondern ein Mensch, Gottes Sohn.

Und das geschah zu der Zeit, ,,als ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging und Cyrenius Landpfleger in Syrien war". Auch die Weihnachtsgeschichte des Lukas datiert diese Geburt und stellt sie in den Zusammenhang der Weltgeschichte.

Ob es der geographisch ,,richtige" Ort und die historisch ,,richtige" Zeit ist, ist gar nicht entscheidend. Die Geburtsgrotte in Bethlehem mag durchaus der ,,richtige" Ort sein, und auch das Jahr der Geburt Christi lässt sich wohl auf 7 v.Chr. bestimmen.

Mit dem Geburtstag ist es anders. Er wurde erst Mitte des 4. Jahrhunderts in Rom auf den 25. Dezember festgelegt. Etwas früher schon hatte sich im Osten und in manchen Gebieten des Abendlandes der 6. Januar als Fest der Erscheinung Christi durchgesetzt: Epiphanias ist also das ältere Weihnachtsfest. Es wurde dann sehr schnell und fast überall durch den römischen Weihnachtstermin erst ergänzt und dann verdrängt.

Fest der Menschwerdung Gottes

Ganz sind sich die Gelehrten nicht einig, wie man auf den 25. Dezember als Tag der Christgeburt kam. Vielleicht wurde er "errechnet", nachdem man den 25. März als ersten Tag der Erschaffung der Weit ansah - und dementsprechend nun auch als den ihrer Neuschöpfung durch die Menschwerdung Gottes. Und die geschah nicht erst mit der Geburt Jesu, sondern mit der Empfängnis neun Monate vorher.

Nicht zu Weihnachten also wurde Gott Mensch, sondern - wenn man es denn datieren will - schon am 25. März. Lange Zeit hat deshalb die lutherische Kirche diesen ,,Tag der Ankündigung der Geburt des Herrn", wie er jetzt auch im Evangelischen Gesangbuch so zögerlich und balss genannt wird, ganz richtig als ,,Fest der Menschwerdung Gottes" gefeiert.

Auch die alten Christen in Rom müssen diesen Zusammenhang gewusst haben. Wahrscheinlich aber legten sie die Geburt Christi auf den 25. Dezember fest, weil im Jahr 274 vom Kaiser Aurelian an diesem Tag das ,,Fest des unbesiegten Sonnengottes" eingerichtet worden war. Nun wollte die Kirche an seine Stelle (und auch an die Stelle des Geburtstages des Mithras) die Verehrung der einzig wahren ,,Sonne der Gerechtigkeit" (Die Bibel Maleachi, Kapitel 3, Vers 20) setzen: die Verehrung Christi. Er allein ist ,,das Licht der Welt" ( Die Bibel, Johannes, Kapitel 8, Vers12).

Das war keine kirchenpolitische Massnahme, sondern das Bekenntnis zu Christus, ,,Gottes eingeborenem Sohn, wahren Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater... Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist und ist Mensch geworden." So hatte es 325 n.Chr. das Konzil zu Nizäa bekannt, und dieses im Jahr 381 zum sogenannten ,,Nizänischen Glaubensbekenntnis" erweiterte gesamtchristliche Bekenntnis sollte in keinem Festgottesdienst, gerade zu Weihnachten, fehlen.

Die "gute neue Mär"

Er war gegen die Irrlehren des Arius in Alexandrien (ca. 280-326) gerichtet, und ohne den Zusammenhang des Kampfes gegen den Arianismus ist auch die rasche Durchsetzung des Christgeburtsfestes im Abendland nicht zu erklären.

Diese Auseinandersetzung ist höchst aktuell. Christus ist nicht nur ,,ein Mensch wie jeder andere", vielleicht der beste von allen, ja sogar das vollkommenste Geschöpf Gottes und ihm wesensgleich. Er ist ihm wesensgleich. Er ist wirklich Gott selbst, Mensch geworden und zu Weihnachten geboren: ,,Den aller Welt Kreis nie beschloss, der liegt in Marien Schoss; er ist ein Kindlein worden klein, der alle Ding erhält allein."

So hat es dann Martin Luther in seinem Weihnachtslied gedichtet. ,,Er ist auf Erden kommen arm, dass er unser sich erbarm und in dem Himmel mache reich und seinen lieben Engeln gleich." Das und nichts anderes ist ,,die gute neue Mär", die zu Weihnachten verkündigt wird. Kein erdichtetes Märchen, sondern eine gute Nachricht, die Weihnachtsgeschichte: ,,Es begab sich aber zu der Zeit". So fängt sie an, so wollen die Menschen sie hören.

Ein persönliches Geschenk

Würde diese Geschichte fehlen oder nur als Legende gelten, nur als Einkleidung allgemein der religiöser Wahrheiten oder einer schönen Idee vom Frieden auf Erden - die Kirchen wären bald leer. Sie werden am Heiligen Abend so lange voll sein, wie es heisst: ,,Euch ist heute der Heiland geboren!"

"Dir" ist der Heiland geboren

Diese Worte sind dann auf einmal nicht nur die immer gleichen Worte einer alten Geschichte, sondern dem Hörer ganz neu und ganz persönlich gesagt:

,,Dir ist der Heiland geboren! Gott ist Dein Vater, und Du bist nie mehr allein. Christus ist Dein Bruder, der für Dich eingetreten ist in diese Welt, die keinen Platz für ihn hatte - eingetreten aber auch für Dich beim Vater, um Dir dort einen Platz zu bereiten."

Für mich ist Gott Mensch geworden, Christus geboren: Wer das sagen und glauben kann, für den ist es dann wirklich, wenn er singt: "...die Tür zum schönen Paradies aufgeschlossen", und es ist so, als hätte er Weihnachten noch nie gefeiert.

Dieser Artikel ist erschienen im IdeaSpektrum Spezial, www.idea.de und www.ideaschweiz.ch

Datum: 22.11.2002
Autor: Malte Haupt

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