Weihnachten in Indonesien

Junge aus Indonesien.

Wie geht es Christen in dem Land, das am meisten Muslime zählt, in diesen Tagen? Eine Europäerin, die im südostasiatischen Inselreich lebt, berichtet.

“Selamat Natal 2006 dan Tahun Baru 2007” kann man jetzt auf den Weihnachtskarten, in den Mails und den SMS der Christen lesen. Das ist der Wunsch aller Christen: ein Gesegnetes Weihnachtsfest 2006 und ein Gutes Neues Jahr 2007.

Hier auf Java, der am dichtesten bevölkerten Insel Indonesiens, merkt man nicht soviel von Weihnachten wie in den christlichen Gebieten im Osten des Landes. Und doch: Auch in diesem Jahr hört man in den Shopping Centers und Kirchen wieder das Lied “I wish you a Merry Christmas and a Happy New Year”. Doch in diesem Jahr singen es oft nur die Lippen, während das Herz vieler Christen von anderem erfüllt ist.

Feiern wie jedes Jahr oder…

Man kann die Christen in zwei grosse Gruppe aufteilen. Die erste feiert Weihnachten wie in jedem Jahr, mit den obligatorischen Weihnachtsfeiern, gutem Essen, Cross-Cado und dem Weihnachtsbaum, bei dem Wattebäuschen den fehlenden Schnee ersetzen sollen. Diese Christen haben keinen Blick für das Leben der Leute über dem Gartenzaun und ausserhalb der Kirchenmauern. Wichtig ist nur, dass die Tradition eingehalten wird und die Feier “exactly the same as every year “ abläuft.

Dann gibt es die zweite Sorte von Christen, oft junge Leute, Studenten, Charismatiker und missionsorientierte Gemeinden. Sie stimmen zwar die gleichen Weihnachtslieder an, aber in ihrem Herzen ist Wehmut. Die Katastrophen, die das Land erschütterten, haben auch die Spuren in diesen Gläubigen hinterlassen. Nach dem Tsunami vor 2 Jahren denkt man immer noch an das Erdbeben, das einen Ort in Mitteljava in 57 Sekunden dem Erdboden gleich gemacht hat.

Leid wahrnehmen

Da sind die vielen, kleinen und grossen Katastrophen. Der heisse Schlamm, der wie ein Krebsgeschwür ein Dorf nach dem andern in der Gegend zwischen Malang und Surabaya überschwemmt – und kein Ende ist abzusehen. 9’000 Leute haben alles verloren. Lokale Fluten, wochenlang Waldbrände, Korruption, Christenverfolgung, private Probleme – und oft kein Ausweg. Viele (sogar Muslime) kommen ins Grübeln und fragen sich angesichts der Katastrophen, ob Gott böse auf das Land ist.

Und doch ist da das kleine Flämmchen, das dem “Volk, das im Finstern sitzt”, ein wenig Licht und Hoffnung macht. Menschen kommen zum Glauben, Gott ist in der Not in diesem Land in vielen kleinen und grossen Dingen am Werk. Ich erlebe vor allem christliche Studenten als Hoffnungsträger. Die Weihnachtsfeiern an zwei Hochschulen machen mir Mut. Gott ist am Werk.

Hoffnungsträger

Die christlichen Studentengruppen müssen hier ihre Weihnachtsfeiern selbst finanzieren. Sie singen dafür am Strassenrand, verkaufen Essen und gebrauchte Kleidung, um von dem Erlös dieser Arbeit “ihr Weihnachten” zu feiern. Das Geld wird zum Teil für die Weihnachtsfeier selbst gebraucht. Sie findet in einem öffentlichen Gebäude statt, das gemietet werden muss. Alles wird ziemlich einfach, fast spartanisch gehalten – nicht mehr so pompös wie in den Jahren vorher, denn der grösste Teil des Geldes soll für soziale Zwecke gebraucht werden. So hat eine Studentengruppe den Angestellten ihrer Uni, die sehr schlecht bezahlt sind, “Fresspakete” gemacht.

Einsatz ohne Komfort

Die andere Gruppe ist mit einem Lastwagen in ein abgelegenes Dorf gefahren. Eineinhalb Stunden standen die Studenten auf dem Lastwagen. Am Ziel angekommen, strichen sie auf eigene Kosten die Kirche und einen Teil der kleinen Schule. Die zukünftigen Lehrer besuchten die Schulklassen. Am späten Nachmittag fand eine Evangelisation in der Kirche statt, die Kinderstunde wurde parallel im Haus des Ortspfarrers gehalten. Am Abend hat man sich am Lagerfeuer beschnuppert und besser kennengelernt.

Gegen Mitternacht gab es endlich Nachtruhe: Schlafen auf einer hauchdünnen Reismatte mit 15-20 Leuten in einem winzigen Raum. Die Qual hat aber nicht lange angedauert: Schon um 4.30 Uhr standen die Studenten für die stille Zeit auf, wozu fröhlich zur Gitarre gesungen wurde. Um halb sechs in der Frühe standen die Kinder schon vor der Kirche Schlange, um nochmals eine tolle Kinderstunde zu haben. Gemeinsamer Gottesdienst und letztes Handanlegen an den Renovierungsarbeiten.

Leuchtende Augen

Ich weiss nicht, welche Augen mehr leuchteten, als die Pakete mit Lebensmitteln und die gebrauchte Kleidung verschenkt wurden, die der Geber oder die der Nehmer. Die Studenten besuchten kurz Nichtchristen und nutzten jede Gelegenheit, von Christus zu erzählen. Halbtot kam die Gruppe – wieder eineinhalb Stunden auf dem Lastwagen – im Lauf des Nachmittags in der Uni an. Für alle Studenten war klar: Das war das beste Weihnachtsfest seit Jahren.

Das Volk, das im Finstern sitzt, sieht ein grosses Licht. Bei uns in Indonesien beginnen die Weihnachtsflämmchen zu leuchten. Beten sie für uns!

Datum: 21.12.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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