An das Gute im Menschen glauben
Das Massaker auf der norwegischen Ferieninsel Utöya schmerzt und schockiert. Ein gebildeter Mann, aufgewachsen in einer der lebensfreundlichsten Gesellschaften, mordet im Sommercamp mit erbarmungslosen Hass und wahnhaftem Sendungsbewusstsein. Wie konnte er so menschenverachtend, so böse handeln?
Dem Glauben an das Gute im Menschen fahren Massenmörder bedrohlich an den Karren. Anders Breivik ist nicht der einzige. Serbische Kriegsverbrecher, der liberianische Diktator und Rote Khmer werden nach Jahr(zehnt)en vor Gericht gestellt – Genugtuung für die Hinterbliebenen. Doch die Wunden, die die Täter schlugen, bleiben. Dass nach 1930 im Herzen Europas eine Mordmaschinerie aufgestellt werden konnte, die dann fast den ganzen Kontinent überzog, gibt weiter zu denken, muss es tun.
Was aus dem Herzen kommt
Worauf kann sich der Glaube an das Gute im Menschen gründen, wo hat er eine feste Basis, einen Anker? Jesus von Nazareth bleibt das leuchtende Vorbild der Liebe und Gewaltlosigkeit. Doch gerade er äusserte sich unverblümt über das menschliche Herz: «Aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch» und weitere Taten, die schaden und zerstören (Die Bibel, Matthäus 15,19). Am Anfang der Bibel steht gar die harte Feststellung Gottes, «dass die Bosheit des Menschen gross war und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens allezeit nur böse war» (1. Mose 6,5). Gott reagierte und versah in einem Bund das Leben des Menschen, des «als Bild Gottes geschaffenen» Wesens, mit einem stärkeren Schutz gegen Anschläge (1. Mose 9,5-6).
Gut wie die Natur?
Können wir uns, wenn die Geschichte der Menschen ihre Neigung zum Bösen erschreckend zu Tage treten lässt, an der Natur orientieren? Der Wunsch, in der Natur Harmonie zu finden, ist gross. Die ARD zeigte drei Tage nach den Schüssen auf Utöya einen Film der Reihe «Wildes Skandinavien». An der Küste Islands überleben Polarfüchse im eisigen Winter. Im Sommer geht die Füchsin – der Vater hat sich davongemacht – auf Nahrungssuche, um ihre sechs Welpen nähren zu können. Da dringt ein fremder Rüde in den Bau ein und beisst sie alle zu Tode. Wozu? Der Kommentator verweist auf sein Interesse (gemäss Evolutionstheorie), sich selbst mit der Füchsin fortzupflanzen. Dafür tötet er Artgenossen, die im warmen Licht des Sommers gespielt haben. Von der Natur ist Erbarmen nicht zu lernen.
An den Grenzen
Das nüchterne Menschenbild der Bibel, das Schattenseiten des Menschen nicht ausblendet, darf nicht zu Pessimismus und Passivität führen. Aber auch nicht zur Verachtung der Bestrebungen, die durch Bildung und Kultur, durch Anreize in Familie und Gesellschaft das Gute fördern und kultivieren. Alle diese Bestrebungen sind zu unterstützen. Doch zeigen Untaten wie jene des Norwegers ihre Grenzen auf. Auch der freiheitliche Staat, der dem Guten Raum gibt, schafft es nicht, das Böse im Menschen in die Schranken zu weisen und Unbeteiligte durchgehend vor Gewalttätern zu schützen. Die Rechtsordnung verhindert mit Strafandrohungen vieles, doch es gibt Täter ohne Gewissen, ohne Unrechtsbewusstsein. In einer freizügigen multikulturellen Gesellschaft wachsen Verwirrung und Verunsicherung über das, was gilt – und auch rücksichtslose Reaktionen auf eben diese Verunsicherung nehmen zu.
An das Gute glauben…
Wir haben allen Grund, einander zu guten und liebevollen Taten zu motivieren (Hebräer 10,24). Aus christlicher Sicht ist das nicht nur ein Gebot menschlicher Vernunft, sondern die Weisung des Schöpfers aller Menschen (Jakobus 4,17).
Gott fordert zum Guten auf – aber er lässt es nicht beim Gebot bewenden: Er hat dem Glauben an das Gute im Menschen durch Jesus Christus eine neue Grundlage gegeben: In seinem Sterben hat Jesus die Schuld von Menschen auf sich genommen und ihre Vergebung ermöglicht. In der Auferstehung hat er das Böse und den Tod besiegt. Er verändert durch seinen Heiligen Geist Menschen von innen heraus, indem er das Herz reinigt und erneuert.
…mit Jesus
Das ergibt ganz neue Perspektiven. Paulus, einer der ersten Christen, schrieb seinem Mitarbeiter und Freund Timotheus: „Das Ziel aller Weisung ist die Liebe, die aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben kommt“ (1. Brief, 1,5). An das Gute im Menschen glauben – das können wir vor allem wegen Jesus und seiner verwandelnden Energie: Er macht uns neu, er teilt uns sich selbst, sein Gutes, seine Güte mit und setzt dadurch positive Kräfte frei.
Mehr zum Glauben und zu Jesus Christus
Datum: 27.07.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch