Rache ist süss…

Rache

…und Vergeltung tut wohl. Nein, wir leben nicht mehr in heidnischer Urzeit, schwingen keine Schwerter. Doch ja, wir setzen uns zur Wehr, selbstverständlich. Mit feineren Klingen. Und machen unseren Widersachern klar, dass alles, was sie uns anzutun gedenken oder antun, doppelt so hart auf sie zurückfällt. Und wenn sie es trotzdem wagen, dann... Kaum ein Pausenplatz, der nicht zwischendurch nach dem Prinzip des Stärkeren funktioniert.

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Der Wunsch nach Vergeltung erwächst manchmal schon aus dem blossen Gefühl, zu kurz gekommen zu sein. Steckt tief in uns (eingestanden oder nicht) das Verlangen, die Neigung, anderen das zu entreissen, was sie uns voraushaben? Das an uns zu nehmen, was sie geniessen und zur Schau stellen?

Da bringt im Fernsehfilm die kultivierte Dame, Ärztin von Beruf, eine Bombe am Auto ihres Bekannten an, weil er nicht nur fremd geht, sondern auch seine Frau misshandelt. Die Frau, mit der sie geflirtet hat. Vergilt sie, die Lesbe, die Demütigungen, die Schläge – oder rächt sie sich dafür, dass der Mann zwischen ihnen steht?

Rache ist süss – auch in zivilisierten, abgeschwächten, gewaltlosen Formen. Gehört in die Nachbarschaft vielleicht das Gefühl der Schadenfreude, wenn sie, die wohlfrisierte Beauty von nebenan, ihrem Beau vergeblich den Hof macht? Schön, dass auch sie mal einen Korb bekommt.

Was wenn er, der Karrieretyp, der seine Ellbogen so effizient wie rücksichtlos einsetzte, der immer obenausschwang, strauchelt und tief fällt? Ganz in Ordnung, dass ihn endlich das Schicksal ereilt. Geschieht ihm jedenfalls recht. Bäume sollen nicht in den Himmel wachsen. Umso besser, wenn er ohne unser Mitwirken stolpert...

Übrigens: Das Heidentum ist so fern nicht. Wie geschickt beuteten Hitler und seine Gefolgsleute das Verlangen der national gesinnten Deutschen aus, die Schmach der Niederlage von 1918 vergessen zu machen: „Deutschland, erwache!“ Es gelang den Nazis, die eigene Schuld an jener Schlächterei von Millionen auszublenden und den Feinden heimzuzahlen. Doch was 1939 als Blitzkrieg begann, endete sechs Jahre später in der Katastrophe.

Die Bilder, Filme, Artikel dieser Wochen lassen die Gefangenschaft im Teufelskreis von Gewalt, Erniedrigung und Vergeltung erahnen. Friedfertige Politiker haben Gott sei Dank seither den Weg der Zusammenarbeit in Europa beschritten.

Rache und Vergeltung werden in der Bibel Gott anheim gestellt – ein Schlüssel für unsere Zivilisation. Der Apostel Paulus schrieb den Christen in Rom. „So weit es möglich ist und auf euch ankommt, lebt mit allen in Frieden. Nehmt keine Rache, holt euch nicht selbst euer Recht, meine Lieben, sondern überlasst das Gericht Gott. Er sagt ja in den Heiligen Schriften: ‚Ich bin der Rächer, ich habe mir das Gericht vorbehalten, ich selbst werde vergelten’.“

So fest mit der Nähe Gottes rechnen, mit seinem Eingreifen, dass ich mich nicht rächen muss? Kann ich das?

Paulus setzt noch einen drauf: Wenn der Feind hungrig ist – eben: vom hohen Ross gefallen –, „dann gib ihm zu essen, und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken“. Das wird ihm zu schaffen machen, als hätte er feurige Kohlen auf seinem Kopf.

Der Apostel sagt, worum es eigentlich geht: „Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern überwinde es durch das Gute!“ – Wenn wir das könnten!

Christus schaffte es. Er wurde in den Dreck gezogen, ans Kreuz geschlagen. Seine Gedanken blieben rein. Hass war nicht in seinem Herzen. Er vergab seinen Peinigern. Darum konnte ihn Gott auferwecken (was wir an Ostern feiern), in den Himmel erheben und da als Herrscher einsetzen (darum heisst der nächste Donnerstag ‚Auffahrt’).

Können wir auf Vergeltung verzichten? Oder bleiben wir im Teufelskreis gefangen? Als Christen und Christinnen können wir es – weil uns Christus mit seiner Gesinnung beschenkt. Wenn wir ihn darum bitten und die anderen Gefühlen und Gedanken abweisen.

Die Menschen um uns dürfen den Tatbeweis für Versöhnlichkeit erwarten. Mehr als Worte – Taten. Auch wenn es kostet. Zeichen für eine bessere Welt, die im Kommen ist.

Surftipp: www.erlebe.jesus.ch

Datum: 28.04.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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