Warum beten?

Beten verändert die Welt – und den Beter

«Jedes Gebet wird zum subversiven Protest gegen die Welt der Dinge, die uns verschlingen möchte.» Das schreibt nicht ein Philosoph oder Theologe, sondern der Videoblogger und Spiegel-Mitarbeiter Matthias Matussek. Und er fügt hinzu: «Jedes Gebet entzieht sich der Welt der Zwecke und öffnet das Herz.» Mehr noch: «Es ist das Eingeständnis einer höheren Wahrheit.»
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Doch wollen wir diese höhere Wahrheit, diese höhere Macht? Genügt nicht das Netzwerk, mit dem wir über unser Smartphone fast 24 Stunden im Tag verbunden sind? Offenbar nicht. Denn immerhin räumen fast drei Viertel der Schweizer ein, zumindest in einer Notlage gelegentlich ein Stossgebet nach oben zu senden. Wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, verblasst der Beistand unserer Facebook-Freunde. Dann wünschen wir uns die Realität der dritten Dimension. Einen Ansprechpartner, der über den Dingen steht, uns dennoch ganz nahe ist und nicht nur den Durchblick hat, sondern auch die Macht, Dinge zu ändern.

Denn Beten kann Berge versetzen – oder auch Herzen verändern. Wir ahnen es, wissen aber auch, dass es nicht in unserer Hand liegt und das Gebet kein Patentrezept ist. Wir ahnen und fürchten, dass eine höhere Macht auch die Souveränität hat, ein Gebet nicht zu erhören. Wir dürfen Gott um alles bitten, wie verrückt es auch immer ist. Aber er kann das Gebet ganz anders beantworten, als wir meinen.

Im Gespräch mit Gott

Es gibt unzählige Berichte über erstaunliche Krankenheilungen durch Gebet. Eine Garantie für eine Heilung gibt es allerdings nicht. Was ist, wenn ich selbst vor einem konkreten Problem stehe und es funktioniert nicht mit dem Gebet? Gott ist nicht der Geist aus der Flasche. Manchmal müssen wir einfach durchhalten. Manchmal aber wird das Gebet ganz einfach anders beantwortet, als ich es mir vorstellte. Vielleicht muss nicht die echte oder scheinbare Notlage verändert werden, sondern ich selbst brauche Veränderung. Wer im Beten geübt ist, wird immer hellhöriger für die Antwort von oben.

Das ist möglich, wenn das Gebet zum Alltag gehört. Wo ich inmitten der vielen Stimmen meiner Umgebung und meines Netzwerks immer wieder den Kontakt mit dem Vater im Himmel suche. Es ist nicht einfach, die nötige Stille im lauten Alltag zu finden. Aber eine gute Herausforderung.

Die hohe Schule des Betens

Wer sie aufnehmen will, entdeckt, dass das Gebet eine grosse Auswahl an Haltungen und Formen anbietet. Das Rufen zu Gott in der Notlage, das vertraute Gespräch, in dem ich so vieles mit ihm teile, das Stillsein, wo ich seine Gegenwart suche und ertaste, das Herzensgebet, in dem ich mein Innerstes mit dem Höchsten teile.

Doch das liegt für die meisten von uns in einer zu hohen Liga. Vielleicht aber hilft uns ein Rat von Matthias Matussek beim Einstieg: «Wir beten in der Not, wenn wir nach Hilfe schreien; wir beten im Glück, dann danken wir für das unbegreifliche Geschenk des Lebens. Manchmal beten wir und sind nur voller Staunen über die Allmacht Gottes, wie im Psalm 139: 'Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege', denn Gott ist überall und schon immer.»

Datum: 04.09.2013
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Viertelstunde fürs Beten

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