Manager als Slumbewohner
Die humanitäre Stiftung Crossroads aus Hongkong arbeitet seit zehn Jahren mit solchen Simulationen. Seit 2009 ist sie jährlich am WEF mit von der Partie. Die Stiftung möchte Topmanager und Konzernchefs am eigenen Leib erfahren lassen, wie es sich anfühlt, arm zu sein. Denn «nur Bilder zu zeigen, ändert das Verhalten der Leute nicht», sagte der Direktor der Crossroads Foundation, David J. Begbie in der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens am Freitag. «Erst, wenn man mitfühlt, will man etwas tun.»
Deshalb hat die Stiftung mithilfe von Schülern einer Berufsfachschule aus Davos die Simulation «Kampf ums Überleben» realisiert, eine Art einstündiges Theater mit Zuschauerbeteiligung, wo Teilnehmer des WEF unter hohem psychischen und körperlichen Druck Papiersäcke kleben. Danach müssen sie versuchen, die Tüten zu verkaufen, um das Überleben ihrer Familie zu sichern. Die Simulation soll die Verantwortlichen lebhaft daran erinnern, dass laut Statistiken über eine Milliarde Menschen auf der Welt von weniger als einem Dollar am Tag leben müssen. Die Aktion wird unter anderem vom Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé gesponsert.
Denkverlagerung vom Kopf in den Bauch
So nahmen auch Nestlé-Konzernchef Paul Bulcke und seine Frau am WEF an «Kampf ums Überleben» teil. «Man kann sich die Armut ja vorstellen. Aber sie so zu erleben, verlagert das Denken vom Kopf in den Bauch», sagte er nach der Simulation gegenüber dem Schweizer Fernsehen. «Man erkennt, wie katastrophal Armut ist. Dieses Bewusstsein zu schaffen, fehlt in unserer kopflastigen Welt.»
Die humanitäre Stiftung Crossroads ist eine Non-Profit-Organisation aus Hongkong, die sich weltweit mit Simulationen für Arme einsetzt. Am WEF in Davos ist Crossroads seit 2009 präsent.
Datum: 29.01.2013
Quelle: Kipa