Woodstock der Erweckten

Punk

An ihrer Überzeugung liessen die Punks auf der Bühne keinen Zweifel aufkommen. "Das Coole an Jesus ist, dass er ans Kreuz gegangen ist und für uns gestorben ist", erklärt der Frontmann der Punkband "Red Light Burning" dem Publikum. Danach wummert der Bass zu den kreischenden E-Gitarren und der Sänger brüllt aus Leibeskräften englische Texte in das Mikrofon - ein rockiger Lobgesang auf Jesus. Vor der Bühne tanzen einige Jugendliche mit bunten Haaren ekstatisch mit, einige wiegen sich im Takt, weiter hinten schieben junge Eltern Kinderwagen in Richtung Bühne.

Das "Freakstock" verwandelte vergangene Woche auch in diesem Jahr für vier Tage die Pferderennbahn auf dem Boxberg nahe dem thüringischen Gotha in eine Mischung aus Evangelisation und dem legendären Rockfestival "Woodstock". Bis zum Sonntag waren jeden Abend auf vier Bühnen über 50 christliche Rockbands aus Deutschland und dem Ausland zu hören, tagsüber wurden Gottesdienste, Workshops und Mitarbeiterschulungen angeboten.

Seit 1995 kommen hier fast jedes Jahr die Jesus-Freaks und interessierte Besucher aus nah und fern. Es seien immer mehr geworden, sagen die Veranstalter. Sie bezeichnen das Festival daher nicht ohne Stolz als "das größte Jesus-Festival Europas". Die Kosten von mittlerweile 400.000 Euro werden den Angaben zufolge überwiegend aus Eintrittsgeldern und Standmieten bestritten.

"Freakstock ist das abgefahrenste Jesus-Festival, das ich kenne", versucht Roger den Reiz des bunten Treffens zu erklären. Der 28-Jährige mit dem roten Hahnenkamm auf dem Kopf und den großen Ringen im Ohr versorgt seit einigen Jahren die hungrigen Besucher mit Hamburgern, Pommes Frites und Getränken im Kaffeezelt. Er habe in seinem Leben schon viele andere Festivals erlebt, aber richtig spannend sei sein Leben erst durch Jesus geworden, erzählt Roger, der vor fünf Jahren zu den Jesus-Freaks gestoßen ist.

Die christliche Botschaft sei das zentrale Element des bunten Festivals, bestätigt auch Timm Ziegenthaler vom Organisationsteam. Bei all der Eigenständigkeit, auf die die rund 150 einzelnen "Jesus-Freaks"-Gruppen Wert legen, eint sie ein Grundgedanke: Im besonderen Maß fühlen sie sich den "Kaputten, Fertigen, Kranken und Verstoßenen" verpflichtet, die außerhalb der "Wertnormen der Gesellschaft" leben. "Wir wollen uns ausrüsten lassen, um Menschen für Jesus zu gewinnen, die vielleicht nur wir erreichen können", erklärt der 30-jährige Franke.

Für viele der Besucher hat das Festival inzwischen auch etwas von einem Familientreffen. Man begegnet vielen Gleichgesinnten und fühle sich sofort geborgen, beschreibt Jen aus Münster ihre Erfahrung. "Das ist für mich ein Auftanken, damit bin ich wieder für den Alltag gerüstet", sagt die 19-Jährige. "Ich fühle mich genauso so", sagt sie und zeigt auf den Slogan, der über dem Eingang des Geländes angebracht ist: Dort steht "Welcome home" (Wilkommen zu Hause).

Datum: 07.08.2003
Quelle: Epd

Werbung
Livenet Service
Werbung