Hochmut kommt vor dem Fall

Einbildung ist auch eine Bildung, aber was für eine? Doch wohl eher eine von der zweifelhaften Sorte. Einbildung, Hochmut, falscher Stolz, Arroganz, Pharisäertum, Überheblichkeit - nennen Sie es, wie Sie wollen, es ist jedenfalls ein hoch ansteckendes Phänomen. So infektiös wie Schnupfen und genauso beliebt. Nicht umsonst gehört der Stolz zu den sieben klassischen Todsünden, und in der Bibel wird kaum eine Haltung so oft und so scharf getadelt. "Hochmut kommt vor dem Fall" - "Gott widersteht den Hochmütigen" - "Ein stolzes Herz ist Gott ein Greuel" und so weiter und so fort.

Ein ganzer Psalm ist diesem Phänomen gewidmet, Psalm 75. Der Tenor ist eindeutig: Gesellschaftlicher Status, Wohlstand, Schönheit, Macht - das ist letztlich alles nichts, worauf wir uns etwas einbilden sollten. Gott mischt die Karten, Gott teilt zu, oder wie Asaph, der Psalmsänger, dichtet: "Gott ist Richter, der diesen erniedrigt und jenen erhöht."

Wer heute noch ganz oben steht, soll die Nase besser nicht zu hoch tragen - es könnte ganz schnell vorbei sein mit der guten Aussicht. Und wer sich in diesem Moment am Boden windet und sich schämt, weil er nicht auf die Beine kommt, kann Hoffnung schöpfen: Das muss kein unabänderlicher Zustand sein. Gott hat wieder und wieder versprochen: Er hebt die Gedemütigten und Niedergeschlagenen aus dem Staub empor. Er richtet die Gebeugten auf. Er zeigt ihnen seine Wertschätzung. Auch den Gebildeten und Eingebildeten dieser Welt zeigt er, was er von ihnen hält, aber dazu müssen sie oft erst herunter vom hohen Ross.

Aber wie komme ich eigentlich dazu, über Arroganz und Demut zu philosophieren? Was macht mich so sicher, dass Gott nicht auch mir erst einmal den Kopf zurechtsetzen muss?

"Gott ist Richter, der diesen erniedrigt und jenen erhöht." Es wäre ein typischer Fall von Selbstüberlistung, würde ich mich ganz selbstverständlich zu "jenen" zählen, die Gott erhöht. Es wäre ein guter Anfang, wenn ich mich seinem sicheren und gerechten Urteil stelle, seiner Einschätzung. Denn im Hinblick auf die elende Seuche des Hochmuts gilt: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.

Datum: 01.11.2005
Autor: Markus Baum
Quelle: ERF Deutschland

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