Ruth

Das einzige Buch im Alten Testament, das den Namen eines Vorfahren Jesu trägt. Allein schon der Titel dieses Buches weist einige sehr interessante Fakten auf: 1) Es ist das einzige Buch im AT, das nach einer nicht-jüdischen Person benannt ist; 2) Nur zwei atl. Bücher werden mit Frauennamen bezeichnet – Ruth und Esther (beide spielten in den entsprechenden Büchern eine zentrale Rolle). »Ruth« stammt sehr wahrscheinlich von einem moabitischen und/oder hebr. Wort mit der Bedeutung »Freundschaft« ab. Die kurze Biografie ihres Lebens verdeutlicht, dass sie ihrem Namen alle Ehre machte. Autor und Abfassungszeit Wahrscheinlich von Samuel geschrieben ca. 1030 bis 1010 v. Chr. Das Buch Ruth selbst liefert keine hilfreichen Anhaltspunkte, wenn es darum geht, den Verfasser zu eruieren. Die alte jüdische Tradition schreibt die Verfasserschaft Samuel zu. In den abschliessenden Versen des Buches wird David erwähnt, aber nicht Salomo, was darauf schliessen lässt, dass das Buch kurz vor oder nach Samuels Tod verfasst wurde (Rt 4,17.22). Wer immer auch der Autor gewesen sein mag, er schuf ein literarisches Werk von bleibendem Wert. Schlüsselpersonen im Buch Ruth Ruth

– Naomis Schwiegertochter; später mit Boas verheiratet; direkter Vorfahre Jesu (Kap. 1–4)

Naomi – Elimelechs Witwe und Schwiegermutter von Orpha und Ruth; sie unterwies Ruth sehr weise (Kap. 1–4)

Boas – wohlhabender Farmer, der Ruth, die Moabiterin, heiratete; direkter Vorfahre Jesu (Kap. 2–4)

Hintergrund und Umfeld

Das geographische Umfeld liefert den Hintergrund für die ganze Geschichte im Buch Ruth: die Stadt Bethlehem, im Süden von Jerusalem, südöstlich von Moab gerade unterhalb des Toten Meeres gelegen. Zwischen Moab und Israel bestand eine alte, aber schmachvolle Verbindung. Die Moabiter waren die durch Inzest gezeugten Nachkommen von Abrahams Neffen Lot (1Mo 19,37). Die Beziehung zwischen den beiden Nationen war oft spannungsgeladen. Die Ereignisse im Buch Ruth scheinen sich zu einem Zeitpunkt relativen Friedens zwischen den beiden Völkern abgespielt zu haben.

In der Hungersnot, die Gott benutzte, um Naomi und Elimelech nach Moab zu führen, erkennen wir ein von Gott eingesetztes Mittel, um sein widerspenstiges Volk zu züchtigen (1,1). Auch Konflikte mit fremden Nationen wurden von Gott zu diesem Zweck benutzt. Gemäss den Angaben im Buch Ruth fand dies alles zur Zeit der Richter statt (1,1). Im Buch Richter werden zwar keine Hungersnöte erwähnt, aber das Geschlechtsregister Davids deutet an, dass Ruth sehr wahrscheinlich zur Zeit des Richters Jair lebte (Ri 10,3-5).

Schlüssellehren im Buch Ruth

Erlösung sowohl der Juden als auch der Heiden (2,12; 1Sam 24,20; Ps 58,12; Apg 13,46; Röm 10,11-12; Gal 3,28; Eph 2,14)

Frauen sind Miterben der Rettergnade Gottes (2,12; Apg 17,12; Gal 3,28)

Eigenschaften der tugendhaften Frau (3,11; Spr 12,4; 31,10-31)

Davids Anrecht (und somit Christi Anrecht) auf den Thron Israels (4,18-22; 1Mo 49,8-12; Mt 1,1-7; Lk 3,32)

Gottes Wesen im Buch Ruth

Gott ist souverän – 1,6; 4,13

Gott ist vorhersehend – 2,3

Christus im Buch Ruth

Boas ist ein Typus auf Christus und wird zum (Er)-Löser für Ruth, da er ihr Blutsverwandter ist (siehe auch unter Schlüsselworte und Häufig auftauchende Fragen ). Diese Geschichte kündigt das Kommen Jesu als Erlöser aller Gläubigen an (1Pt 1,18-19).

Schlüsselworte im Buch Ruth

Sammeln: Hebräisch laqat – 2,2.7.15.17-19.23 – bedeutet »einsammeln« oder »aufheben«. Das AT zeigt uns Leute, die die verschiedensten Dinge gesammelt haben: Steine (1Mo 31,46), Geld (1Mo 47,14), Manna (2Mo 16,4-5.26) und sogar wertlose und unnütze Männer (Ri 11,3). Der Prophet Jesaja schildert, wie Gott sein Volk aus allen Nationen »sammeln« wird, um es in das verheissene Land zu führen (Jes 27,12). Das Verb kommt 34 Mal im AT vor, davon 12 Mal im Buch Ruth. Ruth beruft sich in ihrer Situation auf die zwischen Gott und Mose vereinbarten Abmachungen. Gott gebot den Israeliten, ihre Felder nicht vollständig abzuernten. Stattdessen sollten sie ein wenig Frucht stehen lassen, so dass die Armen und Fremden im Land das Nötigste zum Überleben einsammeln konnten (3Mo 19,9-10; 23,22).

Der Blutsverwandte als (Er)-Löser: Hebräisch ga´al – 2,1.20; 3,9.12-13; 4,1.3.6.14 – bedeutet »Blutsverwandter« und bezieht sich auf einen »nahestehenden Verwandten«, der als Beschützer oder Garant des Familienrechts auftrat. Es gab verschiede Situationen, in denen man sich auf ihn berief: 1) um ein einst verkauftes Familiengrundstück wieder zu erwerben; 2) einen Erben für einen verstorbenen Bruder sichern, indem man seines Bruders Frau heiratete und ein Kind mit ihr zeugte; 3) einen durch Armut in die Sklaverei verkauften Familienangehörigen wieder zurückkaufen; 4) einen ermordeten Verwandten rächen, indem man seinen Mörder umbrachte. Die Schrift nennt Gott den Erlöser oder »nahen Verwandten« Israels (Jes 60,16), und Jesus den Erlöser aller Gläubigen (1Pt 1,18-19).

Gliederung

Elimelechs und Naomis Ende in Moab (1,1-5)

Naomi und Ruth kehren nach Bethlehem zurück (1,6-22)

Boas nimmt Ruth auf sein Feld (2,1-23)

Ruths Romanze mit Boas (3,1-18)

Boas löst Ruth (4,1-12)

Gott belohnt Boas und Ruth mit einem Sohn (4,13-17)

Davids Recht auf den Thron Judas (4,18-22)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Während der Regierungszeit der 21. Dynastie bricht in Ägypten unter Ramses XI. ein Bürgerkrieg aus (1090 bis 945 v. Chr.)

Häufig auftauchende Fragen

1. Was ist der »Blutsverwandte als (Er)-Löser«, der in der Geschichte um Ruth eine so zentrale Rolle spielt?

Als Boas mit einem anderen Verwandten über den Grundbesitz von Naomi und ihrem Mann Elimelech verhandelte (4,1-12), verwies er auf ein von Mose eingeführtes Gesetz (5Mo 25,5-10). Dieses Gesetz legte genau fest, wie die Familienangehörigen eines verheirateten Sohnes, der kinderlos starb und folglich keinen Erben hatte, der seinen Namen weiterführen konnte, vorzugehen hätten. Ein anderer (wahrscheinlich nicht verheirateter) Mann dieser Familie sollte die hinterbliebene Witwe heiraten. Das erstgeborene Kind würde dann den Grundbesitz des verstorbenen Mannes erben.

Der Verwandte von Boas erklärte sich einverstanden, mit Naomi eine finanzielle Übereinkunft hinsichtlich des Grundbesitzes zu treffen. Was er aber nicht realisierte, war, dass da auch noch Ruth mit von der Partie war. Als Boas ihn darüber aufklärte, verzichtete er sofort auf sein Recht, den Grundbesitz zu beanspruchen. Somit stand der Heirat zwischen Boas und Ruth nichts mehr im Wege. Bei der Klärung solcher Situationen geht es v.a. um Integrität und Ehre.

Kurzstudium zum Buch Ruth/einige Fragen

  • Was drückt die Beziehung zwischen Naomi und Ruth über den Wert Freundschaft aus?
  • Wie können wir anhand der Geschichte von Ruth Gottes Treue erkennen?
  • Wie äusserte sich Ruths Vertrauen auf Gott?
  • Bei der Klärung der Erbschaftsangelegenheiten von Ruth und Naomi zeigte Boas viel Weisheit. Wie ging er vor?
  • Beschreibe Naomis Beziehung zu Gott im Verlauf der Geschichte im Buch Ruth?
  • Wenn du dein eigenes Leben betrachtest, wo kannst du Gottes Vorsorge erkennen?
Fortsetzung: 1. und 2. Samuel

Datum: 10.06.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel

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