Schweizer Ärzte

Support für einen neuen Ärzteeid

Im Juni 2015 lancierte das Institut Dialog-Ethik einen neuen Ärzteeid. Nun fasst die Schweizerische Ärztezeitung die dadurch ausgelöste Diskussion zusammen und spricht sich klar für einen solchen Eid aus.
Ärztin betreut eine Patientin im Spital (Bigstock: 5967369)

Jeder hat schon vom Hyppokratischen Eid gehört, den Ärzte traditionellerweise ablegten. Damit verpflichteten sich die angehenden Ärzte, dem Patienten nie zu schaden. Der Eid enthält auch das Verbot aktiver Sterbehilfe. Er ist aber heute nicht mehr üblich.

Medizinethiker verlangen einen neuen Eid

Die heutige Ökonomisierung der Medizin hat im Juni 2015 die Medizinethikerin Ruth Baumann-Hölzle und ihr Institut Dialog-Ethik bewogen, eine Neuformulierung des Ärzteeids in die Diskussion zu werfen, der den aktuellen Herausforderungen in der Welt der Medizin gerecht werden soll.

Zum Hintergrund: Die moderne Ökonomisierung der Medizin hat zwei Schlagseiten offenbart. Zum einen die Überversorgung. Gerade privat versicherten Patienten werden oft Leistungen verordnet, die nicht zwingend sind, sich aber für den Arzt oder das Spital gut auszahlen. Zum andern eine Unterversorgung. Wo ein Kostendruck herrscht, werden Patienten nützliche Leistungen vorenthalten oder durch weniger effektive ersetzt, weil sie weniger kosten. In der neuesten Ausgabe der Ärztezeitung beschreibt jetzt die fünfköpfige Eidkommission der Stiftung Dialog-Ethik die ausgelöste Diskussion und widerlegt die gegnerischen Argumente. Diese kritisieren den Ärzteeid, weil sie ihm religiöses Pathos vorwerfen oder weil er «nicht einlösbare Versprechen» enthalte. Andere sehen Probleme bei der Implementierung und Umsetzung.

Support für den Eid

Dennoch scheint der Eid bei Ärzten und Ärzteverbänden auf ein mehrheitlich positives Echo zu stossen. Die Plenarversammlung des Verbandes der Chirurginnen und Chirurgen (fmCH) unterstützt den neuen Eid. Ebenso die Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie. Eine feierliche Selbstverpflichtung sei ein «wesentlicher Bestandteil des Wirksamwerdens der Verpflichtung» und keinesfalls nur dekorativ, wird der Arzt Bernhard Gurtner zitiert. Er stelle eine «wirksame Form der Selbstkontrolle dar», schreibt die Eidgruppe. «Vielleicht braucht es neben der Standesordnung und den Richtlinien der SAMW eben doch einen zusätzlichen Weg, um die berechtigten Anliegen durchzusetzen», schreibt der Arzt Werner Saameli. Das Ganze habe mit magischem Denken nichts zu tun, so das Blatt.

Ein Eid im Finanzwesen

Der Artikel weist im Übrigen darauf hin, dass Eide auch in andern Berufen nicht nur diskutiert, sondern auch abgelegt werden: Seit 2009 legen zum Beispiel die Studierenden an der berühmten Harvard-Universität einen Eid ab, in dem sie versprechen, «dass sie ihre Arbeit zum Wohle aller Beteiligten und Betroffenen verrichteten wollen. Seitdem legen Absolventen von 250 Business Schools einen solchen Eid ab. Australien verfügt über einen 'Banking and finance Oath'. 2015 haben sich in den Niederlanden 90'000 Banker mittels eines Eids auf Integrität verpflichtet.»

Zum Thema:
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Datum: 28.03.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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