«Sieben meiner Freunde wurden ermordet!»
Danach hatte er für Araber nur noch wenig übrig. Interessanterweise ist er heute sehr oft mit einem arabischen Palästinenser unterwegs: mit Taysir Abu Saada, der seinerseits als PLO-Scharfschütze Juden und Christen ins Visier nahm ...
Daniel Gerber: Moran Rosenblit, für Sie war danach nur ein toter Araber ein guter Araber. Hatten Sie daran gedacht, in irgendeiner Form zurückzuschlagen?
Moran Rosenblit: Ich hatte so etwas nie geplant. Aber wenn sich eine gute Gelegenheit ergeben hätte, ... wer weiss. Geplant hatte ich jedenfalls nichts. Aber wenn ich mich selber hätte schützen müssen, ja, dann hätte ich's auch gemacht. Wenn Araber oder Palästinenser starben, hat mich das kaum geschert. Ich habe zwar keine Rachegedanken gehegt, aber ich war froh, wenn wieder ein Terrorist getötet wurde oder sonstwie starb.
In dieser Zeit waren Sie in der Armee. Auch Ihre ermordeten Freunde, oder kamen die als Zivilisten ums Leben?
Sie waren in der Armee, sogar in der gleichen Division wie ich.
Sie hat es dann aber nicht getroffen ...
Es hätte nicht viel gefehlt. Als der Anschlag passiert ist, hatte ich mich grade woanders aufgehalten. Ein paar Tage vorher hatte ich an eine andere Front gewechselt. Meine Freunde fanden das zu gefährlich und fragten mich, warum ich das täte. Ich antwortete: «Um mein Land zu schützen.» Am gleichen Wochenende war dann dieser Selbstmordanschlag auf meine vorherige Einheit. 22 Menschen kamen dabei insgesamt ums Leben, darunter sieben gute Freunde von mir, die mein neues Einsatzgebiet als zu gefährlich eingestuft hatten.
Die Selbstmordattentäter sind oft sehr jung, manchmal noch Teenager. Sie selbst, Taysir Abu Saada, wurden aber zum Scharfschützen. War ein Selbstmordanschlag für Sie 'mal ein Thema?
Taysir Abu Saada: Nein. In unseren Tagen war das alles noch nicht so schlimm wie heute. Unsere Angriffe richteten sich mehr auf Militärpersonen und -einrichtungen, weniger auf Zivilisten. Einige von uns hatten durchgedreht und sind dann auch auf Zivilisten losgegangen. Aber wir anderen hatten das israelische Militär zum Ziel. Das ist jetzt anders geworden. Das beunruhigt mich sehr, wenn ich an die Zukunft denke. Meine Generation hat noch gegen die Armee gekämpft; die heutige kämpft gegen alle Israeli. Die gehen auf jeden los. Was wird die nächste Generation machen?
Das Böse nimmt einfach zu. Ich will nicht richten, wer genau daran Schuld trägt. Ich glaube, es gibt keine politische Antwort auf diese Situation. Es gibt nur eine geistliche Antwort. Und die heisst Jesus Christus.
Eine geistliche statt einer politischen Antwort? So wie die Versöhnungsarbeit «Musalaha» von Salim Munayer?
Ich hab davon gehört. Sie machen eine gute Arbeit; das Gleiche, was Moran und ich tun: Versöhnung leben. Wir müssen noch mehr werden. Dafür beten wir. Unsere Leute sollen den Unterschied sehen können zwischen einem Leben vorher und einem Leben mit Jesus.
Sie beten dafür. Sehen Sie diese Gebete auch beantwortet?
Ja, ich sehe, dass wir schon mehr geworden sind. Wir beten viel dafür, und während wir arbeiten, schliessen sich uns immer mehr Leute an, interessanterweise sogar aus der je anderen Volksgruppe: Moran erreicht mehr und mehr arabische Menschen und ich jüdische. Wenn die Juden für die Araber beten und die Araber für die Juden, dann gibt das in unseren Herzen eine geistliche Verbindung. Die Hoffnung ist da, das ist eine Realität. Das ist unser Glaube.
Lesen Sie weiter unter:
Teil 1: «Nur ein toter Araber ist ein guter Araber!»
Teil 3: «Wir sprechen von nur noch einem Blut»
Teil 4: Schulter an Schulter mit dem früheren Feind
Teil 5: Ein PLO-Scharfschütze wird Gottes Visitenkarte
Teil 6: «Liebet eure Feinde»
Moran Rosenblit im Internet: www.hope4israel.org
Taysir Abu Saada im Internet: www.hopeforishmael.org
Hilfsaktion Märtyrerkirche (CH-Ansprechpartner der beiden): www.hmk-aem.ch
Datum: 13.05.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch