Hemmungslose Hetze gegen Christen im indischen Gujarat
Der Kurzfilm bezieht sich auf ein Gesetz, das den Übertritt zu einer anderen Religion erheblich erschweren soll; es ist noch nicht in Kraft. Samson Christian vom Allindischen Christenrat kritisierte den Film, der nun in Kinos läuft, als irreführend und ungesetzlich. Radikale Hindus versuchen seit Jahren, Religionswechsel zu verhindern oder übergetretene Hindus und Adivasis (animistische Stämme) ’zurückzubekehren’.
Der militante Hindu Narendra Modi, Regierungschef von Gujarat, will im August über zehn Millionen Franken für die Verbesserung der Infrastruktur im Dang-Distrikt aufwerfen, wo Teile der sträflich vernachlässigten Stammesbevölkerung zum Christentum übergetreten sind. Das Programm geht einher mit einer Kampagne der radikalen Hindu-Organisation RSS, die Adivasis (Stammesleute) ins Hindu-System zurückzuholen, um sie weiterhin unterdrücken und manipulieren zu können.
„Christen wollen die Hindu-Gemeinschaft zerstören“
Der Führer des RSS, K.S. Sudarshan, hat kürzlich bei einem Besuch unweit des Dang-Distrikts das Christentum diffamiert. Er sagte, die christlichen Päpste hätten im ersten Jahrtausend die europäischen Länder zum Christentum bekehrt, im zweiten Jahrtausend die afrikanischen. “Nun richten sich ihre Blicke auf Asien. Von einer Milliarde Dollar, die von den Vereinigten Staaten gesammelt werden, werden 20 Millionen allein für Indien verwendet. Sie wollen die Hindu-Gemeinschaft wieder zerstören.“ Daher müsse das Land aufwachen, forderte Sudarshan. „Die Hindu-Gemeinschaft muss nun genug Macht gewinnen, so dass es niemand mehr wagt, sie anzugreifen.“
Missionare auf eine Stufe mit Terroristen gestellt
Sudarshan stellte die „Missionare“ (christliche Sozialarbeiter, Lehrer, Pastoren und Evangelisten) als ähnlich massive Gefahr hin wie die muslimischen Terroristen. Die Führer Gujarats müssten sich gegen die christliche Invasion wehren. Den Religionsübertritt bezeichnete der durch seine Organisation einflussreichste militante Hinduführer des Landes als Seuche, deren Ausbreitung zu bekämpfen sei.
Zudem warnte Sudarshan vor der Zunahme der Muslime Indiens durch die höhere Geburtenrate. Sie würden in 60 Jahren die Hindu-Bevölkerung überholen, wenn dieses Wachstum nicht abgewendet werde. (Derzeit kommen über fünf Hindus auf einen Muslim.) Nötig sei dafür ein neues Erwachen der Hindus.
Der an Pakistan grenzende Gliedstaat Gujarat ist berüchtigt für die ärgsten religiös motivierten Pogrome der letzten Jahre. Regierungschef Modi hatte im Februar 2002 Verständnis gezeigt, als nach einem Eisenbahnbrand radikale Hindus in den Städten Gujarats während mehrerer Tage auf Muslime Jagd machten, Geschäfte und Häuser plünderten und niederbrannten und über tausend Muslime töteten. Die Polizei hinderte sie nicht daran.
Quellen: Livenet / All India Christian Council
Datum: 27.07.2005
Autor: Peter Schmid