Programme im öffentlichen TV

Spanien: «Durchbruch für Evangelische» geehrt

In Spanien haben Protestanten dem ehemaligen Direktor des spanischen Fernsehens den «Unamuno»-Preis verliehen. Damit würdigen sie seinen Beitrag, dass die Evangelischen in Spanien eigene Programme im öffentlichen Fernsehen senden können.
Jose Maria Calviño erhielt den «Unamuno»-Preis für seinen Einsatz für die faire Verteilung der religiösen Fernsehprogramme.

Vor 30 Jahren war das öffentliche Fernsehen in Spanien das einzige Programm, das alle Spanier sehen konnten; und seine religiösen Sendungen waren streng katholisch. Jose Maria Calviño war von 1982 bis 1986 Direktor des öffentlichen Fernsehens im Lande. Er verstand, dass auch die nicht-katholischen Konfessionen und Religionen, die in Spanien verwurzelt waren (Evangelische, Juden und Muslime) eine religiöse Stimme im öffentlichen Fernsehen haben sollten, damit sie ihre Identität und ihre Botschaft verbreiten können.

Dank der Verhandlungen von Calviño verlor die katholische Kirche am Fernsehen zum ersten Mal ihren religiösen Alleinanspruch, und das erste evangelische Programm konnte ausgestrahlt werden: «Tiempo de creer» (Zeit, zu glauben).

«Nur getan, was fair war»

Das spanische evangelische Online-Portal «Protestante Digital» verlieh nun Calviño am 11. Februar zusammen mit einer Stiftung den Preis «Unamuno, Freund der Protestanten». Der frühere TV-Direktor sagte, er sei geehrt durch den Preis, obwohl er ihn nicht verdiene: Er habe nur getan, was fair war. Er identifizierte sich auch mit dem Ziel von «Unamuno», als «Anwalt der Freiheit eines jeden Menschen, nach der Wahrheit zu suchen, wo auch immer er sie am besten findet.»

Calviño erklärte, dass in der Zeit, als er Student war, Spanien durch einen religiösen Wandel ging. Er habe gesehen, wie die Evangelischen «verfolgt und zum Schweigen gebracht wurden – seit der Zeit der Inquisition bis heute». Diese Erfahrungen hätten ihn dazu gebracht, sich für die Gewissensfreiheit einzusetzen, die eng damit verbunden sei, wie die Protestanten die Bibel lesen, und ebenfalls für die Religionsfreiheit im öffentlichen Fernsehen.

Protestanten aus dem Ghetto geholt

Juan Antonio Monroy ist Präsident von «Protestante Digital» und erinnert sich an die Verhandlungen in den 1980er Jahren: «Calviño hat die religiöse Diskriminierung gegen die Evangelischen zu seinem eigenen Problem gemacht.» Jose Pablo Sanchez schliesslich ist heute der Direktor von «Buenas Noticias» (Gute Nachrichten), dem evangelischen TV-Programm, das der Nachfolger dieser ersten Sendungen ist und heute das 30. Jubiläum feiert. Er betonte ebenfalls die Wichtigkeit des damaligen Schrittes: «Calviño hat die evangelischen Kirchen und Gemeinden aus ihrem Ghetto geholt, die Schaffung weiterer evangelischer Programme gefördert, zur Verbreitung der Bibel beigetragen und angefangen, die Bedeutung der Protestanten in der Geschichte Spaniens anzuerkennen.»

Arbeitsfelder statt Schlachtfelder

Der Psychiater und internationale Autor Pablo Martinez betonte, wie wichtig es sei, den Dialog nicht als «Schlachtfeld», sondern als «Arbeits- oder Erntefeld» zu verstehen: «Wir haben zu viele Schlachtfelder und nicht genug Arbeitsfelder, an denen wir nicht gewinnen, sondern überzeugen müssen.»

Unamuno: «Gewinnen heisst nicht überzeugen»

Der Preis ist benannt nach dem spanischen Philosophen und Schriftsteller Miguel de Unamuno, der in einer seiner letzten Reden gegen den Faschismus Francos den berühmten Ausspruch machte: «Ihr mögt gewinnen, aber ihr werdet nicht überzeugen». Unamuno selbst war kein Protestant, hatte aber eine enge Freundschaft mit dem führenden evangelischen Pastor Atilano Coco. Coco war von General Franco zum Tode verurteilt worden, und Unamuno setzte sich energisch für seine Freilassung ein. Dennoch wurde Coco im Jahre 1936 ermordet.

2006 wurde der Unamuno-Preis gestiftet, mit dem «eine Person oder eine Institution in der spanischen Gesellschaft geehrt werden soll, die selbst nicht protestantisch ist, aber etwas für die Vielfalt und die normale Koexistenz zwischen Spaniern tut und so die Religionsfreiheit und die evangelische Kultur verteidigt.»

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Datum: 20.02.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: evangelicalfocus.com

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