Jakobus

Jakobus, der Sohn des Alphäus Der neunte Name in Lukas’ Apostelliste (Lk 6,14-16) ist »Jakobus, des Alphäus Sohn« (V. 15). Das Einzige, was uns die Schrift über diesen Mann mitteilt, ist sein Name. Sollte er jemals etwas geschrieben haben, so ist es für die Geschichte verloren gegangen. Die Bibel erzählt uns nicht, ob er Jesus jemals eine Frage stellte oder etwas tat, was ihn aus der Gruppe hervorhob. Er gelangte weder zu Ruhm und Ehre noch zu trauriger Berühmtheit. Er gehörte nicht zu den auffälligen Menschen. Seine Person und sein Leben bleiben völlig im Dunkeln. Er hatte sogar einen ziemlich häufigen Namen. Im Neuen Testament gibt es mehrere Männer mit Namen Jakobus. Jakobus, dem Sohn des Zebedäus, sind wir ja bereits begegnet. Es gab noch einen anderen Jakobus; er war der Sohn von Maria und Josef und somit Jesu Halbbruder (Gal 1,19). Dieser Jakobus wurde anscheinend zu einer Führungsperson in der Jerusalemer Gemeinde. Er war der Sprecher, der den Beschluss des Jerusalemer Apostelkonzils verkündete (Apg 15,13-21). Darüber hinaus wird angenommen, dass dieser Jakobus den neutestamentlichen Brief mit seinem Namen verfasste. Dabei handelt es sich jedoch nicht um den Jakobus, der in der dritten Vierergruppe der Apostel erwähnt wird. Eigentlich wissen wir von dem Jakobus, mit dem wir uns in diesem Kapitel befassen wollen, fast nur, dass er der Sohn des Alphäus war (Mt 10,3; Mk 3,18; Lk 6,15; Apg 1,13). In Markus 15,40 erfahren wir, dass Jakobus’ Mutter Maria hieß. Sowohl dieser Vers als auch Matthäus 27,56 und Markus 15,47 erwähnen noch einen weiteren ihrer Söhne, Joses. Da sein Name wiederholt genannt wird, muss Joses als Nachfolger Jesu bekannt gewesen sein (auch wenn er kein Apostel war). Auch ihre Mutter, Maria, war offenbar eine ergebene Nachfolgerin Christi. Sie war Augenzeugin der Kreuzigung und gehörte zu den Frauen, die Jesu Leib salben wollten (Mk 16,1).Außer diesen wenigen Details über seine Familie bleibt dieser Jakobus völlig unbekannt. Seine Unbekanntheit wird sogar in seinem Namenszusatz deutlich. In Markus 15,40 wird von ihm als »Jakobus dem Kleinen« gesprochen. Das griechische Wort für »Kleinen« ist mikros, was buchstäblich »klein« bedeutet. Eigentlich meint es »klein an Statur« und könnte sich auch auf seine körperlichen Merkmale beziehen. Vielleicht war er ein kleiner Mann.Das Wort kann aber auch für einen jungen Menschen gebraucht werden. Möglicherweise war er jünger als Jakobus, der Sohn des Zebedäus, so dass ihn dieser Namenszusatz als den jüngeren der beiden kennzeichnete. Selbst wenn das nicht der Grund für seinen Spitznamen war, so stimmt es wahrscheinlich, dass er jünger war als der andere Jakobus; andernfalls wäre er wohl als »Jakobus, der Ältere« bekannt geworden.Doch höchstwahrscheinlich bezieht sich der Name auf seinen Einfluss. Wie wir bereits gesehen haben, war Jakobus, der Sohn des Zebedäus, ein wichtiger Mann. Seine Familie war dem Hohenpriester bekannt (Joh 18,15-16). Er gehörte zum vertrautesten, innersten Kreis um den Herrn. Er war der bekanntere dieser beiden Männer. Deshalb kannte man Jakobus, den Sohn des Alphäus, als »Jakobus, den Kleinen.« Mikros. »Der kleine Jakobus.« Es könnte durchaus sein, dass alle soeben genannten Dinge auf Jakobus zutrafen, so dass er eine kleine, junge und stille Person war, die größtenteils im Hintergrund blieb. Das würde mit dem geringen Profil übereinstimmen, das er unter den Zwölfen hatte. Wir könnten sagen: Sein Unterscheidungsmerkmal war seine Unbekanntheit.Das ist an sich schon eine bedeutende Tatsache. Anscheinend suchte er keine Anerkennung. Er bewies keine großen Führungsqualitäten, stellte keine entscheidenden Fragen und zeigte kein außergewöhnliches Verständnis. Nur sein Name bleibt, während sein Leben und seine Arbeit im Dunkeln bleiben. Dennoch gehörte er zu den Zwölfen. Seine Erwählung, Ausbildung und Bevollmächtigung erhielt er genauso wie die anderen vom Herrn, der ihn als seinen Zeugen aussandte. Er erinnert mich an die ungenannten Menschen in Hebräer 11,33-38:… die durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen erlangten, der Löwen Rachen verstopften, des Feuers Kraft auslöschten, des Schwertes Schärfe entgingen, aus der Schwachheit Kraft gewannen, im Kampf stark wurden, der Fremden Heere zurücktrieben. Frauen erhielten ihre Toten durch Auferstehung wieder; andere aber wurden gefoltert, da sie die Befreiung nicht annahmen, um eine bessere Auferstehung zu erlangen. Andere aber wurden durch Verhöhnung und Geißelung versucht, dazu durch Fesseln und Gefängnis. Sie wurden gesteinigt, zersägt, starben den Tod durch das Schwert, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, Mangel leidend, bedrängt, geplagt. Sie, deren die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Höhlen und den Klüften der Erde. Die Ewigkeit wird die Namen und Zeugnisse dieser Menschen offenbaren, z.B. auch von Jakobus dem Kleinen, an den sich die Welt kaum erinnert und von dem sie nichts weiß.Auch aus der frühen Kirchengeschichte ist nicht viel über diesen Mann bekannt. Einige der frühesten Legenden verwechseln ihn mit Jakobus, dem Bruder des Herrn. Ein paar Anhaltspunkte lassen darauf schließen, dass Jakobus der Kleine das Evangelium nach Syrien und Persien brachte. Über seinen Tod gibt es unterschiedliche Berichte. Einige berichten von seiner Steinigung; andere sagen, er wurde totgeschlagen; wieder andere behaupten, dass er wie sein Herr gekreuzigt wurde. Wie dem auch sei, wir können davon ausgehen, dass er wie die anderen zu einem kraftvollen Prediger wurde. Mit Sicherheit tat er »die Zeichen des Apostels … in Zeichen und Wundern und Machttaten« (2Kor 12,12). Und sein Name wird auf einen der zwölf Grundsteine der Stadtmauern der himmlischen Stadt eingraviert.Noch ein weiterer interessanter Gedanke über Jakobus, den Sohn des Alphäus: Laut Markus 2,14 hieß auch Levis (Matthäus’) Vater Alphäus. Es könnte daher sein, dass dieser Jakobus der Bruder von Matthäus war. Schließlich waren auch Petrus und Andreas Brüder, genauso Jakobus und Johannes. Warum nicht auch diese beiden? Die Schrift nimmt keine Unterscheidung der beiden Männer namens Alphäus vor. Andererseits werden Matthäus und Jakobus an keiner Stelle als Brüder ausgewiesen. Uns ist nicht bekannt, ob sie es waren. Eine andere interessante Frage über Jakobus’ Abstammung taucht auf, wenn wir Markus 15,40 mit Johannes 19,25 vergleichen. Beide Verse erwähnen zwei andere Frauen namens Maria, die mit Maria, der Mutter des Herrn, am Kreuz Jesu standen. Markus 15,40 nennt »Maria Magdalena und Maria, Jakobus des Kleinen und Joses’ Mutter.«. Johannes 19,25 nennt »[Jesu] Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, des Klopas Frau, und Maria Magdalena«. Es ist daher möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass die Schwester der Mutter Jesu (»Maria, des Klopas Frau«) und »Maria, Jakobus des Kleinen und Joses’ Mutter« ein und dieselbe Person ist. (»Klopas« könnte ein anderer Name für Alphäus gewesen sein, oder Jakobus’ Mutter hatte nach dem Tod seines Vaters wieder geheiratet.) Dann wäre Jakobus der Kleine also Jesu Cousin gewesen.War Jakobus der Cousin unseres Herrn? War er der Bruder von Matthäus? Wir wissen es nicht. Es wird uns in der Schrift nicht ausdrücklich mitgeteilt. Die Bedeutung der Jünger geht aber nicht auf ihren Stammbaum zurück. Wäre er wichtig, würde die Schrift ihn uns mitteilen. Der Herr, dem sie dienten, und die Botschaft, die sie verkündeten, war das, was diesen Männern Bedeutung verlieh. Wenn uns Einzelheiten über die Männer selbst fehlen, ist das schon in Ordnung. Der Himmel wird die ganze Wahrheit über ihre Person offenbaren. Bis dahin reicht uns das Wissen, dass der Herr sie erwählte, der Heilige Geist sie bevollmächtigte und Gott sie gebrauchte, um das Evangelium in die damals bekannte Welt zu tragen. Einige Jahre nach Pfingsten verschwanden alle Jünger mehr oder weniger aus den biblischen Berichten. Von keinem liefert uns die Schrift eine vollständige Biografie. Denn sie konzentriert sich immer auf die Macht Christi und seines Wortes, nicht aber auf die Männer, die lediglich Werkzeuge dieser Macht waren. Diese Männer wurden mit dem Geist erfüllt und predigten das Wort. Das ist eigentlich alles, was wir wissen müssen. Nicht das Werkzeug ist das eigentliche Thema, sondern der Herr.Niemand verkörperte diese Wahrheit besser als Jakobus der Kleine, der Sohn des Alphäus. Vielleicht konnte er behaupten, Matthäus’ Bruder oder Jesu Cousin zu sein, doch er ging still und unbemerkt durch die Evangelien. Diese Welt erinnert sich an fast gar nichts über ihn. Aber in der Ewigkeit wird er seinen vollen Lohn erhalten (Mk 10,29-31).Fortsetzung: Simon - Der Zelot

Datum: 02.07.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: 12 ganz normale Männer

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