Tim Sanford

Die Macht der Gedanken

Sind unsere Gedanken nur Ströme zwischen einigen Millionen Gehirnzellen, wie Hirnforscher behaupten? Oder ist unser Denken zutiefst mit der Persönlichkeit verbunden, die Gott uns geschenkt hat? Wie Gedanken entstehen, wie sie uns prägen und wie wir sie nutzen können, um unser Leben zu entfalten, verrät der christliche Therapeut und Autor Tim Sanford.
Nachdenklicher Mann (Symbolbild)

Was denken Sie gerade?
Tim Sanford:
Ich warte auf Ihre Fragen und mache mir Gedanken darüber, was ich antworten soll.

Manche Hirnforscher sagen, dass der menschliche Körper nur Materie sei. Alles Denken könne reduziert werden auf die Verbindung von ein paar Millionen Zellen im Gehirn. Was sagen Sie dazu?
Das ist wirklich ein rein materialistischer Ansatz. Jeder Forscher weiss genauso gut, dass er das, was wir «Leben» nennen, so nicht beweisen kann. Hier geht es nicht nur um Zellen, sondern um die Seele und den Geist des Menschen - um seine Persönlichkeit, Die Bibel ist da viel differenzierter: Sie beschreibt zuerst die naturwissenschaftliche Seite: Adam, der erste Mensch, wurde aus Materie gemacht. Das sind also die Zellen, die Nerven, das Gehirn. Aber dann berichtet sie, wie Gott dem Menschen Leben einhauchte. Unser Denken ist also nach der Bibel - und letztlich auch nach der Forschung - nicht einfach auf ein paar Gehirnströme zu reduzieren. Ohne unsere Persönlichkeit, unser Leben, wäre unser Denken gar nicht vorstellbar.

Was läuft denn in uns Menschen ab, wenn wir uns Gedanken machen?
Unser Denken könnte man sich ganz vereinfacht wie eine Kette vorstellen, die drei verschiedene Glieder hat: Sie haben einen ersten Gedanken, der verbindet sich zum einen mit Ihren Erinnerungen und ausserdem mit Ihren Überzeugungen. Dann wiederum verknüpfen Sie diese Gedankenkette mit der nächsten. Sie können ein ganzes Bündel solcher Ketten bilden. Das passiert beim Denken.

Wer denkt, hat die Möglichkeit, die Realität und die Wahrheit zu erkennen. Das ist nicht immer einfach.
In der Tat. Wenn ich mich zum Beispiel für wertlos halte und alles, was ich tue, nie gut genug ist, sieht man zwar, dass das nicht wahr sein kann. Aber es bringt mir in der Situation nichts, wenn man mir sagt: «Okay, dann entscheide dich einfach, die Wahrheit zu sehen.» Ich kann mir dann zwar sagen: «Ich bin toll, ich bin wunderbar», aber auch das reicht mir nicht wirklich aus. Ich muss mein Selbstbild von der Sichtweise Gottes, von der absoluten Wahrheit des Schöpfers bestätigen lassen. Hier kommt die Bibel ins Spiel und es ist wichtig, ihre Sicht der Dinge kennen zu lernen. Was sagt Gott über mich? Es wird eine heilsameinnere Übereinstimmung geben zwischen ihm und der Sehnsucht meiner Seele, wenn ich seine Gedanken über mich zu denken wage.

So ist die Heilige Schrift wirklich ein ganz praktischer Wegweiser und Helfer zur Persönlichkeitsentwicklung. Sie prägt unser Denken in die Richtung, die unser Schöpfer als gut und menschenfreundlich in uns angelegt hat. Wenn ich immer wieder das Problem habe zu denken, Gott sei ständig auf dem Sprung, mich zu bestrafen, dann kann ich mir das achte Kapitel vorn Römerbrief anschauen. Ich lerne die Wahrheit kennen und sollte sie zu meiner neuen Überzeugung machen: «Es gibt keine Verdammnis für die, die in Jesus Christus sind.» An anderer Stelle lese ich, dass Gott sagt: «Ich werde dich nicht verlassen noch versäumen.» Oder: «Nichts kann uns von der Liebe Gottes in Jesus Christus trennen.» Ich kann mir solche Verse aufschreiben, als wären Sie an mich persönlich gerichtet: «Lieber Tim, ich werde dich nicht verlassen!»

Was ist das Wichtigste an unserem Denken?
Erstens: Was wir über Gott denken. Zweitens: Was wir über uns selbst denken. Es hat nichts mit Egoismus zu tun, wenn ich mich wirklich so sehe, wie Gott mich sieht. Wenn diese zwei Säulen im Denken gut verwurzelt sind, können wir eine Menge Dinge aushalten, die nicht in Ordnung sind. Diese Grundüberzeugungen tragen einen Menschen durch. Aber wenn einer dieser Bereiche gestört ist, besonders unser Bild von Gott, hindert uns das daran, die anderen Dinge in Ordnung zu halten.

Wie hängen Gedanken und Gefühle zusammen?
Sie beeinflussen sich gegenseitig. Sie werden bestimmt davon, wie ich meine Umgebung innerlich wahrnehme. Nehmen wir noch einmal das Beispiel mit dem Hund. Ich denke, dieser Hund beisst. Daraufhin werde ich ängstlich. Dieses Angstgefühl, das in mir ausgelöst wird, hat wiederum Einfluss auf mein Denken. Mir kommt dann wahrscheinlich ein Gedanke wie: «Ich habe Angst, nichts wie raus hier!» Und ich versuche, mich in Sicherheit zu bringen. Also bestimmen unsere Gedanken unsere Gefühle, aber auch die Gefühle haben wiederum einen Einfluss aufs Denken. Es ist, wie die Bibel sagt: «Wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er.»

Kann Gott durch unsere Gedanken reden?
Ja, ich denke, er beeinflusst unsere Gedanken. Gottes Wort, die Bibel, nehmen wir ja mit unseren Gedanken auf. Seine Wahrheit prägt unsere Gedanken, wenn wir uns regelmässig damit beschäftigen. Wenn jemand sagt, Gott habe zu ihm gesprochen, dann heisst das in der Regel nicht, dass derjenige eine hörbare Stimme vernommen hat, wie Moses am Dornbusch. Aber ich bin überzeugt davon, dass er uns innerlich etwas durch seinen Heiligen Geist mitteilt. Manchmal schenkt er uns Gedanken, die wir mit unserer Sprache verstehen, oder die wir bildhaft vor uns sehen. Manchmal ist sein Reden eher wie eine Sprache des Herzens - wir erkennen mit unserem ganzen Sein, dass Gott uns etwas deutlich machen will: Ich weiss dann einfach, dass Gott geredet hat, ich höre es, ich fühle es, ich weiss es.

Noch ein Gedanke zum Schluss?
Der Apostel Paulus sagte einmal, dass er jeden Gedanken unter den Gehorsam Christi bringen würde. Genauso sollten auch wir - ohne dabei zu verkrampfen - unser Denken bewusst wahrnehmen und am Vorbild von Jesus Christus orientieren.

zum Thema:
Denken ist Macht
Wie beeinflussen Gedanken Ihr Handeln?
Buchtipps zum Thema «Denken»

Bearbeitung: David Sommerhalder

Datum: 09.09.2012
Autor: Rainer Schacke / David Sommerhalder
Quelle: Jesus.ch

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