Absolute Altersangaben, die nicht absolut sind

„Lucy: The Trouble with Dating an Older Woman" ("Lucy: Die Schwierigkeit, das Alter einer alten Dame zu schätzen"), so lautet die Überschrift eines Artikels 82, der die Infragestellung des Alters von 3,6 Millionen Jahren behandelt, dem Alter also, welches Johanson für „Lucy" veranschlagt hatte. Francis Brown, ein Geologe von der University of Utah, glaubt, dass dieses Alter auf 3 Millionen Jahre reduziert werden sollte und zwar aufgrund der Verbindung von vulkanischen Hügeln in Hadar mit ähnlichen Hügeln am Turkana-See, die seiner Ansicht nach auf ein verlässliches Alter von ca. 3 Millionen Jahre geschätzt werden.83 Noel Boaz, Anthropologe an der New York University, und seine Mitarbeiter sind ebenfalls dafür, dass Alter auf ca. 3 Millionen Jahre herunterzusetzen.84 Boaz begründet seine Argumente mit den tierischen Fossilfunden von Hadar. Johanson und Tim White verteidigen zwar das höhere Alter, behaupten jedoch, eine Herabsetzung des Alters der Hadar-Fossilien auf 3 Millionen Jahre hätte keinen Einfluss auf ihre Theorie über die Ahnenreihe des Menschen.

Das von Richard Leakey für seinen Schädel 1470 und den anderen, in derselben Schicht entdeckten Funden, geschätzte Alter von fast 3 Millionen Jahren wurde von verschiedenen Seiten in Frage gestellt.

In seinem 1973 veröffentlichten Artikel61 schien Leakey sich seiner Altersschätzung, die auf der Kalium-Argon Datierungsmethode des KBS-Hügels, unter dem die Fossilien entdeckt worden waren, basierte, sicher zu sein. Das Alter für den Hügel wurde auf ca. 2,6 Millionen Jahre geschätzt, von Leakey als „sicher datiert" proklamiert. Leakey berichtete, dass paläomagnetische Nachforschungen ein „das Alter von 2,61 Millionen Jahren untermauerndes Ergebnis" lieferten. In diesem Artikel stellt Leakey weiter fest:

„Die Sammlung von Wirbeltier-Fossilien aus den Schichten unter dem KBS-Hügel in den Gebieten 105, 108 und 131 weisen alle den gleichen Entwicklungsstand auf, und dieser Beweis untermauert das für diese Phase der Ablagerungen am östlichen Rudolphsee angegebene Alter."

Nachdem sie erwähnt hatten, dass Beweismaterial von Fossilien von Schweinen herangezogen wurden, um ein jüngeres Alter des KBS-Hügels zu stützen, führen Walker und Leakey an: „Die Spaltungsstudien des Zirkons vom KBS-Hügel unterstützen die Richtigkeit des höheren Alters."85

Das Alter des KBS-Hügels wurde aufgrund von Kalium-Argon Datierungen unterstützt von Spaltungszeit-Datierungen, aufgrund von paläomagnetischen Datierungen und den Wirbeltier-Fossilien auf sichere 2,6 Millionen Jahre festgelegt. Leakey rechnete ungefähr weitere 300 000 Jahre für die Sedimentablagerungen ein, die zwischen der Schicht, in der ER 1470 gefunden wurde, und dem darüber liegenden KBS Hügel liegen und erhielt damit ein geschätztes Alter von 2,9 Millionen Jahren für seinen Schädel und die anderen, in derselben Schicht gefundenen Fossilien.

Die Kombination von Leakeys Behauptung, sein Schädel 1470 sei ein „erstaunlich fortschrittlicher, früher Mensch gewesen" - in mancher Hinsicht sogar fortschrittlicher als Homo erectus, und dem geschätzten Alter von fast 3 Millionen Jahren, war für viele Evolutionstheoretiker nicht zu verdauen. Das Alter von 3 Millionen Jahren liess Leakeys „frühen Menschen" älter werden als viele seiner angeblichen affenähnlichen Vorfahren. Daher geriet sowohl der menschenähnliche Status als auch das geschätzte Alter von 3 Millionen Jahren unter Beschuss. Cronin und Kollegen führten Untersuchungen der Fauna an, neue Datierungen des KBS-Hügels nach der Kalium-Argon Methode, chemische Untersuchungen des Hügels und Spaltungszeit-Datierungen, die für den KBS-Hügel ein Alter von ca. 1,8 Millionen Jahren ergeben.86 Ihrer Ansicht nach beträgt das wahrscheinlichste Alter für den Schädel 1470 daher 2 Millionen Jahre.

Bezüglich des Status der Verwandtschaft von Schädel 1470 erklären Cronin und seine Mitarbeiter:

„... sein relativ robust geschnittenes Gesicht, die fliehende Nasen-Mundwölbung (die an die 'gewölbten Gesichter der Australopithecinen erinnert), geringe, maximale Schädelweite (an den Schläfen), ein stark ausgeprägtes Eckzahn-Joch und grosse Molare (was Überreste der Wurzeln verraten), dies alles sind relativ primitive Merkmale, die alle diese Funde mit den Mitgliedern des Taxon A. africanus verbinden."

Sie stimmen nichtsdestotrotz der Zuordnung von Schädel 1470 zu Homo habilis zu.

Bei einer ausreichenden Druckausübung scheinen die sogenannten absoluten, radiometrischen Daten alles andere als absolut zu sein, da die Daten zurechtgerückt und dem entsprechenden, jeweiligen Wissensstand angepasst werden.

Walkers und Leakeys Feststellung hinsichtlich der allgemein anerkannten Behauptung, diese Fossilien seien älter als 1-2 Millionen Jahre, ist sehr interessant:

„Die hominiden Fossilien vom Turkana-See haben häufig einen so geringen Mineralisierungsgrad, dass sie mit fortschreitender Ausgrabung konserviert werden mussten, um sie vor weiterem Zerfall zu bewahren. Das Konservierungsmittel musste tatsächlich mit peinlicher Sorgfalt aufgetragen werden, da ein herabfallender Tropfen schon Bruch anrichten konnte."87

Von Fossilien des geschätzten Alters wird jedoch normalerweise ein hoher Mineralisierungsgrad erwartet.

In Bezug auf KNM-ER 1510, wozu Schädel- und Unterkieferteile gehören, stellt Richard Leakey fest: „Der Fund ist kaum mineralisiert, und weitere geologische Untersuchungen des Fundortes deuten eher auf eine Herkunft aus dem Holozän als aus dem frühen Pleistozän, wie ursprünglich angenommen."88 Das frühe Pleistozän soll eine Periode vor ca. 1,8 Millionen Jahren gewesen sein, während das Holozän vor ca. 10000 Jahren begonnen haben soll. Leakey hat damit sein geschätztes Alter für KNM-ER 1510 um fast 1,8 Millionen Jahre reduziert! Leakey scheint andeuten zu wollen, dass die Tatsache des geringen Mineralisierungsgrades der Funde für ein jüngeres Alter spricht. Wie kommt es dann, dass die oft sehr geringe Mineralisierung der Turkana-Funde keine Beachtung bei Leakey findet? Ein weiterer, verwirrender Aspekt an dieser Geschichte ist folgender: Während Walker und Leakey feststellen, dass die hominiden Turkanafossilien (von denen die meisten auf ein Alter von über einer Millionen Jahre geschätzt werden) häufig wenig mineralisiert sind, erklärt Leakey in seinem Artikel von 1973 über KNM-ER 1470,

1472, 1475 und 1781: „Alle Funde sind hochgradig mineralisiert. ..."89 Das scheint einen Widerspruch zu bilden, es sei denn, die Funde wären einfach per Zufall stark mineralisiert.

 

Die Laetoli-Fussspuren

Lateoli Fussspuren Laetoli ist ein Ort in Tansania, der ungefähr 40 km südlich der Olduvai- Schlucht liegt. Mary Leakey, Witwe von Louis Leakey (er starb 1972), begann hier 1974 mit einem Team ihre Ausgrabungen. Viele sogenannte hominide Fossilien wurden an diesem Ort von ihrem Team gefunden.90 1976 entdeckte man einige Fussabdrücke von Tieren und 1977 einige Fussabdrücke eines Wesens, das angeblich auf menschliche Art aufrecht ging.91 Interessante Berichte über die Entdeckung und Untersuchung dieser Abdrücke findet man in Richard Leakeys Buch92 und besonders auch in dem Buch von Johanson und Edey.93 Im letzteren gab White folgende Beurteilung der Fussabdrücke ab:

„Machen wir keinen Fehler damit. ... Sie sind wie heutige menschliche Fussspuren. Wäre einer davon an einem kalifornischen Strand zu sehen und ein Vierjähriger sollte sagen, was das seiner Meinung nach wäre, so würde er ohne zu zögern antworten, es sei jemand dort entlang gegangen. Er wäre nicht in der Lage, dies auch von hundert anderen Spuren am Strand zu sagen und Sie könnten es auch nicht (S. 250)."

In einem Fachartikel im Science erklärt White:

„Die nicht verwitterten Fussspuren zeigen ein morphologisches Muster wie von heutigen Menschen. ... Erste Beobachtungen und Experimente zeigen, dass sich die hominiden Laetoli Spuren am Fundort G nicht grundlegend von heutigen menschlichen Spuren in ähnlichem Untergrund unterscheiden." 94

Auch andere vertreten ähnliche Ansichten. 93

Wer hinterliess diese Spuren? Diese Frage war Gegenstand einer lebhaften Diskussion57, aber keiner der Diskussionsteilnehmer wusste die richtige Antwort. Grund der Diskussion ist die Frage, ob diese Fussspuren von Lebewesen ähnlich Johansons „Lucy" stammen oder von Lebewesen der Gattung Homo. Russell Tuttle argumentiert, dass „Lucy" oder ähnliche Wesen mit ihren langen, gebogenen Zehen unmöglich diese Spuren hinterlassen haben können, bezüglich derer er feststellt:

„Ein kleiner, barfuss laufender Homo sapiens könnte sie hinterlassen haben. ... In allen erkennbaren morphologischen Eigenschaften sind die Füsse der Individuen, die diese Spuren hinterliessen, nicht von denen heutiger Menschen zu unterscheiden."57

Tuttle behauptet natürlich nicht, dass diese Spuren letztlich von einem Individuum der Art Homo sapiens stammen, da er - wie alle anderen Evolutionstheoretiker auch, diese Spuren auf ein Alter von ca. 3,7 Millionen Jahren schätzt, also ungefähr 3,5 Millionen Jahre vor der Entwicklung des heutigen Menschens. Tim White, Don Johanson und andere aus Johansons Lager plädieren eher dafür, dass Individuen wie „Lucy" die Fussspuren hinterliessen, als Individuen der Gattung Homo.

Auch Fussspuren von Antilopen, Schweinen, Giraffen, Elefanten, Nashörnern, Hasen, Straussen und anderen Tieren wurden am Fundort Laetoli gefunden. In Szenennachzeichnungen sehen wir Bilder von Giraffen für die Giraffenspuren, Elefanten für die Elefantenspuren, Strausse für die Straussenspuren, etc. Und Menschen für die menschlichen Fussspuren? Oh nein! Für die menschlichen Spuren sehen wir eine vormenschliche Kreatur, halb Affe, halb Mensch. Während die, Evolutionstheoretiker davon ausgehen, dass eine Giraffe die Giraffenspuren hinterlassen haben muss, und ein Elefant die Elefantenspuren etc., lässt ihre vorgefasste Meinung über Evolution und das Alter dieser Formationen es nicht zu, den menschlichen Fussspuren Menschen zuzuordnen. Vertreter der Schöpfungslehre, die die klaren Fakten der empirischen, wissenschaftlichen Beweise akzeptieren, glauben, dass die Fussspuren von heutigen Menschen stammen von einem Homo sapiens. Es sind also die Schöpfungsanhänger, die die Empiristen sind und den Beweis für sich selbst sprechen lassen, während die Evolutionisten die Fakten auf ihre vorgefassten Ideen zurechtschneiden.

 

Natürliche Variabilität, Kreuzungen und andere Faktoren

SiamangEs herrscht eine beträchtliche Variabilität innerhalb der Arten der Primaten, einschliesslich des Menschen. Adolph H. Schultz vom Anthropologischen Institut der Universität von Zürich hat dieses Problem eingehend untersucht und seine Veröffentlichungen zu diesem Thema sind besonders informativ.95.96 In einer Veröffentlichung von 1968 stellt Schultz fest:

„Dieser, doch sehr ungewöhnliche Mangel an intraspezifischer Stabilität in so vielen verschiedenen Eigenschaften der rezenten, menschenähnlichen Affen ist leider häufig bei der Auslegung und Klassifizierung der hominoiden Fossilreste nicht in Betracht gezogen worden."97

Die Nichtbeachtung der beträchtlichen Variabilität unter den Primaten hat einige Anthropologen dazu verleitet, Unterschiede zwischen Fossilfunden, die sehr gut innerhalb einer Variabilitätsbreite einer einzigen Art liegen könnte, eine grosse entwicklungsgeschichtliche Bedeutung zuzumessen.

Schultz beschreibt die aussergewöhnliche Variabilität der Schädelproportionen und die noch grössere Variabilität der Gesichtspartien bei den grossen Affen. Er verdeutlicht dies an den Schädeln von drei absolut normalen Schimpansen, die sich in so vielen Details unterscheiden, dass sie in fossiler. Form mit grosser Wahrscheinlichkeit in verschiedene Arten klassifiziert worden wären.97 Die Bandbreite der Hirnvolumen bei den grossen Affen und dem Menschen ist laut Schultze8 enorm und variiert von 175-540 cm3 bei den Orang-Utans, 275-500 cm3 bei den Schimpansen, 340-752 cm3 bei den Gorillas und 110-1700 cm3 bei Menschen. Es gibt in der Literatur sogar Berichte über menschliche Hirnvolumina von nur 800 cm3 bis hin zu unglaublichen 2000 cm3. Sowohl absolute wie auch relative Zahnabmessungen variieren sehr unter den Primaten.97 Sogar die Anzahl der Wirbel weist erhebliche Unterschiede auf.99

Bei der Betrachtung von Tabelle 2 ist ersichtlich, dass innerhalb der Arten eine erhebliche Variation der kombinierten Anzahl an Brust- und Lendenwirbel zu finden ist. Zu beachten ist auch der deutliche Unterschied zwischen den nahe verwandten Gibbons und Siamangen, Arten, die untereinander paarungsfähig sind.

Das Vorhandensein oder Fehlen und die Grösse des sagittalen Scheitelkammes (knöcherner Kamm, der entlang der Mittellinie des Schädels verläuft) variiert bei den Affen sowohl intra- als auch interspezifisch gesehen. Die hier erwähnten Eigenschaften sind nur einige wenige von allen, die bei Menschen und Affen erheblich variieren.

Anzahl der Wirbel

Makake
(216)

Gibbon
(319)

Siamang
(29)

Orang.
(127)

Schimp.
(162)

Gorilla
(81)

Mensch
(125)

15

 


 


4

19

 


 


 


16

 


 


10

74

29

43

7

17

 


5

48

7

68

56

91

18

5

72

38

 


3

1

2

19

91

23

 


 


 


 


 


20

4

 


 


 


 


 


 


Durchschnitt

19

18

17

16

17

16.6

17

Tabelle 2: Prozentuale Verteilung der Variationen in der Anzahl der Brust- und Lendenwirbel und der durchschnittlichen Anzahl dieser Wirbel bei Hominoiden und Makaken (aus Schultz99).

Zusätzlich zu der natürlichen Variabilität innerhalb der Arten, besteht noch eine beträchtliche Variabilität aufgrund des Geschlechtes und des Alters. Sexualdimorphismus (Anm. des Übersetzers: Unterschiede im Aussehen oder im Verhalten zwischen Männchen und Weibchen einer Tierart) ist bei Menschen und Affen ein bedeutendes Merkmal, sehr ausgeprägt bei Gorillas und Orang-Utans (das Gewicht eines männlichen ausgewachsenen Tieres ist doppelt so gross wie das eines weiblichen) und ist unbedeutend bei Gibbons und Siamangen. Das Männchen ist meistens robuster. Daher ist die Häufigkeit und Grösse des sagittalen Scheitelkammes unter Männchen innerhalb einer Art mit diesem Merkmal grösser.

Unterschiede aufgrund des Alters sind besonders wichtig in Hinsicht auf die Schädelstruktur bei Affen. Während des Übergangs vom Jungtier zum ausgewachsenen Tier finden bei den Affen ausgeprägte Veränderungen statt, nicht jedoch beim Menschen.100 Der Schädel eines Affen-Jungtieres ist gewissermassen dem eines Menschen ähnlich. Der Schädel eines ausgewachsenen Affen unterscheidet sich jedoch sehr deutlich von dem eines Menschen. Vielleicht erinnern Sie sich, dass der erste Fund eines Australopithecus von Raymond Dart, das Taung „Kind", der eines Jungtieres war. Dieser Jungtierschädel hätte niemals mit dem Schädel eines ausgewachsenen Affen und Menschen verglichen werden dürfen.

Die Verbindung zwischen dem Schädel und der Wirbelsäule und somit das Zentrum der occipitalen Condyli (Gelenkhöcker) und des Formen magnum (grosses Hinterhauptsloch) liegen bei den erwachsenen Affen sehr weit hinten am Hirnschädel. Während des fetalen und infantilen Lebens dieser Affen liegen diese Strukturen sehr viel weiter vorne, wandern dann aber während der postinfantilen Wachstumsphase zum hinteren Hirnschädel. Beim Menschen verändert sich die relative Position dieser Strukturen nur geringfügig, falls überhaupt, während des Wachstums. Daher befindet sich die ungefähre Position dieser Strukturen bei erwachsenen Menschen weiter oben auf dem Hirnschädel verglichen mit dem ausgewachsenen Affen und diese Verbindung wird als diagnostisches Merkmal zur Bestimmung eines oder keines aufrechten Ganges bei einem einzelnen fossilen Wesen benutzt (zumindest in den Fällen, wo genügend Schädelmaterial vorhanden ist). Hieran ist sehr leicht zu erkennen, dass es ein grosser Fehler wäre, einen juvenilen Affenschädel mit einem menschlichen Schädel zu vergleichen.

Einige Anomalien (aus der evolutionistischen Sicht), die man vielleicht erwähnen sollte, sind z.B. die Tatsache, dass das Geburtsgewicht prozentual gesehen zum mütterlichen Gewicht beim Menschen fast zweimal so gross ist wie bei den Menschenaffen (2,5 zu 1-1,8 kg), aber ungefähr gleich gross oder geringer als das der Affen (2,3-4,5) und Gibbons (3,4) 101 Überdies stimmt die Zahnungsordnung bei den Altweltaffen, Gibbons und dem Menschen überein, unterscheidet sich jedoch von der der Menschenaffen.101 Fügen wir noch die Tatsache hinzu, dass ein Evolutionstheoretiker, da ein Gibbon auf dem Boden normalerweise aufrecht geht, eine gewisse Grundlage besitzen würde, um für eine nähere Verwandtschaft des Menschen mit Gibbons und Affen als mit den Menschenaffen zu argumentieren.

Ein weiterer Faktor von bedeutender Wichtigkeit, den die Evolutionisten bei der Beurteilung der evolutionistischen Bedeutung von Unterschieden zwischen Fossilien vollkommen ignorieren, ist die interartliche Kreuzung. Bernstein berichtet, zwei Mitglieder einer wilden Macaca irus-Herde in Malaysia seien vorläufig als Hybriden von M. irus und M. nemestrina identifiziert worden. Er erwähnt auch die Varietät von Primaten Taxa, die untereinander im Labor gekreuzt werden können und erklärt, dass es notwendig ist, bei der Beurteilung von Beweisen für Zwischenstufen äusserst vorsichtig zu sein.102 Diese Vorsicht gilt sowohl für Fossilien als auch für rezente Lebewesen.

 

Der Status der Australopithecinen: Zusammenfassung

Skeletfund Wir schliessen aus all dem, dass die Australopithecinen (A. africanus, H. africanus, H. habilis, A. bosei, A. robustus, A. afarensis)- Affen waren ohne genetische Verbindung weder zum Menschen noch zu irgendwelchen anderen, existierenden Affen. Ihre Fortbewegungsweise, wenn auch in einigen Merkmalen einzigartig, glich doch eher der der Orang-Utans als der irgendeines anderen lebenden Wesens.

Alle vermutlichen Zwischenstufen für die Herkunft des Menschen scheinen schliesslich alle ein Schicksal zu teilen. Direkt nach der Ankündigung ihrer Entdeckung entsteht eine starke Uneinigkeit unter den Experten; dem folgt eine langsame Anerkennung durch die Mehrheit; danach finden skeptische Stimmen immer mehr Gehör; und schliesslich wird die entsprechende Kreatur aus dem Stammbaum des Menschen gestrichen. Dieser Prozess umfasste beim Ramapithecus und Philtdown-Menschen fast fünfzig Jahre und es brauchte 100 Jahre, um den Neanderthaler zu entthronen. Es war vor nunmehr 60 Jahren, dass Dart seine Entdeckung des Australopithecus bekannt gab. Seine Behauptung, dieses Wesen habe den Status einer Zwischenstufe, traf direkt danach auf harsche Kritik bei den Kollegen, aber während der letzten drei Jahrezehnte nahmen die Australopithecinen nach dem allgemeinen Wissensstand eine wichtige Rolle in der Entwicklungsgeschichte des Menschen ein. Jetzt sind eine steigende Anzahl skeptischer Stimmen zu hören, aber es werden wohl noch einige Jahrzehnte vergehen, bevor Australopithecus seinen Status als Vorfahre des Menschen verlieren wird. Aber keine Angst! Bis dahin werden verschiedene neue „Zwischenstufen" entdeckt worden sein, um die endlosen Argumentationen zwischen den Experten am Leben zu erhalten.

Literaturhinweise

82. W. Herbert, Science News 123:5 (1983).
83. F. H. Brown, Nature 300:631(1982).
84. N. T. Boaz, F. C. Howell and M. L. McCrossin, Nature 300:633 (1982).
85. Walker, Ref. 76, S. 57.
86. J. E. Cronin, N. T. Boaz, C. B. Stringer and Y. Rak, Nature 292:113 (1981).
87. Walker, Ref. 76, S. 58.
88. Leakey, Ref. 65, S. 654.
89. Leakey, Ref. 61, S. 448.
90. M. D. Leakey, R. L. Hay, G. H. Curtis, R. E. Drake and M. K. Jackes, Nature 262:460 (1976).
91. M. D. Leakey and R. L. Hay, Nature 278:317 (1979).
92. Leakey, Ref. 50, S. 40-42.
93. Johanson, Ref. 40, S. 245-252.
94. T. D. White, Science 208:175 (1980).
95. A. H. Schultz, „Age Changes, Sex Differences, and Variability as actors in the Classification of Primates," in Classification and human Evolution, S.L. Washbum, ed., Aldine Pub. Co., Chicago, 1963, S. 85-115.
96. A. H. Schultz, „The Recent Hominoid Primates," in Perspectives an Human Evolution, Vol. 1, Holt, Rinehart & Winston, New York, 1968,S.122-195.
97. Schultz, Ref. 96, S. 186.
98. Schultz, Ref. 96, S. 168.
99. Schultz, Ref. 96, S. 149.
100. Schultz, Ref. 96, S. 170-172.
101. Schultz, Ref. 96, S. 177.
102. I. S. Bernstein, Science 154:1559 (1966).

 

Weiter: Homo Erectus

Datum: 05.11.2007
Autor: Duane T. Gish
Quelle: Fossilien: Stumme Zeugen der Vergangenheit

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