Mehr Zwangsheiraten im Sommer

Üblicherweise gelangen ein bis vier Anfragen wöchentlich an die Beratungsstelle, erklärte die Kampagnenleiterin von Zwangsheirat.ch, Anu Sivaganesan, gegenüber der Zeitung. Aktuell liege die Zahl bei neun Anfragen, was Sivaganesan auf die Ferienzeit zurückführt, da viele der Zwangsheiraten im Ausland abgeschlossen werden.

Nach Auskunft der Beraterin gibt es das Phänomen Zwangsheirat in verschiedenen Kulturen und Religionen, darunter auch unter Christen. Der Islam sei die einzige Religion, die eine Zwangsheirat explizit untersage. "Das Problem ist meist ein patriarchalisches, traditionalistisches Weltbild", so Sivaganesan gegenüber der Zeitung. Die Beratungsstelle fordert eine repräsentative Studie zur Zwangsheirat in der Schweiz.

Gesetzliche Verschärfung geplant

Der Bundesrat erwägt derzeit eine Verschärfung der geltenden Schweizer Gesetze, laut denen Zwangsheiraten als Nötigung eingestuft werden. Neu soll Zwangsheirat als eigener Straftatbestand eingeführt und mit maximal fünf Jahren Haft bestraft werden.

Im konkreten Fall versuchen die ehrenamtlich tätigen Berater der Kampagne, zunächst die Gefährdung der ratsuchenden Person abzuklären und die Gefahr der Zwangsheirat hinauszuzögern. Kontakt suchen neben den direkt Betroffenen auch Lehrer oder Freunde. Als weitere Anlaufstelle gibt es im Kanton Luzern die Opferberatungsstelle, die laut Bericht jährlich rund vier Anfragen wegen drohender Zwangsheirat hat. In rund zwanzig Fällen jährlich hat die Stelle zudem mit den Folgen von Zwangsheirat in Form von häuslicher und sexueller Gewalt zu tun.