Mobilität – ein Menschenrecht

Wie mobil dürfen Christen sein?

Christen haben einen mobilen Gott, der schon mit dem Volk Israel unterwegs gewesen ist. Auch Jesus ist immer unterwegs gewesen. Soll das auch für heutige Christen gelten? Der Theologe Peter Henning hat dazu seine Meinung.
Peter Henning

«Christen sind mobile Leute, weil Gott mit ihnen ist», sagte Peter Henning an einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Klima – Energie – Umwelt (AKU) am 25. Juni 2011 in Aarau. Mobilität gehöre zum Menschsein und zur Schöpfung. «Ohne Mobilität gibt es kein Leben und kein Überleben, keine Erfahrung, kein Wissen, keinen Fortschritt.»

Markenzeichen der Christen

Mobilität sei ein «Markenzeichen des Christentums», so Henning: «Christen und die Kirche sind unterwegs!» Gott selbst sei mit dem Israel Volk in der Wüste unterwegs gewesen. Auch Jesus und seine Jünger seien von Ort zu Ort gezogen. Ebenso die Apostel nach der Auferstehung ihres Meisters. «Die Vögel haben ihre Nester, aber der Menschensohn hat nichts, auf das er sein Haupt legen könnte», sagte Jesus (Die Bibel, Matthäus-Evangelium, Kapitel 8, Vers 20). Daher gilt: «Christen sind keine Nachsitzer, sondern Nachfolger.» Und am Ende der Geschichte gebe es eine grosse Mobilisierung aller Christenmenschen «auf dem Berg des Herrn». Das Fazit von Peter Henning lautet daher: «Mobilität ist ein Menschenrecht!»

Mobilität als Problem

«Doch die Mobilität ist heute ein Problem, weil sie masslos geworden ist» stellt Henning fest. Einst war Reisen noch mit Zwang und Anstrengung sowie Gefahren verbunden. Doch ab dem 19. Jahrhundert wurde das Reisen zum Freizeitsport. Zum Reisen wurden immer mehr fossile Energieträger verheizt. Das Tempo wurde höher. Heute beobachten wir einen Mobilitätswahn bis hin zum Mobilitätsrausch. Henning sprach von einem Ubiquitätszwang, also dem Zwang und Drang, gleichzeitig überall zu sein, also eigentlich wie Gott sein zu können.

Aus dieser Sicht könnten auch Ereignisse wie vor Weihnachten 2010, als Deutschland wegen des strengen Winters still stand, anders gesehen werden. Henning zitierte dazu den Tages-Anzeiger Korrepsondenten David Nauer der damals schrieb: «Man muss kein religiöser Mensch sein, um Schnee und Eis als Fingerzeig von oben zu verstehen. ‚Halt inne, Deutschland!’, dröhnt die Nachricht des Himmels. ‚Denke darüber nach, wie du lebst!’ An Zeit für ein bisschen Einkehr mangelt es nicht: In all den stehenden Zügen, in Abflughallen, auf blockierten Strassen.»

Mobilität und die Christen

Zum Umgang mit der Mobilität aus christlicher Sicht präsentierte Peter Henning schliesslich 9 Thesen über die Themen Energie, Bescheidenheit, wirtschaftliche Notwendigkeit, Reiseethik, Entschleunigung und missionarische Diakonie.

Für Christen habe Mobilität noch einen weiteren, tieferen Sinn, sagte Henning und zitierte dazu den Philosophen Sören Kierkegaard mit den Worten: «Die Menschen sind Wandernde, die einander Rast gewähren auf dem langen Weg zum ewigen Zuhause.»

Webseite:
Arbeitsgemeinschaft Klima, Energie, Umwelt (AKU)

Datum: 28.06.2011
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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