1600 neue Fälle

Kuba: Druck auf Christen nimmt zu

Über 1600 Kirchen und Gemeinden sind allein in diesem Jahr in Kuba Ziel der Übergriffe von Behörden geworden. Der Druck auf die Religionsfreiheit nimmt zu.
Worship in einer Gemeinde in Kuba.

Zwischen Januar und Juli 2016 wurden 1606 Fälle von Verletzungen der Religionsfreiheit in Kuba registriert. Das berichtet jetzt die Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity Worldwide (CSW). Zu den Fällen gehören Abriss und Konfiszierung von Kirchengebäuden, Zerstörung von kirchlichem Eigentum und willkürliche Behördenmassnahmen.

Im März wurde der prominente Pastor und Kämpfer für Religionsfreiheit, Rev. Mario Felix Lleonart Barroso, verhaftet – wenige Stunden bevor Präsident Barack Obama zu seinem offziellen Staatsbesuch im Land eintraf. Andere Pastoren und geistliche Leiter erlebten die Konfiszierung ihres persönlichen Besitzes. Ferner werden über 1000 Kirchen und Gemeinden weiterhin als «illegal» bezeichnet; ihnen droht ebenfalls die Enteignung.

Nach Auskunft von CSW drücken geistliche Leiter in Kuba die grosse Besorgnis aus, dass sich der Umgang der Regierung mit religiösen Gruppen im letzten Jahr deutlich verschlechtert habe. Die Menschenrechtsorganisation beschuldigt die Regierung, «ihre Kontrolle über die Aktivitäten und die Mitgliedschaft in religiösen Gruppen deutlich zu verschärfen, um so das Potential für jede soziale Unruhe auszuschalten».

Belästigungen, Einschränkungen und Zensur

In seinem Jahresbericht zur internationalen Religionsfreiheit hielt auch das US-Aussenministerium fest, dass die kubanische Regierung «religiöse Gruppen überwache» und «weiterhin die meisten Aspekte religiösen Lebens kontrolliere». «Die Regierung hat bekannte religiöse Leiter belästigt, festgenommen und sie in ihrer Reisefreiheit behindert, vor allem solche, die Menschenrechte thematisieren oder mit unabhängigen Menschenrechtsorganisationen zusammenarbeiten», so der Report. «Viele geistliche Leiter sagten aus, dass sie in ihren Predigten und Gesprächen strenge Selbstzensur übten. Einige sagten, dass sie fürchteten, dass direkte oder indirekte Kritik der Regierung zu Massnahmen führen könnte, wie etwa die Verweigerung von Bewilligungen… oder anderen Massnahmen, die Leben und Wachstum ihrer religiösen Gruppen behindern könnten.»

Einige Leiter drückten auch die Besorgnis aus, dass die Toleranz der Regierung gegenüber informellen Gruppen – wie etwa Hauskirchen – deutlich zurückgehe.

«Beeindruckt und inspiriert»

Der Vorsitzende von CSW, Mervyn Thomas, sagte: «CSW ist alarmiert, wie sehr die Übergriffe der Regierung in ganz Kuba zunehmen, aber auch beeindruckt und inspiriert durch den Mut und die Ausdauer der vielen geistlichen Gemeinschaften, die weiterhin friedlich dem Druck der Regierung widerstehen». Und er fährt fort: «Wir sind enttäuscht, dass die kubanische Regierung ihre Versprechen für eine Reform nicht eingehalten hat, und wir bitten sie dringend, den Kurs zu ändern. Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, vor allem Grossbritannien, die EU und die USA, in Solidarität zu den kubanischen Bürgern Druck auf die Regierung auszuüben, dass sie diese repressiven Aktivitäten einstellt und dass die Menschenrechte, vor allem die Religions- und Versammlungsfreiheit, auch in Zukunft eine Kernkomponente aller Gespräche mit der kubanischen Regierung sind.» 

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Datum: 19.08.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Today

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