Ahmadinejad spricht von neuer Weltordnung

Mahmud Ahmadinejad bleibt Präsident.
Die blau-gekachelte Moschee in Jamkaran (Foto: Lahsan).
Juri Edelstein (rechts): "Wenn jemand nach dem Holocaust sagt, dass er die Juden töten will, habe ich die Tendenz, ihm zu glauben." Links im Bild: Christian Waber (Bild: Daniel Gerber).
David Rotem: "Ahmadinejad ist eine Gefahr für die ganze Welt." Rotem hier mit Schweizer Parlamentariern (Bild: Daniel Gerber).

Krawatten trägt er nicht, weil die ein Zeichen des Westens sind. In sein bisheriges Amt kleidet er sich er sich für vier weitere Jahre: Irans Präsident Mahumd Ahmadinejad. Einiges könnte auf die Welt zukommen. Grosse Töne auf jeden Fall: Bereits vor einem Monat sprach Mahmud Ahmadinejad davon, dass Syrien und der Iran eine neue Weltordnung schaffen sollen. Und für seine apokalyptische Form des schiitischen Islam setzt er sich mit missionarischem Eifer ein.

Die iranischen Behörden bestätigten den "Irren von Teheran" ("Blick") als klaren Sieger der Wahl. Der Verlauf der Wahl stimmt die EU "besorgt" ("Deutsche Welle"). Zuvor war der Iran als "Bilderbuchdemokratie" ("Frankfurter Allgemeine Zeitung") bejubelt worden. Diese Einschätzung wurde freilich längst vor den Ausschreitungen Lügen gestraft: wer kandidiert, muss am Wächterrat vorbei. Der besteht zur Hälfte aus schiitischen Geistlichen und der Rat wird vom religiösen Oberhaupt der Islamischen Republik gewählt. Da dürfte der Protest der Opposition wenig nützen, die von Wahlbetrug spricht, das Ergebnis annullieren und Neuwahlen will. Dafür dürften die Mullahs wenig Gehör haben.

Fünf vor Zwölf(er-Schia)

Zudem geniesst Ahmadinejad einen gewissen Rückhalt bei einem Teil der Bevölkerung. Den Wandel der US-Aussenpolitik stellt er als Erfolg seines harten Kurses dar. Und sein Vorgehen gegen Israel wird von manchen begrüsst. Gerade bei den Anhängern der Zwölfer-Schiiten. Nahostkenner Heinz Gstrein berichtet in seinem "Kleinen Islamlexikon": "Sie erwartet die Wiederkunft des zwölften Imams ("Mahdi")." Ein endzeitlicher Impuls, der bei der Staatsgründung ebenso dienlich war, wie bei der Errichtung der Islamischen Republik (1979). Die Persönlichkeit Ahmadinejads sei nicht zu verstehen ohne diesen religiösen Hintergrund: "Ahmadinejad gehört der besonders extremen schiitischen Sekte der Hodschatieh an. Nach deren Lehre muss der Wiederkunft des Imams ein globaler Holocaust vorausgehen. Diese Überzeugung macht Vernichtungsdrohungen wie die von Ahmadinejad gegen Israel und den christlichen Westen sowie das die Atomrüstung des Iran erst recht gefährlich."

Manche Beobachter befürchten, dass der Wiedergewählte die Apokalypse und die Rückkehr des Mahdi selbst herbeiführen will, indem er ein möglichst grosses Chaos anrichtet. Eine These, der Ahmadinejad durch regelmässige Vernichtungsphantasien gegen Israel gleich selber Nahrung bietet.

"Neue Ära"

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinejad spricht nach seinem Wahlsieg vom Beginn einer neuen Ära ("Süddeutsche Zeitung"). Überliefert wird, dass er von Kampf gegen Korruption sprach. So erzählte er im Mai 2009, dass Iran und Syrien eine neue Weltordnung schaffen sollen, damit nicht neue, üble Regime entstehen (Imra).

Laut der "Yedioth Ahronoth" wies Ahmadinejad als Bürgermeister Teherans 2004 die Stadtverwaltung an, eine grosse Allee für den Mahdi vorzubereiten. Ein Jahr später, als Präsident, habe er - für rund 15 Millionen Euro - die blau-gekachelte Moschee in Jamkaran in Qum massiv ausbauen lassen. Diese ist Teil des Mahdi-Glaubens. Zudem habe er auch eine Zuglinie zwischen Teheran und Jamkaran bauen lassen. Tausende Iraner strömen wöchentlich zur Moschee.

Gerade viele junge Menschen leiden massiv unter der harten Linie, die seit Beginn der "islamischen Revolution" herrscht. Zu behaupten, der Iran sei einzig dialogbereit und friedfertig und werde lediglich von einem bösen Diktator missbraucht, widerspricht der Realität. So berichtete eine junge, tief verschleierte Frau begeistert über Ahmadinejad: "Er hat uns unseren Stolz wiedergegeben. Er hat Israel vernichtet, das eine Grossmacht war und erreicht, dass sich Amerika vor uns verneigt." ("Welt").

Israel im Zentrum des Sturms

Ein Präsident, der nach Atom strebt, das Existenzrecht Israels in Frage stellt und davon spricht, dass diese Nation nicht mehr lange existieren wird, wird vom so Adressierten scharf beobachtet. Livenet.ch begleitete im März 2009 eine parlamentarische Gruppe aus der Schweiz nach Israel. Dort traf die Gruppe Politiker von links bis rechts. In einem Punkt herrschte Einigkeit: die grösste Gefahr der hebräischen Nation geht zur Zeit vom Iran aus, der sowohl die libanesische Hisbollah als auch die palästinensische Hamas aufrüstet. Mehr als deren Raketen fürchtet man ein atomares, persisches Reich.

"Ein Mann wie Ahmadinejad darf den Finger nicht am Abzug haben", sagte David Rotem von Yisrael Beitenu. "Er ist ein islamischer Hitler der nur etwas im Kopf hat: den jüdischen Staat zerstören. Aber wir sind ein Punkt auf der Karte. Er tötet fünf Millionen Juden und zehn Millionen Araber. Er ist eine Gefahr für die ganze Welt."

Juri Edelstein (Likud) sprach von einem farbigen Mosaik, in welchem Juden, Araber und Drusen zusammenleben. "Unser grösstes Problem ist der Iran. Und wir wissen, dass wir nicht zu viel Zeit haben. Wenn jemand nach dem Holocaust sagt: "Ich will die Juden töten", dann glaube ich ihm."

Der Iran und die Bombe

Weit auseinander gehen die Prognosen, wann der Iran nukleare Sprengköpfe zum Einsatz bringen könnte. Der Iran hat genug Material für die Bombe, schrieb die "Wiener Zeitung" im Februar 2009. Und im Oktober 2008 sagte Mohamed ElBaradei, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), es könnte schon zu Weihnachten 2008 so weit sein ("Süddeutsche Zeitung").

Andere Quellen schreiben, der Iran bewege sich auf die Bombe zu, in spätestens drei Jahren sei es soweit ("Die Presse").

Datum: 15.06.2009
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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