Jaël Binggeli: «Wir sollten gemeinsam an einem Strick ziehen»
Livenet: Jaël Binggeli, wollen wir einander «du» sagen? Wir werden ja in nächster Zeit
vermehrt miteinander zu tun haben…
Jaël Binggeli: Ja klar.
Du
hast auf diesen Sommer hin die Aufgabe als Jugendbeauftragte bei der SEA
übernommen, nachdem dein Vorgänger Andi Bachmann-Roth neu zum Generalsekretär
berufen wurde. Wie war dein Start?
Durch die
Einschränkungen wegen der Coronakrise war die Anfangszeit natürlich etwas
speziell. Schon in der Lockdown-Zeit war ich an einigen Online-Meetings dabei.
Das erleichterte mir jetzt auch den offiziellen Start im Büro in Zürich, da ich
schon einige Kontakte aufbauen konnte. In der ersten Phase geht es sicher
darum, die Verantwortlichen der verschiedenen Jugendprojekte und -verbände
kennenzulernen.
Bei
diesem gegenseitigen Kennenlernen helfen wir gerne etwas mit. Deshalb die Frage
an dich: Wer bist du?
Ich bin 25 Jahre alt und wohne in Zollikofen in einer Hausgemeinschaft. Beruflich war ich die letzten Jahre im sozialpädagogischen Umfeld tätig. Die letzten vier Jahre studierte ich berufsbegleitend Sozialpädagogik an der Höheren Fachschule icp. Die ersten drei Jahre (inkl. Vorpraktikum) arbeitete ich in einem Kinder- und Jugendheim. Die letzten zwei Jahre arbeitete ich beim Blauen Kreuz BE-SO-FR in der Suchtprävention und war viel in Schulen und an Events unterwegs.
Ich bin sehr aktiv in der BewegungPlus in Burgdorf. Aktuell bin ich in der Gottesdienstleitung und in der Frauenarbeit tätig. Früher war ich Jugendleiterin und wir haben in dieser Region zusammen mit Campus für Christus den Upgrade-Jugendgottesdienst aufgezogen. Dort habe ich erlebt, dass es manchmal ein «Geknorze» sein kann, bei einem Projekt, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Mein Herzschlag ist klar, dass wir als Christen gemeinsam an einem Strick ziehen.
Dann
passt du bestimmt gut zur Schweizerischen Evangelischen Allianz. Ihr Motto ist
ja «Gemeinsam besser!»
Das hat mich auch
sofort an dieser Stelle begeistert. Ich bin überzeugt, dass wir als ganzer Leib
Jesu zusammenhalten sollten. So können wir mehr bewirken, als wenn jede Kirche
nur für sich schaut.
Du
hast ein Studium in Sozialpädagogik als Grundlage. Heisst das, dass du auch
andere Schwerpunkte setzen wirst als dein Vorgänger, der eher einen
theologischen Background mitbrachte?
Meine sozialpädagogischen
Erfahrungen bei der Begleitung von Jugendlichen werde ich nach Möglichkeit
gerne einbringen. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass ich lokale
Jugendarbeiten vielleicht als Beraterin oder Mediatorin unterstützen kann, wenn
es mal zu Streitigkeiten unter Jungen kommen sollte. Eine meiner Stärken ist
sicher, dass ich Konflikte managen und mit Meinungsverschiedenheiten und
Krisensituationen umgehen kann. Wo ich dies als Jugendbeauftrage konkret
einsetzen kann, wird sich weisen. Die Jungen und ihre Bedürfnisse zu verstehen,
wird mir bestimmt in vielerlei Hinsicht helfen.
In
welchen Projekten möchtest du dich konkret in der nächsten Zeit investieren?
Ein erstes Projekt, auf
das ich mich schon sehr freue, ist der Anlass «Gottwärts» Ende August, der
trotz Corona stattfinden kann. Die Jugendallianz trägt diese überkonfessionelle
Pilgerwanderung von Flühli Ranft nach Einsiedeln mit. Bei «Gottwärts» werden
zirka 60 Personen miteinander pilgern, was natürlich eine tolle Gelegenheit
ist, einige Jugendliche und Jugendleiter kennenzulernen. Ich freue mich, auch
mit der Jugend aus der katholischen Kirche unterwegs zu sein.
Weitere Projekte, bei denen ich sicher mitlaufen und erste Erfahrungen sammeln werde, sind das Praisecamp, das ja auf digitalen Kanälen durchgeführt wird (Livenet berichtete) oder das Newleaders, eine Jugendkonferenz auf St. Chrischona. Ich verstehe mich als Dienstleisterin für diese verschiedenen Teams, die für die Jugendlichen coole Programme auf die Beine stellen.
Wie
lautet dein Lebensmotto?
Im WhatsApp bei mir
steht «You never break your promises!» Ich habe in meinem Leben erlebt, dass
Gott vertrauenswürdig ist. Er bricht sein Versprechen nie. Ich bin eine Person,
die eigentlich gerne plant, habe aber oft erlebt, wie die Pläne über den Haufen
geworfen wurden. Dennoch ist es immer gut gekommen! Deshalb mein Statement «You
never break your promises!»
Hast
du einen Lieblingsvers?
Ein Vers, der mich sehr
motiviert, steht im Matthäus-Evangelium, Kapitel 6, Vers 33: «Trachtet zuerst
nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles
zufallen.» Ich will mich auf das Ewige ausrichten, da alles andere vergänglich
ist. Verbunden mit dem Versprechen, dass Gott einen so mit allem versorgen wird,
ist das doch mega motivierend. Diese Basis hilft mir, auch etwas die Kontrolle
abgeben zu können. Gott soll mich unterbrechen oder in eine andere Richtung
lenken können.
Zur Webseite:
SEA
Zum Thema:
«Digitale Stabübergabe»: Andi Bachmann-Roth startet als Generalsekretär der SEA
SEA-Generalsekretär Marc Jost: Vom richtigen Mass an Barmherzigkeit
SEA-Grossverteilung: Die «Viertelstunde» in über 650'000 Haushalte
Datum: 14.08.2020
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet