Ist Harry Potter gefährlich?

Harry Potter

Nach dem Erscheinen des fünften "Harry-Potter"-Bandes streiten Experten über die Gefahren für junge Leser.

Gabriele Kuby, 59, Soziologin und bekennende Katholikin, ist der Meinung, dass Harrys Welt von "Rassenideologie und Blutopfer, Gewalt und Grauen, Ekel und Terror, Bedrohung und Besessenheit" bestimmt werde. Gut und Böse seien derart verdreht, dass kein Kind in dem "satanisch-religiösen Machwerk" moralische Grundsätze finden könne. So werde die Menschenwelt als absoluter Abschaum beschrieben, die brutale Zauberschule hingegen als guter Ort. "Der Leser lernt nur eines: dass er Gewalt und Magie mit gutem Gewissen zu seinem Vorteil nutzen darf. Es ist ein Vergehen an der jungen Generation, sie spielerisch zur Magie zu verführen und ihre Phantasie mit dem Bösen anzufüllen."

Kardinal Josef Ratzinger, Präfekt der katholischen Glaubenskongregation, verurteilt die "Potter"-Geschichten als "subtile Verführungen, die unmerklich das Christentum in der Seele zersetzen, ehe es überhaupt recht wachsen" könne.

Thomas Balogh, 44, Geistlicher, ist der Meinung, dass Kinder in Not auf schwarze Magie zurückgreifen. Der Geistliche glaubt, dass Harry Potter bei jungen Menschen Zugänge für satanisches Denken öffne. Harry wird von Voldemort dazu animiert, zugänglich zu sein für das Böse. "Das, was mit den Büchern in das Kind hineinkommt, ist von seinem Verstand nicht mehr aufzuarbeiten." Kinder seien dann "nicht mehr Herr der Lage".

Reinhard Franzke, Erziehungswissenschaftler aus Hannover, meint: "Die Horrorszenen vergewaltigen die jungen Seelen." Das Grauen zwischen den Buchdeckeln mache "sensible Kinder seelisch krank", erzeuge Depressionen und Albträume und vermindere die Lern- und Leistungsfähigkeit.

Harald Lamprecht, 33, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen, wertet hingegen die Grundmotive der "Potter"-Reihe als "geradezu zutiefst christlich". So sei beispielsweise Harrys Mutter, die sich dem Bösen in den Weg stellt und ihr Leben für ihr Kind opfert, eine "mitreissende Umschreibung der christlichen Heilslehre". Gegen eine solche Liebe sei auch der Inberiff des Bösen, Voldemort, machtlos. Die Parallelität zu Jesus, der "aus Liebe zu den Menschen sich selbst in den Tod gegeben hat", sei "frappierend".

Mark Achilles, 35, Theologe, meint, die bei Potter entfachte Magie habe nichts mit dämonischen Kräften zu tun. Zauberei sei hier eine Technik, nichts weiter, eine erlernbare Sache, um Dinge zu erreichen. Von verherrlichter Gewalt könne in den Bänden keine Rede sein. Magie diene lediglich als letztes Mittel, um sich "gegen die Mordattacken zu wehren". Zwar sei sehr viel Brutalität im Detail dargestellt, doch werde sie in den meisten Fällen negativ gewertet.

Frederik Hetmann, 69, Märchenexperte, sieht keine Gefahr für Kinder in stabilen familiären Verhältnissen. Negative Erlebnisse gehörten zum alltäglichen Leben, mit denen sich Kinder auseinander setzen müssten. Eltern sollten allerdings mit ihren Kindern über den Inhalt des Buches sprechen. Allein könnten sie die Ängste wohl nicht positiv verarbeiten. "Und wenn das allein gelassene Kind dann Magie und Okkultismus für bare Münze nimmt, ist das Buch eine seelische Bedrohung." Eltern müssten dem Kind zeigen, dass Magie nicht funktioniere und keine Alltagsprobleme löse.

Harry trifft Jesus – ein Gespräch

Datum: 15.11.2004
Quelle: factum Magazin

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