Gringo mit Debütalbum

«Kreativität kann durch schwere Zeiten tragen»

Der Rapper Gringo aus dem Kanton Bern liefert sein erstes Album. Facettenreich geht es darin beispielsweise um Frauenhandel, inneren Frieden und wie man durch Gebet Kraft tanken kann. Breit gefächert ist auch die musikalische Bandbreite. Livenet unterhielt sich mit Gringo (bürgerlich: Matthias Sägesser) über sein Debütalbum.Livenet: Gringo, w
Rapper Gringo
Gringo-Musig

ie ist das Album entstanden?
Gringo:
Ein guter Freund hat mir mein Debütalbum finanziert, da ich selbst nicht genügend Finanzen dazu hatte. Es bestand aber eine Deadline. Wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht konkret mit den Arbeiten zum Album begonnen hätte, wäre die Möglichkeit verfallen. Mein Kumpel wollte mich dadurch motivieren, dass ich meine Visionen endlich in die Tat umsetze. Zu Beginn fragte ich mich, ob ich überhaupt zehn Songs hinkriege, am Schluss waren es dann 18 Tracks! Die Leidenschaft, Experimentierfreude und Kreativität hatten mich gepackt!

Das Werk wurde vollumfänglich von Bone Beatz in seinem Homestudio produziert. Er produzierte alle Beats, machte sämtliche Aufnahmen und er hat auch alles gemixt und gemastert. Ohne ihn wäre die Realisation von «Versatil» nie möglich gewesen.

Die musikalische Bandbreite ist gross, Schweizer-Örgeli inklusive. Wie hat sich das entwickelt?
Der Albumtitel «Versatil» bedeutet übersetzt «Vielfalt» oder «Verschiedenes». Dies ist kein Zufall. Mein musikalisches Interesse ist breit gefächert. Das Verbinden von verschiedenen Musikstilen und Leuten ist eine Leidenschaft von mir. Werner Aeschbacher, den bekannten Örgelivirtuosen, kenne ich schon seit meiner Kindheit aus meinem Heimatdorf, wo ich aufgewachsen bin. Meine Schwester ist an grösseren Anlässen mit ihm aufgetreten. Es war schon lange ein grosser Wunsch von mir, mit ihm einen gemeinsamen Song zu produzieren. Als ich dann für meinen Vater an dessen Geburtstag Cajon gespielt und dazu gefreestylet habe, hat dies Werner so berührt, dass wir am nächsten Tag schon das erste mal zusammen musiziert haben.

Mit «Uodal» habe ich im Verlauf der letzten Jahre immer wieder mal Strassenmusik gemacht. Daher ist unser Track – eine Abwandlung einer seiner Songs – ein Strassenmusikbluesrap geworden. Es sind ja auch Country, Gospel, Soul, dazu live eingespielte Gitarre und Harfe und vieles mehr vertreten. 

Was ist Ihr Herzensanliegen?
Die Hälfte der Einnahmen aus den CD- und Onlineverkäufen werde ich «Ärzte ohne Grenzen» und der «Theodora Stiftung» (die Spital Clowns) spenden. Dies liegt mir sehr am Herzen, da ich bis zum heutigen Tag auf eine lange Krankengeschichte mit vielen Operationen zurückblicke. Als ich im Kindesalter hospitalisiert war, kamen die Spital-Clowns auch zu mir. Mit der Spende an «Ärzte ohne Grenzen» möchte ich meine Dankbarkeit ausdrücken, dass ich in einem Land mit medizinisch hohem Standard lebe. Mit meiner Spende möchte ich helfen, diese medizinische Versorgung auch benachteiligten Menschen in krisengeschüttelten Ländern zugänglich zu machen.

Können Sie ein paar Songs, die Ihnen besonders am Herzen liegen, etwas näher vorstellen?
Im Song «Härz, Körper & Verstand» mit der Züri-Rap-Legende «Wicht» geht es darum, dass alles zusammenhängt und sich gegenseitig beeinflusst. Man kann zum Beispiel durch Stress krank werden oder durch Musik entspannter. Ich finde den Refrain, den «Wicht» beigesteuert hat, sehr treffend. Diese Zeilen haben mich auch persönlich in schwierigen Situationen immer wieder ermutigt:

«Es wird keh Friede chönne geh,
wenn i dir keh Friede chasch gseh.
Mit Sälbstzwiifel duesch der sälber weh.
De Mänsch im Spiegel verdient e chli meh.
Du muesch eis si mit dir sälber
Geischt, Härz sich vereinet...
niemert cha das mache für dich.»

Oder ein weiteres Beispiel ist der Song «Rose»: Dieser behandelt das Thema Frauenhandel und Gewalt in der Beziehung. Der Song will die Würde der Frau hervorheben und Mut machen.

Der Song «Mängisch» liegt mir auch am Herzen, da er der Gospelsong auf dem Album ist und eine Art Klagelied oder Psalm. Und auch der Song «Liedeschaft» mit Werner Aeschbacher ist mir sehr wichtig. Da thematisiere ich, wie dich Kreativität durch schwierige Zeiten tragen kann und ermutige, es selbst auszuprobieren.

Was ist nun das nächste Projekt?
Mein Produzent hat mir schon wieder Beats für eine EP geschickt ... zuvor möchte ich aber zum Song «Mat Man Returns» noch einen Video Clip realisieren. Ein gemeinsamer Track mit einem weiteren Rapper ist auch in Planung.

Zur Webseite:
Gringo

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Datum: 01.03.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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