Einander helfen bringt Zufriedenheit

Samariter

Wie funktioniert das bloss: glücklich sein? Und woher kommt das schöne Gefühl? Zur Abwechslung gibt es gute Nachrichten von der Verhaltensbiologie des Menschen. Forscher der Emory-Universität in Atlanta haben im Gehirn eine Neigung zu kooperativem Verhalten nachgewiesen. Wenn sich Versuchspersonen im Labor sozialverträglich verhalten, werden in ihren Gehirnen Belohnungszentren aktiv.

Glücksgefühle, Angstzustände oder Depressionen werden vom Gehirn gesteuert, von Hormonen (Winzig kleine chemische Verbindungen aus Eiweiss, Kohlen- und Wasserstoff). Wenn wir glücklich sind, schüttet unser Gehirn Endorphin (eine opiumähnliche Substanz) aus. Aber auch Adrenalin, Noradrenalin, Cortison und Prolaktin. Diese Hormone lassen Schmerzen vergessen, versetzen Menschen in Hochstimmung.

Dabei sind Gefühle so wichtig für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden. Ohne die überwältigenden Glücksgefühle (wenn wir uns freuen, schlägt unser Herz schneller, der Puls steigt, der Körper wird besser durchblutet), ohne dieses schöne Gefühl würden wir Menschen innerlich "erfrieren". Gefühle drücken sich auch körperlich aus: jeder hat schon mal Angstschweiss von der Stirn gewischt oder eine Gänsehaut bekommen. Und jeder hat schon mal wohlige Wärme in Gegenwart eines anderen Menschen empfunden.

Laut Gerhard Roth vom Institut für Hirnforschung in Bremen, stösst das Gehirn bestimmte Stoffe aus, die an Nervenzellen andocken. Dann fühlt man sich glücklich. Roth ist der Ansicht, dass das Gehirn die Welt ausprobieren muss. Das limbische System im Gehirn bewertet schon sehr früh alles, was wir tun, nach seinen Konsequenzen. Es lernt und speichert, was Lust und was Unlust, Furcht und Angst erzeugt.

Wenn etwas gut war, koppelt das Gehirn diese Erfahrung an den Ausstoss von bestimmten Stoffen. „Mit dem Glück ist das ganz komisch: Es gibt eine starke Ungleichheit zwischen Glück und Freude auf der einen und Angst und Furcht auf der anderen Seite. Das Negativsystem hält lange an, das Lust-, Glück-, Freudesystem nicht. Das ist für unser Gefühlsleben charakteristisch“, erklärt Roth. „Viele Dinge, die uns Spass machen, fühlen sich nach kurzer Zeit öde an. An das Glück gewöhnt man sich sehr schnell. Das hat einen tiefen biologischen Grund. Es ist sehr viel wichtiger, das Negative zu meiden, als das Lustbesetzte zu verfolgen. Euphorie ist mit einem starken Ausstoss von Endorphinen, also Hormonen, verbunden. Die Zellen, die darauf ansprechen, sind schnell gesättigt. Besonders dramatisch ist das bei der Drogeneinnahme. Drogen sind den hirneigenen Glücksstoffen ähnlich und erzeugen anfangs starke Glücksgefühle. Das Gehirn merkt aber sehr schnell, dass die Stoffe nicht seine eigenen sind.“

Hirn belohnt sich selbst

„Hirneigene Glücksstoffe treten nur auf, wenn der Körper etwas geleistet hat. Wenn ich ein Problem gelöst, ein Buch fertig geschrieben habe oder zwei Sekunden schneller gelaufen bin als sonst. Dann sagt mein Hirn, das war gut. Es belohnt sich selbst“, versichert Roth. „Das euphorische, rauschhafte Glücksgefühl, das andere Glücksgefühl ist das der Ausgeglichenheit: die Abwesenheit von Belastung, von Schmerz, von grösseren Aufregungen. Da stellt das Gehirn fest: Es ist alles in Ordnung, du solltest dich wohl fühlen.“

Schon vor einigen Jahren wurde in einem anden Experiment festgestellt, dass unser Gehirn dann am meisten körpereigenes Endorphin (und damit Glücksgefühle) ausschüttet, während man jemanden hilft. Wer also Glücksgefühle erleben will, der erinnere sich: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Datum: 21.05.2003
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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