Schweizer Nati-Spieler Johan Vonlanthen baut Kirche

Der Schweizer Nationalspieler Johan Vonlanthen kam am 1. Februar 1986 in Santa Marta an der kolumbischen Karibikküste zur Welt, sein Vater ist Schweizer.
An der EM 2004 in Portugal schrieb Johan Vonlanthen als jüngster Torschütze der Euro Geschichte.
"Nach der Euro will ich nach Kolumbien gehen und dort Gott für die Euro danken und für alles, was wir an diesem Turnier erlebt haben."

An der EM im eigenen Land will Johan Vonlanthen brillieren. Und auch die Tage nach dem Turnier hat er verplant. Nicht mit Ferien an einem Palmenstrand. Er will die Kirche einweihen, die er in seiner Heimat Kolumbien bauen lässt.

"Gott nimmt mir Druck weg", sagt Johan Vonlanthen, "und Gott schenkt mir Kraft." Er erlebe, wie Gott ihm helfe, Situationen ruhiger zu nehmen, in denen er früher mit dem Kopf durch die Wand wollte. Vor rund drei Jahren habe er Jesus Christus sein Herz geöffnet. Er habe viel mit Gott erlebt und zum Dank baue er in Kolumbien eine Kirche. "Ich hoffe, dass sie bis zur Euro fertig ist. In Kolumbien lernte ich den Glauben kennen. Wenn ich in Kolumbien bin, kommen rund 20 bis 30 Personen zu mir heim. Da ist zuwenig Platz, und so kam mir die Kirchenidee. Ich will nicht nur für mich Schuhe und Kleider kaufen. Es gibt Wichtigeres."

Nach Euro Kirche einweihen

Die Pläne entstanden bereits vor zwei Jahren. Vis-à-vis von seinem Haus habe er Land gekauft. "Die Kirche wird über 20 Meter lang und breit sein. Im Untergeschoss ist der Gottesdienstraum, was oben hinkommt, überlege ich noch." Er hoffe, dass er nach der Euro 08 zurückgehen könne und dann alles bereit sei. "Ich will dort Gott für die Euro danken und für alles, was wir an diesem Turnier erlebt haben." Gepredigt habe er noch nie, aber in Kolumbien sei er schon mal vorne gestanden und habe den Leuten erzählt, wie er Gott gefunden habe.

Und in Salzburg studiere er nebenher Theologie, um die Bibel besser zu verstehen. Vonlanthen besucht dort die Adventistengemeinde. Am wichtigsten sei ihm nicht der Name der Gemeinschaft, sondern dass nach der Bibel gelebt werde und dass an ihr keine Abstriche gemacht, aber auch keine Sonderregeln dazugefügt würden.

Wir sprachen mit Johan Vonlanthen über Gott, die Welt und Fussball.

Was ist für Sie ein Erfolg, wann gehen sie mit einem tollen Gefühl ins Bett?
Johan Vonlanthen: Früher wartete ich immer auf grosse Dinge. Dann merkte ich, dass das seltene Momente sind. Nun freue ich mich an Kleinerem. Ich geniesse jeden Erfolg, gleich ob neben dem Fussballplatz oder während des Trainings. Ich habe viel Grund mich zu freuen, ich muss nicht auf Grosses warten.

Etwas Grosses und Einmaliges war, dass Sie der jüngste EM-Torschütze aller Zeiten wurden. Wie ordnen Sie das heute ein?
Damals sagte ich mir: "Jetzt geht es erst richtig los!" Ich war sehr jung von daheim weggegangen und die Aufmerksamkeit war gross. Ich machte viele Erfahrungen und das Tor brachte mich dazu, dass ich heute, mit 22, zurückschauen kann und sagen: Durch dieses Tor habe ich viel gelernt.

Dann kam eine Verletzung die das Aus für die WM 2006 bedeutete. Wie haben Sie das verarbeitet?
Ich wollte vieles aus eigener Kraft erreichen. Als Mensch hat man aber seine Grenzen und es läuft nicht so, wie man es gern hätte. Da begann ich mich auf Gott und Jesus zu verlassen. Danach wurde mein Glaube stärker.

Wie haben Sie diesen Glauben gefunden?
Meine Familie war schon lange gläubig und man las in der Bibel, aber ich habe sie nicht so richtig verstanden. Nach meinem Tor an der EM 2004 ging ich nach Kolumbien. Eine langjährige Kollegin meiner Mutter ist Pastorin. Sie sagte: "Erfolg ist nicht alles im Leben. Es gibt noch anderes und eines Tages ist der Erfolg nicht mehr da. Was tust du dann?" Darüber dachte ich nach, denn im Fussball liegen Erfolg und Misserfolg nahe beieinander. Läuft es schlecht, geht es einem als Mensch nicht gut. Durch den Glauben konnte ich dann aber immer mein Gleichgewicht finden und kämpfen. Dieses Gespräch hatte mir die Augen geöffnet. Heute kann ich sagen, dass Fussball nicht alles in meinem Leben ist.

Kann man dadurch Druck ablassen und befreiter spielen?
Im Fussball probiert man im Mentaltraining vieles aus - aus eigener Kraft. Nach der Verletzung, die ich zur WM 2006 hatte, spielte ich im Club und in der Nationalmannschaft besser, das belegen die Statistiken. Ich spiele befreit und ohne Druck. Ich komme auf den Platz, gebe alles und egal ob es gut oder schlecht läuft, kann ich damit umgehen. Das ist mein Mentaltraining. Ich durfte in den letzten zwei Jahren erleben, dass die innere Zusammenarbeit mit Gott das beste Training ist, das es gibt.

Wie veränderte Gott Ihr Leben und Ihren Glauben?
Mein Charakter ist so, dass ich alles alleine erreichen und mich auf die eigene Kraft verlassen will. Manchmal war ich verkrampft, wollte meinen Durchbruch gewaltsam erkämpfen. Ich war nervös, wenn ich nicht gut spielte, der Druck war da und ich wollte den Leuten beweisen, dass ich gut bin. In jedem Match, den ich nicht spielen konnte, regte ich mich auf und dachte: "Wie soll ich zeigen, dass ich gut bin, wenn ich nicht spielen kann?" Das kam schlecht rüber. Es war einfach der eigene Wille, mit dem man sich selbst weiterbringen will.

Durch Gott erlebte ich, dass man Geduld haben muss. Das Leben hier ist eine Vorbereitung auf das, was nachher kommt. Natürlich bin ich auch heute mal nervös, aber ich kann den Druck Gott abgeben. Und ich kann auch für andere beten und den Mitspielern das Beste wünschen. Gott ist mein grösstes Geschenk. Auch wenn ich ein paar Matches verpasste: Ich werde immer mit ihm sein.

Welche Rolle spielt Gott bei einem Sieg oder einer Niederlage?
Gott weiss, was für jeden Menschen wichtig ist. Es gibt Menschen, die viel schlimmer dran sind, die Schlimmes durchmachen müssen. Darum bin ich sehr vorsichtig, was Erfolg anbelangt. Das ist etwas, das nach ein paar Jahren weg sein kann. Dann kommt das normale Leben, das andere auch haben: Um sechs Uhr aufstehen und arbeiten gehen, eine Familie ernähren und manchmal erleben, dass das Geld nicht reicht. Das Problem habe ich nicht, dafür andere. Aber Gott ist immer da, wenn ich ihn brauche.

Sie müssen dafür am Abend um 20 Uhr ran, wenn andere Feierabend haben.
Ja, und es gibt vieles, das man sich als Fussballer nicht leisten darf. Zudem herrscht den ganzen Tag über Betrieb. Man wird immer als Vorbild angeschaut. Viele Jugendliche orientieren sich an den Spielern, die im Fernsehen kommen. Sie machen dann Dinge nach, sagen sich: "Der ist reich und bekannt, der macht dies und jenes, warum sollte ich das nicht auch tun?" Ich glaube, dass das ein Fehler ist.

Was sollten junge Menschen denn tun?
Es gibt viele Probleme auf der Welt und für die Jugendlichen ist mein Tipp: nicht nach Geld und Erfolg zu haschen, sondern jeden Tag dem Beruf nachzugehen und sein Geld zu verdienen. Sicher darf man sich Ziele stecken, aber man soll auch Tag für Tag daran arbeiten.

Datum: 03.06.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: 4telstunde für Jesus

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