Die Bibel sagt es durch die Blume

In den biblischen Texten duften Myrte und Malve, blühen Lilien und Rosen, reifen Feigen und Reben. Wie poesievoll es in der Bibel zu und her gehen kann, zeigt der Bibelgarten in Gossau SG. Letzen Sonntag hat die neue Saison begonnen.
Bibelgarten in Gossau.

«Früh wollen wir dann zu den Weinbergen gehen und sehen,... ob die Granatbäume blühen. Dort schenke ich dir meine Liebe.» Dieses empfindsame Liebeslied stammt nicht von einem Liedermacher der Romantik, sondern von einem Autor, der vor gut 3000 Jahren lebte. Und der Text steht auch nicht in einer amourösen Gedichtsammlung, sondern in der Bibel. Im Hohen Lied der Liebe.

Doch wo findet man nun den Granatbaum, der so süsse Worte auf die Lippe der Liebenden bringt? Im Land der Bibel natürlich. Aber nicht nur dort, sondern auch mitten in Gossau, im Bibelgarten.

Pflanzen drücken Zusammenhänge aus

Dort wurde vor fünf Jahren das Gelände des früheren Friedhofs zu einem besonderen Garten gestaltet, mit all den Pflanzen, die im Heiligen Land zu finden und für die Bibel so wichtig sind. Denn diese sagt eben vieles durch die Blume. Oft sind es Pflanzen, die dazu dienen einen wichtigen Zusammenhang auszudrücken: glückbringende Erfahrungen so gut wie leidvolle. «Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht... Doch selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen», so spricht Jesus, wenn er Menschen auf das Geschenk des Lebens hinweisen will.

Aber auch für die Vergänglichkeit hat die Natur ihr anschauliches Beispiel. «Alles Sterbliche ist wie Gras, und all seine Schönheit ist wie die Blume auf dem Feld», so hat der Prophet Jesaja vom Schicksal des Menschen geschrieben.

Eines der sieben nebeneinander liegenden Felder macht den Zusammenhang von Leben und Vergänglichkeit besonders anschaulich. Auf dem Getreidefeld decken die ersten grünen Sprosse das Erdreich. Was einst in dunkle Erde gefallen war, ist zum Leben erwacht, so wie es der Jesus des Johannesevangeliums sagt: «Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.» Das Getreidefeld, in dem die Pflänzchen zu tausenden aus dem Boden drängen, macht ein solches Wort zum Erlebnis.

Gartenpilger

Gossau besitzt mit seinem Bibelgarten seit fünf Jahren einen besonderen Anziehungspunkt. Er ist zu einer Pilgerstätte geworden, der Landschaftsarchitekten, Bibelfreunde, Lesezirkel, Schulklassen, Gruppen aus verschiedenen Konfessionen und Landesteilen anzieht. Manche kommen, um die Pflanzenwelt zu studieren, andere, um einfach zu beten.

Spirituell und theologisch begleitet Alois Schaller den Bibelgarten. Als Erwachsenenbildner ist es ihm ein besonderes Anliegen, Menschen an den Reichtum der Bibel heranzuführen. Da wirkt der Bibelgarten wie ein offenes Buch.

Bibelgärten

Eigentlich gibt es nichts Naheliegenderes, als die freien Grundstücke neben einer Kirche zu einem Bibelgarten zu gestalten. In Deutschland gibt es eine ganze Reihe solcher Bielgärten. In Österreich und der Schweiz aber erst je einen.

Und auch in Gossau war es ein glücklicher Zufall, dass überhaupt ein Bibelgarten entstand. Dort musste vor Jahren schon der bisherige Friedhof neben der Andreaskirche, der Hauptkirche der Stadt, aufgegeben werden. Also stellte sich die Frage, wie das freigewordene Feld gestaltet werden sollte. Darum wurde unter Landschaftsarchitekten ein Wettbewerb ausgeschrieben. Dass schliesslich die Idee eines Bibelgartens das Rennen machte, verdankte sich der Aufmerksamkeit der Gestalterin. Am Rande des Areals gibt es nämlich eine gut achtzig Jahre alte Zeder, die stehen bleiben sollte.

Beim Wort Zeder aber machte es klick. Denn soviel hatte die Landschaftsplanerin noch vom Religionsunterricht her in Erinnerung, dass die Zeder etwas mit dem Libanon und der Bibel zu tun habe. Und beim Stichwort Bibel zündete es endgültig. Man brauchte ja nur die Heilige Schrift zu öffnen und schon begegnet man einer Pflanze nach der andern.

Noch besitzt Gossau - soweit bekannt - den einzigen Bibelgarten in der Schweiz. Doch immer erkundigen sich auch Kirchgemeinden, wie eine solche Anlage aussehen könnte. Denn auch an vielen andern Orten müssen die Friedhöfe neben den Kirchen aufgelöst und darum eine Grünfläche gestaltet werden.

www.bibelgarten.ch

Datum: 14.05.2010
Quelle: Kipa

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