Eduard Schweizer wurde 1913 in Basel geboren. In den dreissiger Jahren studierte er in Marburg bei Rudolf Bultmann, in Zürich bei Emil Brunner und in Basel bei Karl Barth; seiner theologischen Ausrichtung blieb er verpflichtet. Schweizer promovierte 1938 in Basel und arbeitete dann acht Jahre als Pfarrer in Nesslau im Toggenburg. Von 1946 bis 1949 lehrte er Neues Testament an der Uni Mainz, dann wurde er nach Zürich berufen. Als Rektor der Universität wirkte er von 1964 bis 1966. Für seine grundlegenden Aufsätze, Bücher und Auslegungen des Neuen Testaments wurden ihm mehrere Ehrendoktorate und Anerkennungspreise verliehen. In der NZZ würdigt Werner Kramer den genauen Blick aufs Leben, den Schweizer unter den Menschen in Nesslau übte. „Er bereitete seine Predigten im Gespräch mit ihnen vor. Seine Erkenntnis: ‚Was Glauben ist, lernt man von Menschen, nicht aus Theorien.’“ Schweizer verfasste grosse Kommentare zu Evangelien und Briefen und schrieb wichtige Artikel für das zehnbändige Standardwerk «Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament». Wie Kramer schreibt, kreiste sein Denken „um das vielfältige Zeugnis, welches das Neue Testament von Jesus Christus gibt. Dabei zeigte er wissenschaftlich differenziert, wie die verschiedenen Verfasser der neutestamentlichen Schriften Jesus mit verschiedenen Titeln in verschiedenen Vorstellungen und Bildern darstellen. Diese Verschiedenheit war ihm nicht Verlegenheit, sondern Hilfe zur Annäherung an die Bedeutung Jesu, der alle Schemen, alle menschlichen Vorstellungen sprengt.“ Schweizer wollte bei den Studierenden durchs kritische Lesen die Augen öffnen für die Dynamik der Botschaft Gottes. Vielen half er auf dem Weg zum Pfarrerberuf. Er predigte in der Kirche Zürich Fluntern, im Fraumünster und während dreissig Jahren – bis weit über die Emeritierung hinaus – im Münster Schaffhausen. Er hielt auch "Vorlesungen für Hörer aller Fakultäten" – Alex Nussbaumer, ein Hörer, erlebte sie als Predigten. „Eduard Schweizer kannte die Bibel wie kein zweiter. Einmal fragte ich ihn ob der Jünger Johannes der Verfasser der Johannesapokalypse gewesen sei, weil es heisse, sie hätten 'bei' Jesus ausgeharrt. ‚Dort steht aber 'en jesus', was soviel wie 'in Jesus' heisst, also mehr 'im Einflussbereich Jesu' als 'physisch bei Jesus'’, antwortete er, nahm sein griechisches Neues Testamtent hervor und zeigte die zwei entscheidenden Buchstaben.“Unerschöpflich: die Person von Jesus
Datum: 03.07.2006
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch