Religionen müssen Bewusstsein für Umwelt schärfen

Göttingen. Laut Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sind mehr Menschen vor den Folgen von Umweltverschmutzung und Klimaveränderung auf der Flucht als vor Kriegen. Es sei eine wichtige Aufgabe der Religionsgemeinschaften, das Bewusstsein der Bevölkerung für den Erhalt der Umwelt zu schärfen, sagte Trittin in Göttingen bei einer Konferenz führender Religionsvertreter zu Umweltfragen. An dem zweitägigen Treffen hatten sich Christen, Muslime, Buddhisten und Bahai beteiligt.

Trittin sagte, dass es Gerechtigkeit auf der Erde nur dann geben könne, „wenn alle Menschen dasselbe Recht haben, an den Schätzen dieser Welt zu partizipieren“. Der Schlüssel für mehr Gerechtigkeit liege bei den reichen Ländern des Nordens.

In der abschliessenden Erklärung der Konferenz heisst es, dass die Mehrzahl der Menschen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft noch immer „anders handele, als es angesichts der bedrohlichen Eingriffe in die Grundlagen des Lebens nötig wäre“. Die Religionsgemeinschaften sprachen sich dafür aus, die Anstrengungen zum Erhalt von Natur und Rohstoffen zu verstärken.

Sie sehen der Erklärung zufolge die „Verschwendung von Gütern und Ressourcen“ als wesentliche Ursache für die Zerstörung der Natur und aller Lebensgrundlagen an. Alle Teilnehmer seien sich einig, „nicht mehr aus der Natur zu entnehmen als nachwachsen kann“, sagte Professor Gottfried Orth vom Ernst Lange-Institut für Ökumenische Studien aus Rothenburg o.d. Tauber, das das Gespräch organisiert hatte.

„Menschen aller Religionen können dazu beitragen, das vorherrschende nördliche Entwicklungsmuster in den eigenen Ländern wie weltweit in Frage zu stellen“, heisst es weiter. Die industrialisierten Länder müssten ihre Hauptverantwortung für die Schädigung der Erde und die Bedrohung des Lebens anerkennen. Ein Lebensstil, der von hohem Energieverbrauch und dem Ausstoss von Treibhausgasen gekennzeichnet sei, könne nicht länger aufrecht erhalten werden.

Die Teilnehmer der Göttinger Konferenz wollen die Erklärung in ihren Gemeinden vor Ort bekannt machen und diese zu einem sorgsamen Umgang mit der Natur und einem nachhaltigen Lebensstil motivieren. Das Gespräch werde auf unterschiedlichen Ebenen in Deutschland und Europa fortgesetzt, kündigte Orth an.

Datum: 21.05.2002
Quelle: Epd

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