Deutsches Sparten-TV will die Alten für sich gewinnen

Hamburg. Im Oktober 2003 will ein neuer deutscher Spartensender, voraussichtlich unter dem Namen "TV 50 Plus", Programm ausschließlich für Menschen über 50 Jahren machen. Das kommt einer unerwarteten Kampfansage vor allem für die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF gleich, berichtet die Financial Times Deutschland (FTD). Mitten in einer anhaltenden Flaute im Werbegeschäft, die Medienunternehmen weltweit plagt, macht mit diesem TV-Projekt ein Unternehmen in einer Gruppe mobil, der von der Werbewirtschaft bisher wenig Begeisterung entgegengebracht wurde.

Während sich die privaten Sender um Zuseher zwischen 14 und 49 Jahren streiten (die werbewirtschaftlich wichtigste Gruppe), soll das Kernpublikum von "TV 50 Plus" zwischen 50 und 65 Lenze zählen. Bisher einziger Gesellschafter ist laut FTD der 44-jährige TV-Produzent George Hiller. Nach Investoren für das TV-Projekt, das nach eigenen Angaben noch dieses Monat in Sachsen eine Sendelizenz erhält, wird zurzeit gesucht. Die sind auch dringend notwendig angesichts der zu erwartenden Kosten.

Laut eigenen Angaben wird im ersten Jahr ein Investitionsvolumen von 150 Mio. Euro benötigt, der Finanzbedarf der ersten drei Jahre beläuft sich auf 350 Mio. Euro. In vier bis fünf Jahren soll der Sender seine Kosten durch Werbeeinnahmen decken, im fünften Jahr den Break-Even schaffen. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, sind Werbekunden dringend gesucht. Sogar Thomas Ziesch, der Pressesprecher des TV-Projekts, bewertet im Gespräch mit der FTD den Werbemarkt für 50- bis 65-Jährige als "unterentwickelt".

Wo sich die für die Werbewirtschaft entscheidenden Zuseher derzeit tummeln, ist leicht zu sagen. Der durchschnittliche ZDF-Zuseher ist 59 Jahre alt, bei der ARD sind es 58 Jahre. Ob diese Seher leicht zu gewinnen sind, ist fragwürdig. Die Formate von "TV 50 Plus" werden sich um Wellness und Gesundheit drehen, der Sender will mit Service- und Magazinsendungen punkten. Das Programm soll deutlich langsamer sein als dies bei Privatsendern üblich ist. Der Vorteil gegenüber den Öffentlichen sei, dass Menschen ab 50 nicht erst lange das Programm nach ihren Interessen absuchen müssten, so Ziesch.

Datum: 22.05.2002
Quelle: pte online

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung