Staatliche Wahlmanipulation

Hunderte Christen fehlten auf den Wahllisten

An den Urnen im indischen 73-Millionen-Bundesstaat Madhya Pradesh wurden Hunderte von Christen überrascht: Ihre Namen waren von den Wählerlisten gestrichen worden. Christlichen Wählern wurde ganz einfach die Stimme entzogen.
Christen in Indien

Jetzt erwägen empörte Christen die Einleitung einer offiziellen Untersuchung. 2019 stehen in Indien wegeweisende Wahlen an. Seit die radikale Hindu-Partei BJP an die Macht gekommen ist, ist der Druck auf Christen weiter gewachsen. Jüngste regionale Wahlen in Indien dürften beispielsweise ein Nachspiel haben. Gegen Ende 2018 wurden Christen beim Urnen-Gang in Madhya Pradesh systematisch ausgegrenzt: Wie andere Wähler gingen auch sie zur Wahl, um ihre Stimme zur Wahl des Parlaments ihres Bundesstaates abzugeben. Indien ist ein Bundesland mit 29 Staaten und sieben Unions-Gebieten. Da die Namen dieser Christen nicht auf den Wählerlisten standen, wurde ihnen die Stimmabgabe verweigert.

Ein Beispiel ist Leo Cornelio, Bischof von Bhopal, der Hauptstadt des Staates Madhya Pradesh: Er zeigte im Wahllokal wie gewohnt seine Wahlkarte, konnte jedoch wie Hunderte anderer Christen nicht abstimmen. Empörte Christen erwägen nun, die Einleitung einer offiziellen Untersuchung zu beantragen.

Namen absichtlich gelöscht

Die Leiter der christlichen Gemeinschaft sind sich einig, dass die «Bharatiya Janata Party» (BJP), die hinduistische nationalistische Partei von Premierminister Narendra Modi, für die Entfernung der Namen verantwortlich ist. Modi soll versucht haben, den Sieg der Kongresspartei seines Rivalen zu verhindern, für den die Christen eine Präferenz hätten.

Bischof Leo Cornelio betont: «Das ist eine Ungerechtigkeit und kein gutes Zeichen für die Demokratie. Es ist eine starke Botschaft für die christliche Gemeinschaft, dass sie nicht einmal berücksichtigt wird.»

Christen müssen Identität verbergen, um gehört zu werden

Das zentralindische Madhya Pradesh wird seit 2003 von der BJP regiert. Ähnliche Ereignisse sind bereits an anderen Orten in Indien aufgetreten, wie beispielsweise in Bangalore oder Mangalore im südlichen Bundesstaat Karnataka. Im Mai verlor die BJP die Parlamentswahlen in diesem Bundesland an die Kongresspartei. Bei den Wahlen am 28. November konnten Christen mit hinduistischen Vornamen wählen, aber diejenigen mit christlichen Vornamen verschwanden von den Listen.

Im Jahr 2019 werden in Indien nationale Wahlen abgehalten. Das Ergebnis dieser Wahlen wird entscheidend für die Religionsfreiheit im Land sein. Anlass zur Hoffnung gibt, dass, wie gerade bekannt wurde, in den indischen Bundesstaaten Chhattisgarh, Madhya Pradesh und Rajasthan die BJP-Partei bei den jüngsten Regionalwahlen ihre Regierungsmehrheit verloren hat. Aus diesen Staaten wurden in der Vergangenheit zahlreiche Übergriffe gegen Christen gemeldet, in Chhattisgarh und Madhya Pradesh sind sogenannte «Antibekehrungsgesetze» in Kraft.

Derzeit belegt Indien im Verfolgungsindex von Open Doors den 11. Platz.

Zum Thema:
Maoisten oder Hindus? Pastor in Indien brutal ermordet
Indien: 177 Übergriffe auf Christen im letzten Jahr
Regierung Modi: Indien: Gewalt gegen Christen gehört zum Alltag

Datum: 04.01.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Open Doors

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung